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VWs Antwort auf günstige China-Stromer kommt spät, aber mit Wucht
Mit dem ID. Polo bringt VW endlich wieder einen elektrischen Kleinwagen auf den Markt. Bisher war der etwas grössere ID.3 in Golf-Grösse das Einstiegsmodell. Mit dem ID. Polo kehrt VW ausserdem zu alten Bezeichnungen zurück. Statt des bisherigen Projektnamens ID.2all erhält das kleine E-Auto somit einen vertrauten Namen. Dabei ersetzt der ID. Polo zunächst offenbar nicht den Polo mit Verbrennungsmotor, sondern läuft parallel.
Fünf kleine Elektroautos auf einen Schlag
Der VW ID. Polo basiert auf der neuen Plattform MEB+, einer Weiterentwicklung des modularen Elektro-Baukastens. Die Technik soll künftig bei mehreren Klein- und Kompaktmodellen des VW-Konzerns zum Einsatz kommen – darunter auch bei den Schwestermodellen VW ID. Cross, Skoda Epiq und Cupra Raval, die alle im kommenden Jahr 2026 erscheinen. 2027 folgt dann der Kleinstwagen VW ID.1, der ab rund 20'000 Franken verfügbar sein soll. VW versucht also das Kleinwagen-Segment mit gleich fünf Modellen zu erobern.
Federführend bei der Entwicklung der kleinen Modelle war Cupra. Was aber kann der kleine ID. Polo?
Vertrautes Design, grosser Kofferraum
Mit 4,05 Metern Länge, 1,82 Metern Breite und 1,53 Metern Höhe fällt der ID. Polo kompakter aus als ein Golf oder ID.3 – bietet aber dennoch mehr Kofferraum. Das Ladevolumen soll über 400 Liter betragen, begünstigt durch eine Mulde hinter der Hinterachse. Zusätzlich wird es vorn einen kleinen Frunk geben, in dem beispielsweise das Ladekabel verstaut werden kann.
Optisch zeigt sich der ID. Polo im Stil der neuen VW-Designsprache «Pure Positive». Klare Linien und glatte Flächen dominieren, das Modell wirkt im Vergleich zu früheren VW-Stromern vertrauter. Ein Detail sticht dabei besonders hervor: Die hinteren Türgriffe sind in die C-Säule integriert.
Innenraum: Zurück zu den Knöpfen
Während frühere ID-Modelle vielfach auf berührungssensitive Slider setzten, kehrt der ID. Polo zur klassischen Bedienung zurück. Für die Lautstärke gibt es wieder einen Drehregler, die Klimaanlage wird über Drückschalter eingestellt. Damit reagiert VW auf Kritik an der bisherigen Touch-Bedienung und verspricht ein intuitiveres Konzept. Das Infotainment soll mehr als 100 Apps unterstützen, teilte VW im Rahmen der IAA mit.
Varianten, Reichweiten und Preise
Zum Marktstart im Herbst 2026 plant Volkswagen laut heise.de drei Ausstattungslinien, zwei Batteriegrössen und drei Leistungsstufen. Alle Modelle verfügen über Frontantrieb und eine serienmässige DC-Schnellladefunktion. Die Basisversion mit rund 300 Kilometern WLTP-Reichweite soll weniger als 25'000 Euro kosten. Eine Variante mit grösserem Akku kommt auf etwa 400 Kilometer und dürfte bei rund 30'000 Euro liegen.
Vollständig gezeigt wird der ID. Polo voraussichtlich im Mai 2026. Dann werden auch die technischen Daten enthüllt. Einige Features hat VW aber bereits jetzt bestätigt.
Assistenten aus höheren Klassen
Der ID. Polo soll Technik bieten, die bislang höheren Fahrzeugklassen bei VW vorbehalten war. Dazu zählen der neue adaptive Tempomat mit automatischem Spurwechsel und erstmals einer Ampelerkennung, ein automatischer Einparkhelfer sowie die 360-Grad-Kamera Area View. Die Systeme gehören teilweise zur Sonderausstattung, sollen aber bereits zum Marktstart verfügbar sein.
Als erstes Fazit lässt sich festhalten: Beim Design macht VW keine Experimente. Der ID. Polo sieht so aus, wie es sich die Kunden vorstellen.
Zusätzlich hat Volkswagen bereits die sportliche Variante ID. Polo GTI angekündigt. Das Modell wird voraussichtlich Ende 2026 eingeführt, mit 226 PS (166 kW) und einer elektronischen Vorderachssperre. Als Basis dient ebenfalls der MEB+. Der GTI soll nicht nur höhere Fahrleistungen, sondern auch eine differenzierbare Fahrcharakteristik bieten. Über einen sogenannten «GTI-Erlebnisschalter» liessen sich im Konzeptfahrzeug verschiedene Modi aufrufen – darunter eine Simulation früherer GTI-Generationen.
Mit neuen E-Kleinwagen Marktanteil ausbauen
VW ist bei E-Autos in Europa mit rund 28 Prozent Marktanteil klarer Marktführer, hat aber im Kleinwagensegment seit der Einstellung des Mini-Stromers E-Up eine grosse Lücke im Angebot. Mit den auf der IAA gezeigten neuen Modellen ID. Polo, ID. Cross, Skoda Epiq und Cupra Raval strebe der Konzern nun auch bei den Elektro-Kleinwagen einen Marktanteil von 20 Prozent in Europa an, sagte Konzernchef Oliver Blume auf der Automesse IAA Mobility in München. «Wir haben ein klares Ziel: Eine führende Position im Einstiegssegment in unserem Heimatmarkt Europa.» Gebaut werden alle vier aus Kostengründen in Spanien – und sie seien wirtschaftlich profitabel, betonte Blume.
«Mit dieser neuen Fahrzeugfamilie greifen wir an in einer der volumenstärksten Fahrzeugklassen der Elektro-Mobilität, mit grossem Wachstumspotenzial», sagte der Konzernchef. Dieses Segment habe ein riesiges Potenzial. Der Markt für vollelektrische Kleinwagen in Europa werde nach 2030 rund viermal so gross sein wie jetzt. Das solle auch dem Volkswagen-Konzern Schub geben. «Jedes Jahr wollen wir mehrere hunderttausend Autos dieser Modellreihe verkaufen. Das ist unser Anspruch.»
2026 und 2027 greift VW somit mit voller Wucht an. Damit ist die 2020 mit dem ID.3 lancierte E-Auto-Offensive aber nicht beendet. Mit dem elektrischen Golf und dem elektrischen T-Roc werden wohl gegen Ende des Jahrzehnts die eigentlichen Verkaufsrenner von VW ebenfalls als E-Modelle kommen.
VWs Anteil am E-Auto-Segment steigt
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— Felix Hamer • electricfelix (@electricfelix) August 19, 2025
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Weltweit verkaufte der VW-Konzern von Januar bis Juli knapp 466'000 E-Autos, bei insgesamt 4,41 Millionen Auslieferungen. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum konnte VW die Auslieferung von Batteriewagen um 47 Prozent steigern, in Europa sogar um fast 90 Prozent.
Volkswagen ist bei den kleinen E-Autos aber nicht allein unterwegs: Mit dem ID. Polo zielt der Konzern auf ein Marktumfeld, das sich gerade in Bewegung befindet: Renault hat den neuen R5, Peugeot wird den e-208 überarbeiten, Opel den Corsa Electric. Auch BMW ist mit dem Mini vertreten. Neue Anbieter wie BYD oder MG drängen ebenfalls in das Segment, das lange Zeit von hohen Preisen und geringem Angebot geprägt war. Doch diese Zeiten sind definitiv vorbei.
Mit Material der Nachrichtenagenturen SDA, AWP und DPA

