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Google lanciert ChatGPT-Alternative «Bard» – das musst du wissen

Google lanciert KI-Chatbot – und muss sich dem Vergleich mit ChatGPT stellen

Erste praktische Versuche mit dem ChatGPT-Herausforderer zeigen, dass Googles KI noch viel lernen muss ...
22.03.2023, 15:2924.03.2023, 15:44
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Google hat den Zugang zu seinem KI-Chatbot Bard für eine begrenzte Öffentlichkeit geöffnet. «Es handelt sich um ein frühes Experiment, das den Userinnen und Usern die Zusammenarbeit mit generativer KI ermöglicht», schrieben die Google-Manager Sissie Hsiao (Produktverantwortliche) und Eli Collins (Researchverantwortliche) am Dienstag in einem Blogpost.

Ein Faktenfehler in der ersten Demo des Google-Textroboters Bard hatte zuvor für Spott und Häme im Netz gesorgt und liess die Google-Aktie abschmieren.

«Wir haben beim Testen von Bard schon viel gelernt, und der nächste wichtige Schritt zur Verbesserung besteht darin, das Feedback von mehr Menschen einzuholen», heisst es nun.

Für wen ist Bard verfügbar?

Googles KI-Chatbot ist anfänglich im Rahmen eines Beta-Tests nur für Anwenderinnen und Anwender aus den USA und Grossbritannien und nur auf US-Englisch verfügbar.

Das Mindestalter beträgt 18 Jahre. Und man muss sich unter bard.google.com in eine Warteliste eintragen. Allerdings ist dies noch nicht mit hiesigem Google-Account möglich.

«Um Bard nutzen zu können, benötigen Sie ein persönliches Google-Konto, das Sie selbst verwalten. Das bedeutet, dass Sie kein Google-Konto verwenden können, das von einem Elternteil, Erziehungsberechtigten oder Google-Workspace-Administrator verwaltet wird.»
quelle: bard.google.com

Wie ist der erste Eindruck?

In einer Demo für The Verge konnte Bard angeblich schnell und fliessend eine Reihe allgemeiner Fragen beantworten und hilfreiche Ratschläge geben, etwa wie man ein Kind zum Bowling-Spielen anregt («Bring sie zu einer Bowlingbahn»), und es gab Empfehlungen zu Filmen und Software.

Tatsächlich sind aber erst wenige aussagekräftige Videos zur Leistungsfähigkeit des KI-Chatbots von Google verfügbar.

Hier gibt's einen aussagekräftigen Vergleich zwischen Bard und ChatGPT (auf Englisch):

Die ersten Eindrücke des Testers, der Bard mit Bing (in die Microsoft-Suchmaschine ist die neuste KI-Version von OpenAI, GPT-4, integriert) verglich:

  • Bard reagiere schneller als Bing auf User-Eingaben. Das könnte daran liegen, dass die Google-KI noch viel weniger User hat zu Beginn der öffentlichen Testphase. Ausserdem soll das Sprachmodell kleiner sein als GPT-4.
  • Die normale Google-Suche sei bei geografischen Fragen (Wo hat es Blumenläden in der Nähe eines bestimmten Ortes?) zuverlässiger. Tatsächlich wird jeweils unterhalb der KI-Textausgabe auch ein Link zur Google-Suche angezeigt, was für den Tester ziemlich merkwürdig anmutete.
  • Google Bard versagte bei konkreten sprachlichen Fragen rund um Grammatik, Stil und Rechtschreibung.
  • Bei relativ einfacher Mathematik (Prozentrechnung) war Bing deutlich «schlauer» als der Google-Herausforderer.
  • Beim Gedichte-Verfassen wirkte Bard relativ langweilig. Bing sei deutlich «origineller».
  • Google Bard und Bing (GPT-4) versagten bei einfachen Fragen zu Geschichtsdaten, wie zum Beispiel, wie viele Tage zwischen der Eröffnung des Eiffelturmes (31. März 1889) und der Freiheitsstatue (28. Oktober 1886) liegen.
  • Google Bard erzähle die deutlich lustigeren Witze als Bing, habe aber Mühe, (User-)Humor zu erkennen.
«Wie nennt man eine Bing-Suche? Einen hoffnungslosen Fall.»
Microsoft-Witz von Google Bard
  • Dafür war Google Bard besser im Formulieren sogenannter «Prompts», das sind Text-Eingaben für KI-Software, in diesem Fall für die künstliche Bild-Generierung. Laut Tester erzeugte Midjourney mit den Bard-Prompts die überzeugenderen Bilder als mit den Bing-Prompts.
Aufgabe für die KI: «A 2D comic book panel of a superhero in the style of Marvel». Der daraufhin von Google Bard vorgeschlagene Prompt generierte diese Bilder.
Aufgabe für die KI: «A 2D comic book panel of a superhero in the style of Marvel». Der daraufhin von Google Bard vorgeschlagene Prompt generierte diese Bilder.screenshot: youtube

Wie bei ChatGPT und Bing prangt unter dem Haupt-Texteingabefeld ein Hinweis: Warnend heisst es, dass «Bard möglicherweise ungenaue oder anstössige Informationen anzeigt, die nicht die Ansichten von Google widerspiegeln».

Halluziniert die KI?

Ja. Es besteht das gleiche Problem wie bei ChatGPT und anderen KI-Chatbots, die auf einem vergleichbaren Sprachmodell basieren. Die Software fälscht Antworten. Und zwar dermassen geschickt, dass es gefährlich werden kann.

Hier hat Bard offenbar neue Monatsnamen erfunden.
Hier hat Bard offenbar neue Monatsnamen erfunden.screenshot: twitter

Gemäss The Verge konnte Google Bard «eine knifflige Frage nach der maximalen Füllmenge einer bestimmten Waschmaschine» nicht richtig beantworten, sondern erfand drei verschiedene, aber falsche Antworten. Durch Wiederholen der Abfrage seien schliesslich die korrekten Informationen abgerufen worden, aber als User hätte man wohl eine verlässliche Quelle wie das Hersteller-Handbuch beiziehen müssen, um zu erkennen, ob die Angaben der KI stimmen.

Weiter berichtet The Verge:

«Ein Angriff, den wir in unserer Demo nicht testen konnten, ist beispielsweise das Jailbreaking – das Eingeben von Abfragen, die die Sicherheitsvorkehrungen eines Bots ausser Kraft setzen und es ihm ermöglichen, schädliche oder gefährliche Antworten zu generieren.»

Warum dauert das so lang?

Google ist in der KI-Forschung seit Jahren in einer Führungsposition, hatte sich bislang aber nicht getraut, die Systeme für einen Zugriff von aussen zu öffnen.

Mit Bard tritt Google gegen ChatGPT des kalifornischen Unternehmens OpenAI an, das wiederum eng durch Milliarden-Investitionen mit dem Softwarekonzern Microsoft verbandelt ist. ChatGPT sorgt seit seiner Veröffentlichung (im November 2022) für Furore und lenkt die öffentliche Aufmerksamkeit stark auf das Thema Künstliche Intelligenz.

Wie ähnlich sind sich Bard und ChatGPT?

Bard basiert ähnlich wie ChatGPT auf einem grossen Forschungs-Sprachmodell (LLM). OpenAI arbeitet mit GPT, aktuell in der Version 4 (GPT-4 genannt). Diese ist auch in die neue Version der Microsoft-Suchmaschine Bing integriert.

Bei Google läuft Bard auf einer abgespeckten und optimierten Version des Sprachmodells LaMDA und soll im Laufe der Zeit mit neueren, leistungsfähigeren Modellen aktualisiert werden. Interessenten können sich ab sofort unter der Webadresse bard.google.com anmelden.

Bard sei eine direkte Schnittstelle zu einem grossen Sprachmodell, schreiben Hsiao und Collins weiter. «Wir sehen es als Ergänzung zur Google-Suche an.» Bard sei so konzipiert, dass man die Suche einfach aufrufen könne, um die Antworten zu überprüfen oder Quellen im Internet zu erkunden.

Bei einem Klick auf «Google it» könne man Vorschläge für Suchanfragen sehen. Die Suche werde in einem neuen Tab geöffnet, damit man relevante Ergebnisse finden und tiefer gehen könne.

Die beiden Google-Manager stellten in Aussicht, Bard weiter zu verbessern und neue Funktionen hinzuzufügen, einschliesslich Codierung, weitere Sprachen und multimodale Erfahrungen. Und eine Sache sei sicher: «Wir werden gemeinsam mit Ihnen lernen, während wir arbeiten. Mit Ihrem Feedback wird Bard immer besser und besser werden.»

Das vorläufige Verdikt von The Verge: Googles KI-Sprachmodell LaMDA sei viel leistungsfähiger, als die bislang verfügbare, eingeschränkte Schnittstelle vermuten lasse.

«Das Problem für Google besteht jedoch darin, zu wissen, wie viel und in welcher Form dieses Potenzial der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden soll. Nach unseren ersten Eindrücken muss der ‹Barde› sein Repertoire erweitern, wenn seine Stimme gehört werden soll.»

Quellen

Mit Material der Nachrichtenagentur SDA

(dsc)

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