Dieser Geheimdienst-Experte rät Europa zu Cyberattacken gegen Russland
Der ehemalige Chef des finnischen Geheimdienstes, Pekka Toveri, fordert proaktive Massnahmen gegen die russische hybride Kriegsführung. In einem aktuellen Interview mit dem Sender NTV sagt er:
Der Finne geht aber noch weiter: Er rät zu «eigenen Cybereinsätzen». Pekka Toveri hat zwei Jahre lang den Nachrichtendienst beim finnischen Verteidigungskommando geleitet. Er ist jetzt Abgeordneter im EU-Parlament.
Wie bereits Dänemark und Tschechien sollten auch andere Länder solche Attacken, die im Verborgenen durchgeführt werden, erlauben. Russische Angriffe seien zwar offensichtlich, aber selten gerichtsfest, also schwer zu beweisen und strafrechtlich zu verfolgen.
Westliche Länder sollten deshalb denselben Spielregeln folgen wie die Russen, argumentiert Toveri.
Was schlägt er vor?
Russische Windows-PCs sollen Sicherheitslücken haben
Es biete sich an, die Schwächen an russischen Computern zu nutzen. Viele Rechner arbeiteten dort mit kopierten Windows-Lizenzen, die keine Updates bekommen, so der Ex-Chef der finnischen Militärspione. Dadurch würden sich Sicherheitslücken ergeben, die von westlichen Diensten ausgenutzt werden können.
Aber auch teure Autos aus westlicher Fertigung, wie sie von Putin nahestehenden Oligarchen gefahren werden, sind ein mögliches Ziel. «Wir können Putin und seinen Freunden die Software abstellen. So können wir auch Maschinen aus der Ferne stoppen. Das würde Putins Freunde wirklich ärgern: Wenn sie sich von ihrem Mercedes verabschieden und auf einen Lada umsteigen müssen», sagte Toveri.
Als Beispiel für solche Attacken gab er die von russischen Soldaten gestohlenen landwirtschaftlichen Maschinen aus der Ukraine an. Diese seien dann einfach aus der Ferne abgeschaltet worden – und somit für Russland unbrauchbar. Dennoch gibt es für ihn auch rote Linien. Man dürfe keine nuklearen Systeme angreifen und auch keine Zugunfälle verursachen. Ziel sollten Oligarchen und Putin-Anhänger sein.
Grünen-Politiker ist auch für mehr offensive Massnahmen
Im Oktober hatte auch der deutsche Grünen-Abgeordnete Anton Hofreiter gefordert, offensiver gegen Russland vorzugehen. Dabei gehe es nicht um Drohnenattacken oder Raketen. «Was wir allerdings dringend bräuchten, wären offensive Cyberkapazitäten», sagte Hofreiter in einer NTV-Sendung. «Dass man gegenüber Russland sagt: Wenn ihr hier weiter Scheiss baut mit Cyberangriffen, das können wir auch.» Die Kapazitäten zu haben, würde schon reichen. «Das wäre mal eine effiziente Abschreckung», so der Aussenpolitiker.
Beim deutschen Privatsender Welt TV äusserte sich der CSU-Politiker Florian Hahn Anfang November ähnlich. Er warnte vor zunehmender hybrider Kriegsführung gegen Europa. Er forderte stärkere Abschreckung und stellte die Frage, ob die Allianz künftig selbst aktiver reagieren muss, statt Angriffe nur abzuwehren.
Der Finne Toveri sagte nun zu einem Szenario, in dem Putin nicht mehr an der Macht ist:
Quellen
(dsc)

