Google hat den Zugang zu seinem KI-Chatbot Bard für eine begrenzte Öffentlichkeit geöffnet. «Es handelt sich um ein frühes Experiment, das den Userinnen und Usern die Zusammenarbeit mit generativer KI ermöglicht», schrieben die Google-Manager Sissie Hsiao (Produktverantwortliche) und Eli Collins (Researchverantwortliche) am Dienstag in einem Blogpost.
Ein Faktenfehler in der ersten Demo des Google-Textroboters Bard hatte zuvor für Spott und Häme im Netz gesorgt und liess die Google-Aktie abschmieren.
«Wir haben beim Testen von Bard schon viel gelernt, und der nächste wichtige Schritt zur Verbesserung besteht darin, das Feedback von mehr Menschen einzuholen», heisst es nun.
Googles KI-Chatbot ist anfänglich im Rahmen eines Beta-Tests nur für Anwenderinnen und Anwender aus den USA und Grossbritannien und nur auf US-Englisch verfügbar.
Das Mindestalter beträgt 18 Jahre. Und man muss sich unter bard.google.com in eine Warteliste eintragen. Allerdings ist dies noch nicht mit hiesigem Google-Account möglich.
In einer Demo für The Verge konnte Bard angeblich schnell und fliessend eine Reihe allgemeiner Fragen beantworten und hilfreiche Ratschläge geben, etwa wie man ein Kind zum Bowling-Spielen anregt («Bring sie zu einer Bowlingbahn»), und es gab Empfehlungen zu Filmen und Software.
Tatsächlich sind aber erst wenige aussagekräftige Videos zur Leistungsfähigkeit des KI-Chatbots von Google verfügbar.
Die ersten Eindrücke des Testers, der Bard mit Bing (in die Microsoft-Suchmaschine ist die neuste KI-Version von OpenAI, GPT-4, integriert) verglich:
Wie bei ChatGPT und Bing prangt unter dem Haupt-Texteingabefeld ein Hinweis: Warnend heisst es, dass «Bard möglicherweise ungenaue oder anstössige Informationen anzeigt, die nicht die Ansichten von Google widerspiegeln».
Ja. Es besteht das gleiche Problem wie bei ChatGPT und anderen KI-Chatbots, die auf einem vergleichbaren Sprachmodell basieren. Die Software fälscht Antworten. Und zwar dermassen geschickt, dass es gefährlich werden kann.
Gemäss The Verge konnte Google Bard «eine knifflige Frage nach der maximalen Füllmenge einer bestimmten Waschmaschine» nicht richtig beantworten, sondern erfand drei verschiedene, aber falsche Antworten. Durch Wiederholen der Abfrage seien schliesslich die korrekten Informationen abgerufen worden, aber als User hätte man wohl eine verlässliche Quelle wie das Hersteller-Handbuch beiziehen müssen, um zu erkennen, ob die Angaben der KI stimmen.
Weiter berichtet The Verge:
Google ist in der KI-Forschung seit Jahren in einer Führungsposition, hatte sich bislang aber nicht getraut, die Systeme für einen Zugriff von aussen zu öffnen.
Mit Bard tritt Google gegen ChatGPT des kalifornischen Unternehmens OpenAI an, das wiederum eng durch Milliarden-Investitionen mit dem Softwarekonzern Microsoft verbandelt ist. ChatGPT sorgt seit seiner Veröffentlichung (im November 2022) für Furore und lenkt die öffentliche Aufmerksamkeit stark auf das Thema Künstliche Intelligenz.
Bard basiert ähnlich wie ChatGPT auf einem grossen Forschungs-Sprachmodell (LLM). OpenAI arbeitet mit GPT, aktuell in der Version 4 (GPT-4 genannt). Diese ist auch in die neue Version der Microsoft-Suchmaschine Bing integriert.
Bei Google läuft Bard auf einer abgespeckten und optimierten Version des Sprachmodells LaMDA und soll im Laufe der Zeit mit neueren, leistungsfähigeren Modellen aktualisiert werden. Interessenten können sich ab sofort unter der Webadresse bard.google.com anmelden.
Bard sei eine direkte Schnittstelle zu einem grossen Sprachmodell, schreiben Hsiao und Collins weiter. «Wir sehen es als Ergänzung zur Google-Suche an.» Bard sei so konzipiert, dass man die Suche einfach aufrufen könne, um die Antworten zu überprüfen oder Quellen im Internet zu erkunden.
Bei einem Klick auf «Google it» könne man Vorschläge für Suchanfragen sehen. Die Suche werde in einem neuen Tab geöffnet, damit man relevante Ergebnisse finden und tiefer gehen könne.
Die beiden Google-Manager stellten in Aussicht, Bard weiter zu verbessern und neue Funktionen hinzuzufügen, einschliesslich Codierung, weitere Sprachen und multimodale Erfahrungen. Und eine Sache sei sicher: «Wir werden gemeinsam mit Ihnen lernen, während wir arbeiten. Mit Ihrem Feedback wird Bard immer besser und besser werden.»
Das vorläufige Verdikt von The Verge: Googles KI-Sprachmodell LaMDA sei viel leistungsfähiger, als die bislang verfügbare, eingeschränkte Schnittstelle vermuten lasse.
Mit Material der Nachrichtenagentur SDA
(dsc)