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Offenbar mehr als 30 Menschen wegen Charlie-Kirk-Posts entlassen

Anhänger des ermordeten Aktivisten Charlie Kirk halten in der Agglomeration von Chicago (Illinois), seinem ehemaligen Wohnort, eine Mahnwache ab.
Der Rechtsradikale Charlie Kirk wurde am Freitag bei einer Veranstaltung erschossen.Bild: Jacek Boczarski / Imago

Offenbar mehr als 30 Menschen wegen Charlie-Kirk-Posts entlassen

Die Debatte um den Tod von Charlie Kirk hat für manche Menschen berufliche Folgen. Offenbar wurden zahlreiche US-Amerikaner entlassen, weil sie etwas über den rechten Influencer gepostet hatten.
14.09.2025, 19:1014.09.2025, 19:10
Ein Artikel von
t-online

Mehr als 30 Menschen in den USA sind nach Angaben des US-Senders NPR wegen Äusserungen in sozialen Netzwerken zum gewaltsamen Tod des rechten Aktivisten Charlie Kirk entlassen, suspendiert oder dienstrechtlich überprüft worden. Besonders betroffen sind demnach Lehrerinnen und Lehrer, die sich nach Kirks Ermordung kritisch oder abfällig über seine politische Rolle geäussert hatten – darunter auch mit sarkastischen oder bitteren Kommentaren, die keine direkte Gewaltverherrlichung enthielten.

Laut der Auswertung von NPR waren mindestens 21 der Betroffenen im Bildungssektor tätig. Schulbezirke in mehreren Bundesstaaten haben demnach Lehrkräfte vorläufig vom Dienst freigestellt oder interne Prüfverfahren eingeleitet. In Oklahoma schrieb ein Lehrer laut einem örtlichen Fernsehsender: «Charlie Kirk starb so, wie er lebte: indem er das Schlechteste in Menschen hervorgebracht hat.» Eine Lehrerin in Texas fragte auf Facebook: «Könnten das die Konsequenzen seiner Handlungen gewesen sein, die ihn eingeholt haben?» und ergänzte: «Karma ist eine Bitch», wie aus von Abgeordneten geteilten Screenshots hervorgeht.

Neben Lehrern auch Militärs und Feuerwehrleute im Fokus

Eine stellvertretende Dekanin an der Middle Tennessee State University schrieb laut von Senatorin Marsha Blackburn veröffentlichten Screenshots: «Sieht so aus, als hätte Charlie sein Schicksal selbst heraufbeschworen. Hass erzeugt Hass. NULL Mitleid.» Die Hochschule trennte sich anschliessend von ihr, wie «USA Today» berichtete. In einem weiteren Fall veröffentlichte der Account «Libs of TikTok» einen mutmasslichen Kommentar eines Lehrers aus New York, in dem Kirk unter anderem als «Nazischwein» bezeichnet wurde. Die örtliche Schulbehörde reagierte mit einer öffentlichen Stellungnahme und kündigte eine Untersuchung an.

Betroffen sind jedoch nicht nur Lehrkräfte. NPR listet unter Berufung auf verschiedene Medienberichte weitere Fälle auf – darunter Feuerwehrleute, Angehörige des US-Militärs, ein Mitarbeiter des NFL-Teams Carolina Panthers sowie eine kommunale Beamtin in Indiana.

Rechte Aktivisten und Politiker treiben die öffentliche Aufarbeitung gezielt voran. Accounts wie «Libs of TikTok» und Laura Loomer teilen regelmässig Screenshots der fraglichen Beiträge, oft zusammen mit Klarnamen, Profilbildern und Angaben zum Arbeitsplatz. Eine anonym betriebene Website namens «Expose Charlie’s Murderers» listet laut NPR über 40 Personen auf, die angeblich den Tod Kirks gefeiert hätten. Die Betreiber kündigten an, daraus eine durchsuchbare Datenbank mit über 20'000 Einträgen zu machen.

Forderungen nach Konsequenzen

Auch auf politischer Ebene mehren sich Forderungen nach Konsequenzen. Floridas Bildungsbeauftragter Anastasios Kamoutsas kündigte Untersuchungen gegen Lehrkräfte an, die «verachtenswerte Kommentare» gepostet hätten. Auf Bundesebene erklärte der stellvertretende US-Aussenminister Christopher Landau, er habe US-Konsulate angewiesen, auf Äusserungen aus dem Ausland zu reagieren. Dem Militär kündigte der Navy Secretary John Phelan disziplinarische Massnahmen an, sollten sich Mitarbeitende illoyal oder ehrverletzend äussern.

David Kaye, Professor für internationales Recht und Meinungsfreiheit an der Universität von Kalifornien in Irvine, warnte im Gespräch mit NPR vor einer gefährlichen Dynamik: Zwar sei es falsch, politische Gewalt zu bejubeln, doch eine demokratische Gesellschaft dürfe nicht zulassen, dass Menschen «am öffentlichen Diskurs über die Wirkung einer getöteten Person gehindert werden». Es gehe nicht um Zustimmung zur Tat, sondern um das Recht, Debatten zu führen – auch über kontroverse Persönlichkeiten wie Charlie Kirk.

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186 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Hans Jürg
14.09.2025 20:26registriert Januar 2015
Freedom of Speech gilt offenbae nur noch für die Rechtsextremisten in den USA.
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Lohner
14.09.2025 20:35registriert August 2025
Und genau der Präsident und sein Vice dieses Landes werfen Europa vor, die Menschenrechte und Pressefreiheit nicht zu beachten.
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Viva Svizzera
14.09.2025 20:31registriert März 2023
Natürlich ist es absolut verachtenswert, wenn Menschen den Tod eines anderen feiern – das steht ausser Frage. Aber was wirklich den Nagel auf den Kopf trifft, ist die scheinheilige Doppelmoral, die dabei zum Vorschein kommt. Auf der einen Seite wird mit aller Härte gegen solche Kommentare vorgegangen, während auf der anderen Seite Figuren wie Laura Loomer und ihre Gefolgsleute mit ihren abfälligen, oft hetzerischen Äusserungen durchkommen und das dann als „Meinungsfreiheit“ verkauft wird. Konsequenzen? Fehlanzeige.
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