Im ultrakonservativen Saudi-Arabien darf eine Frau kaum etwas selber entscheiden – fast immer ist die Zustimmung eines sogenannten männlichen «Beschützers» erforderlich. Der entschiedet darüber, wen sie heiraten darf, ob und welcher Arbeit sie nachgehen darf und ob und wohin sie reisen darf. Sogar über alltägliche Sachen, wie zum Beispiel den Kauf von Hygieneprodukten, entscheiden in viele Fällen die Männer.
Seit Februar macht es die Regierung den «Beschützern» leichter. Mit der App namens «Absher» können Männer die Reiserechte ihrer Frauen einschränken. Ein Mausklick reicht dafür.
Nun berichtet This Insider, dass Google die App geprüft habe und entschieden habe, dass sie nicht gegen die Nutzungsbedingungen des Play Store verstosse.
Bei Apple sei die Prüfung indes noch nicht abgeschlossen, heisst es dort weiter. Das Online-Magazin beruft sich dabei auf eine Kongressabgeordnete, die mit Kolleginnen und Kollegen die Sperrung der App gefordert hatte.
Das sagen Menschenrechtsorganisationen zu Absher:
Nach Amnesty International oder Humans Rights Watch verstösst die App ganz klar gegen die Richtlinien der beiden Konzerne. Google und Apple legen in ihren jeweiligen Richtlinien fest, dass Apps verboten seien, die Bedrohung oder Belästigung erleichtern würden. Obwohl die App noch viele weitere, harmlose Dienstleistungen der Regierung anbietet, verstösst Absher mit der Überwachungsfunktion eindeutig gegen diese Regelungen. Jedes Jahr versuchen schätzungsweise mindestens 1000 Frauen aus Saudi-Arabien zu fliehen – etwas, das mit dieser App unterbunden werden soll.
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Kritische Infrastruktur: Bund muss mehr in Cybersicherheit investieren
Das eidgenössische Parlament pocht nach dem Xplain-Skandal auf verbindliche Cybersicherheitsprüfungen wichtiger Produkte und rennt damit bei der Landesregierung offene Türen ein.
Der Bund muss gesetzliche Grundlagen und Geldmittel haben, um vernetzte Infrastrukturen, Geräte und Anwendungen auf Cybersicherheit zu überprüfen. Das verlangt das Parlament. Der Nationalrat hat dazu am Donnerstag eine Motion überwiesen.