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Gruppe 764: Sechs Todesopfer auf White Tiger und Co. zurückzuführen

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Bild: Shutterstock

Sadistisches Netzwerk «764» soll sechs junge Menschen in den Suizid getrieben haben

Der Fall um die sadistische Onlinegruppe «764», die Kinder und Jugendliche erpresst, gequält und gar in den Suizid getrieben hat, zieht weite Kreise. Sechs statt wie bisher angenommen zwei junge Menschen sollen vom Menschenhass-Netzwerk in den Tod getrieben worden sein.
28.11.2025, 17:4428.11.2025, 17:44

Die Spur führte nach Deutschland. Im noblen Hamburger Stadtviertel Marienthal wird im Sommer ein damals 20-jähriger Deutsch-Iraner festgenommen, der einer der Köpfe hinter dem Menschenhass-Netzwerk «764» sein soll. Im Internet war er mit dem Nutzernamen «White Tiger» unterwegs. Laut einer neuen Recherche des «Spiegel» soll die Onlinegruppe noch mehr grausame Taten ausgeübt haben, als bisher angenommen, und Teil einer riesigen gewaltverherrlichenden Online-Gemeinschaft sein.

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Mindestens sechs Todesopfer

Im Sommer kam es im Zusammenhang mit dem Tod des 13-jährigen Jay zur Verhaftung in Hamburg. Jay hatte sich nach monatelanger Manipulation und Drohungen auf der Onlineplattform Discord das Leben genommen. Seinen Suizid musste er auf Instagram live streamen. In einer Chatgruppe des 764-Netzwerks wurde darüber gejubelt.

Nun gehen die Ermittelnden in Deutschland dem Verdacht nach, dass auch eine weitere Bluttat das Werk eines Mitglieds der Online-Hassgruppe war. Im Oktober 2024 tötete ein 13-jähriges Mädchen seine 7-jährige Schwester. Ein Online-Kontakt soll sie dazu gedrängt und ihr angedroht haben, ihre Familie auszulöschen, sollte sie nicht gehorchen.

Die Tötung ihrer kleinen Schwester musste sie sie mit ihrem Online-Peiniger teilen. Das ist fester Teil der Masche des sadistischen Netzwerks: Gewalttaten werden mit anderen Forumsmitgliedern geteilt, die sich daran ergötzen.

Nebst dem 13-jährigen Jay, der online nach Freunden suchte, und sich schlussendlich das Leben nahm, soll das Netzwerk gemäss aktuellem Ermittlungsstand sechs weitere Menschen in den Tod getrieben haben.

Menschenhass-Gruppe weiter aktiv

Wie der Spiegel schreibt, ist die 764-Gruppe weiter aktiv. Sie gehört zum Netzwerk «Com», einem globalen Netzwerk des Menschenhasses. Über 1'600 Personen sind Mitglieder in einem der grössten «Com»-Chats.

In den «Com»-Foren werden jegliche Arten von Gewalt abgefeiert. Die Täter drangsalieren und erpressen ihre Opfer nicht nur online, manche von ihnen werden auch selbst aktiv. So etwa ein 22-jähriger Mann aus Deutschland, der im April 2022 in Rumänien eine Frau auf offener Strasse erstach und die Tat live streamte. Die Aufnahmen wurden in verschiedenen «Com»-Gruppen gefeiert.

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Auch auf der bei Gamern beliebte Chat-Plattform Discord wurden Opfer angeschrieben. Bild: www.imago-images.de

Das Durchschnittsalter der Täter liegt gemäss der Datenanalyse des Spiegels bei 20 Jahren. Genauso alt wie der Mann aus Hamburg mit dem Pseudonym «White Tiger», der weiter in Untersuchungshaft ist. In Chatnachrichten, die dem Spiegel vorliegen, bezeichnete sich der Tatverdächtige selbst als Rassist. Er schrieb unter anderem, dass er «pädophil und stolz darauf» sei.

Die teils pädokriminellen und sadistischen Täter der «764»-Gruppe haben es spezifisch auf verletzliche junge Menschen abgesehen. Sie machten in Onlineforen gezielt Jadg auf labile Kinder und Jugendliche, täuschten ihnen Freundschaft vor, manipulierten sie und drängten sie schliesslich zu schweren Selbstverletzungen. In den USA, Schweden, Brasilien, Deutschland und weiteren Ländern mussten die Opfer Aufnahmen ihrer Selbstverletzungen oder sexuellen Handlungen an sich selbst mit ihren Peinigern teilen. Mit dem Material, das sie davon geteilt haben, wurden sie anschliessend erpresst. Und im Extremfall sogar zum Suizid gedrängt.

Der Fall «White Tiger» hat das Treiben der Gruppe in die Öffentlichkeit gebracht, scheint aber nur die Spitze des Eisbergs zu sein. Die «Spiegel»-Recherche fördert zu Tage, dass seit der ersten Festnahme im Zusammenhang mit der Szene im Jahr 2021 über 80 Fälle aus 22 Ländern hinzugekommen sind.

Die Ermittlungsbehörden gehen davon aus, dass das Netzwerk tausende Kinder weltweit kontaktiert und belästigt hat. Die jüngsten Opfer sollen nicht einmal zehn Jahre alt sein.
(hde)

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