Ab 1990 eroberte das Super Nintendo Entertainment System weltweit Millionen Kinderzimmer. Bei uns erschien der NES-Nachfolger erst 1992 und wurde meist mit Super Nintendo, Super-NES oder SNES abgekürzt. In Europa wurden rund 530 Titel veröffentlicht. 21 davon kann man nun auf der neuen Miniversion des SNES wieder spielen.
Das SNES Mini mit 21 vorinstallierten Spielen und zwei Gamepads kostet rund 100 Franken und steht ab morgen Freitag in den Läden – oder eben auch nicht. Denn genau wie beim NES Mini vor einem Jahr war auch die zweite Retro-Konsole von Nintendo bereits Monate vor dem Verkaufsstart restlos ausverkauft. Einige glückliche Vorbesteller haben die Spielkonsole heute erhalten, viele werden leer ausgehen. Nintendo hat zwar laut eigener Aussage viel mehr Spielkonsolen produziert als noch beim NES Mini, allerdings ist auch die Nachfrage nochmals deutlich gestiegen.
Einige Medien konnten das SNES Mini bereits vor dem Verkaufsstart testen. Wir zeigen, was die Kritiker von Nintendos Comeback der 90er-Jahre-Spielkonsole halten.
Eine Bemerkungen vorweg: Wir haben von Nintendo (noch) kein Testgerät erhalten. Der ausführliche Test des SNES Mini erscheint daher erst, wenn wir ein Testgerät ergattern.
Das Game-Portal Kotaku hat das SNES Mini bereits ausführlich getestet und dabei sehr wohlwollend bewertet.
Mit dem Zitat spielt Kotaku darauf an, dass man Spiele früher nicht ohne weiteres jederzeit speichern konnte. Das ist bei der Neuauflage komplett anders: Zusätzlich zu vier Speicherpunkten gibt es nun die Möglichkeit, das Spiel bei kniffligen Stellen zirka eine Minute zurückzuspulen und von einem früheren Punkt an weiterzuspielen.
Die neue Speicher- und Zurückspul-Funktion ist eines der wenigen Eingeständnisse an die aktuelle Zeit, die Nintendo bei der Neuauflage gemacht hat (siehe folgendes Gif). Ansonsten laufen die Spiele fast genau so wie Anfang der 90er-Jahre – inklusive aller Fehler.
Kotaku betont, dass die 90er-Jahre-Spiele auf dem SNES Mini gut gealtert seien, sprich auch 2017 noch Spass machten. Dies im Gegensatz zu vielen NES-Games aus den 80er-Jahren, die mit wenigen Ausnahmen wie «Super Mario Bros. 3» heute wohl nur noch von überzeugten Retro-Gamern über längere Zeit gespielt werden.
Dem Tester gefällt zudem, dass Nintendo mit dem SNES Mini keine pseudo-moderne Konsole entwickelt hat, sondern sich strikt am Original orientiert. Dazu gehört auch, dass die beiden mitgelieferten Gamepads Eins-zu-eins-Kopien der ursprünglichen Controller sind. Im Lieferumfang befinde sich zudem ein HDMI- und ein USB-Ladekabel.
Spiegel Online hat sich ebenfalls ausführlich mit dem Comeback des Super Nintendo beschäftigt und streicht seinen Hauptvorteil gegenüber dem NES Mini hervor: «Während etliche der kruden 8-Bit-Spiele des kleinen NES der nostalgischen Verbrämung bedürfen, bietet das Mini-SNES auch Spielern ohne Retro-Faible viele Stunden Spass.»
Gelungen sei auch die Benutzeroberfläche der Retro-Konsole: «Die Menüs und Funktionen des SNES Classic Mini zeichnen sich durch Übersichtlichkeit aus», lobt der Tester. Praktisch: Die 21 vorinstallierten Games lassen sich nach einigen Attributen wie Erscheinungsjahr oder Nutzungshäufigkeit sortieren.
Der grösste Kritikpunkt beim NES Mini waren die absurd kurzen Kabel der Gamepads. Glücklicherweise hat Nintendo – zumindest teilweise – dazugelernt: Statt 2,30 Meter wie beim Original-SNES sind die Kabel zwar nur 1,30 Meter lang, damit übertreffen sie aber die viel zu kurzen Mini-NES-Strippen um rund 55 cm. Positiv sei erwähnt, dass Nintendo der Konsole nun zwei Gamepads beilegt, beim NES Mini musste man den zweiten Controller separat kaufen.
Das deutsche Technologie-Portal Golem hat sich intensiv mit der Frage beschäftigt, ob sich die Spiele auf dem SNES Mini wirklich genau gleich spielen lassen wie auf der Originalkonsole. Der Vergleichstest zeigt: «Die Spiele laufen mal auf der Originalhardware, mal auf dem SNES Classic schneller.»
Was beunruhigend klingt, dürfte 99 Prozent aller Spieler gar nicht auffallen, da die Unterschiede minim sind. Der einzig deutlich sichtbare Unterschied sind die kürzeren Ladezeiten beim SNES Mini.
Golem kritisiert wie die meisten Tester die nach wie vor zu kurzen Contoller-Kabel: Sei seien zwar «mit 1,40 Metern länger als die des NES Classic Mini, aber nicht lang genug, um das SNES Classic Mini unter dem Heimfernseher zu platzieren und gemütlich aus zwei bis drei Metern Entfernung zu spielen».
Dem Tester passt auch nicht, dass er regelmässig vom Sofa aufstehen und zum TV trotten muss, um etwa den Reset-Knopf zu betätigen und so ins Hauptmenü zurückzukehren. Fairerweise muss man sagen, dass dies von Nintendo natürlich genau so gewollt ist, um dem Spieler das Original-Spielgefühl einer 90er-Jahre-Konsole zu vermitteln. Wer es bequemer mag, kann sich bei Zubehör-Herstellern einen kabellosen Controller kaufen.
Auch Golem lobt die «insgesamt sehr gute» Spieleauswahl und die fast originalgetreuen Gamepads: «Die Knöpfe und das Digitalkreuz sind sehr gut und fühlen sich vertraut an.»
Auch die Tester beim «Standard» aus Österreich konstatieren, «dass zumindest einige der rund 25 Jahre alten Werke deutlich besser gealtert sind, als die Games der 1980er.» Im Gegensatz zur Vorjahres-Neuauflage NES Mini sei das SNES Mini daher «tatsächlich mehr als ein Sammlerstück.»
Insbesondere Spiele-Klassiker wie «Super Metroid», «Super Mario World» und «Zelda: A Link to the Past» seien gut gealtert und machten auch heute noch Spass. Umgekehrt seien Pseudo-3D-Games wie das erste «Super Mario Kart», «F-Zero» oder das nun erstmals veröffentlichte «Star Fox 2» inzwischen kaum mehr spielbar.
Für Hardcore-Fans ist das bislang unveröffentlichte «Star Fox 2» natürlich für sich allein bereits ein Kaufgrund. Nintendo hat das zum Ende der SNES-Ära entwickelte Spiel nie veröffentlicht, weil es gegenüber 3D-Spielen auf der Playstation grafisch hoffnungslos unterlegen war.
Für den «Standard» ist die neue Retro-Konsole «ein schönes Gesamtpaket trotz verpasster Chancen». Die Tester bedauern insbesondere die fehlende Online-Funktion. Zu den 21 vorinstallierten Games können also keine weiteren heruntergeladen werden.