Huch, was ist denn jetzt passiert? Nach nur knapp zwei Stunden flimmert bereits der Abspann über den Bildschirm. Ich wurde doch gerade erst warm! War das alles viel zu leicht? Ist mein Reaktionsvermögen doch noch nicht so eingerostet wie ich dachte? Und waren die «Contra»-Spiele schon immer so schnell vorbei? Fragen über Fragen.
Der japanische Spielehersteller Konami hat in den 80ern und 90ern reihenweise Games auf den Markt geworfen, von denen heute viele das Klassiker-Gütesiegel tragen dürfen. Die Run-and-Gun-Reihe «Contra» gehört ebenfalls dazu. Vor allem das legendäre «Super Propotector: Alien Rebels» (Originaltitel «Contra 3: The Alien Wars»), das 1992 auf dem Super Nintendo erschien und einen gewaltigen Impact hatte, blieb vielen noch lange, lange in Erinnerung.
Das Original «Contra» war 1987 ein Münzschlucker in der Spielhalle und wurde für diverse Heimcomputer und Konsolen umgesetzt. Um die zehn Titel umfasst die Spielreihe mittlerweile. Doch seit vielen Jahren ist es sehr still um die Marke geworden. Bis Konami die Rückkehr ankündigte und versprach, dass man bei der nächsten Runde mit einer Neuauflage vor allem die eingefleischten Puristen glücklich machen wird. Die Vorfreude stieg ins Unermessliche.
«Contra: Operation Galuga» ist eine Art Neuinterpretation des ersten Titels, das in der Spielhalle und auf dem NES für ordentliche Balleraction sorgte. Die bekannten und obercoolen Muskelmänner Bill Rizer und Lance Bean schiessen sich durch acht Levels und schicken alles und jeden ins digitale Nirvana, was ihnen vor die Flinte rennt.
Aber warum denn eigentlich genau? Nun, die Geschichte ist so simpel wie immer und braucht keinen Doktortitel im Storytelling, um diese zu verstehen: Die Terroristengruppe Red Falcon hat sich auf der Insel Galuga verschanzt und scheint bald mit übermächtigen Waffen die gesamte Menschheit zu vernichten. Also wird eine Sondereinheit losgeschickt, um die bösen Buben zu beseitigen.
Doch eine ausserirdische Macht scheint auf dem Eiland ebenfalls ihre Zelte aufgeschlagen zu haben und konspiriert mit den Terroristen. Unsere Söldner bekommen es somit nicht nur mit einfachem Fussvolk zu tun, sondern auch mit Alien-Mensch-Tech-Kreaturen, die noch aggressiver und natürlich noch opulenter daherkommen.
Um in den Levels richtig schön aufzuräumen, gibt es immer wieder Waffen-Upgrades, die wir auf dem Weg von links nach rechts oder auch mal von unten nach oben, aufsammeln können. Mit dabei sind natürlich die allseits bekannten Waffen wie Spread Shot, Laser Beam oder Crush Bombs. Via Doppelsprüngen, Rutschen und Greifen, je nachdem welchen Charakter ihr wählt, stehen noch ein paar Turnmöglichkeiten zur Verfügung.
Apropos Charakter: Im Verlaufe des Spiels schliessen sich dem dynamischen Duo noch ein paar weitere Kriegerinnen und Krieger an, die ebenfalls gesteuert werden dürfen. Das Grundprinzip bleibt aber überall gleich: Alles wegballern, öfters mal einen Zwischenboss wegballern, dann weiter alles wegballern bis dann ein bildschirmfüllender Bossgegner ebenfalls weggeballert werden muss und das nächste Level mit derselben Prozedur auf euch wartet. Herrlich. Zwischendurch wird auch mal auf einem fliegenden Flitzer, dem kultigen Hoverbike, Platz genommen, um mit wahnsinniger Geschwindigkeit ins Gefecht zu ziehen.
«Operation Galuga» spielt sich jederzeit flüssig und sorgt für einen wunderschönen Sog. Vertraute Soundeffekte von damals und eine knackige Musikuntermalung treiben weiter voran und kitzeln die Nostalgie. Nett gemeinte Zwischensequenzen wollen uns ab und zu die Geschichte weitererzählen und schaffen sogar einen klitzekleinen Storytwist. Wir nicken kurz freudig, vergessen dann aber gleich wieder alles, weil wir ja hauptsächlich hier sind, um der Run-and-Gun-Leidenschaft zu frönen.
Doch dann geht alles viel zu schnell und der Abspann läuft über den Bildschirm. Jetzt kann man zwar wieder von vorne beginnen, einen zweiten Spieler dazu holen, den Schwierigkeitsgrad nach oben schrauben oder sich im herausfordernden Arcade-Modus versuchen, doch bleiben wir realistisch und ehrlich: Nach zwei Stunden ist der viel zu kurze Spass leider vorbei.
Fazit: Dieses Retro-Actiongame hat mir ein Dauergrinsen aufs Gesicht gezaubert. Mit seiner simplen Optik und Spielmechanik sowie Ohrwurm-Sound hat mich «Operation Galuga» an die glorreiche Zeit erinnert, wo Firmen wie Konami reihenweise Top-Games hervorbrachten und wir uns bei schwierigen Titeln einfach durchgebissen haben.
Ja, das Ding ist kurz. Sehr kurz. Und wer sich damit nicht via Mehrspielermodus länger beschäftigen möchte, bleibt konsterniert. Auch wenn es diverse Modi gibt und weitere spielbare Figuren warten, das Ding ist und bleibt viel zu knapp. Doch ehrlicherweise muss man zugeben, dass «Contra»-Games schon damals eigentlich sehr kurz waren. Weil wir aber meistens nach dem Game Over das gesamte Spiel ohne Speicherfunktion von vorn beginnen mussten, waren wir damit halt auch viel länger beschäftigt.
Auch wenn die Retro-Action schnell vorbei ist, hatte ich als «Contra»-Fan eine wahnsinnig gute Zeit damit und werde bald mit noch härterem Schwierigkeitsgrad eine neue Runde einlegen und meine Nerven strapazieren – wie früher.
«Contra: Operation Galuga» ist ab dem 12. März erhältlich für Playstation 5, Playstation 4, Xbox One, Xbox Series X/S, Nintendo Switch und PC. Freigegeben ab 12 Jahren.