Samsung unternimmt einen neuen Anlauf, Klapp-Smartphones aus der Nische zu holen, und stellte am Mittwochnachmittag das Galaxy Z Flip 6 und das Galaxy Z Fold 6 vor – zwei aufklappbare Geräte, die in jeder Hinsicht unterschiedliche Zielgruppen ansprechen.
An der Zubehör-Front ergänzen die Kopfhörer Galaxy Buds 3 Pro, die Galaxy Watch Ultra und der neue Galaxy Ring Samsungs wachsendes Galaxy-Universum. Ausser dem Ring sind alle Geräte ab sofort verfügbar.
Anfang Jahr hat Samsung den Galaxy Ring angekündigt – jetzt ist er da. Na ja, zumindest in einigen grösseren Ländern wie den USA, Deutschland oder Südkorea, denn wir Schweizer schauen zunächst in die Röhre.
Mit dem Galaxy Ring wagt sich Samsung auf neues Terrain: Der smarte Fingerring ist ein unauffälliges Wearable, das ähnliche Funktionen wie Smartwatches oder Fitness-Armbänder bietet: Herzfrequenzüberwachung, Schlaf- und Stressmonitoring, Hauttemperaturmessung zum Tracking der Periode und Schnarch-Erkennung. Bei Letzterem muss sich ein Smartphone in der Nähe befinden, da der Ring selbst kein Mikrofon hat.
Die aufgezeichneten Daten – unter anderem Bewegung im Schlaf, Einschlaflatenz, Atemfrequenz – werden in Samsungs Health App gesammelt und KI-gestützt ausgewertet. Auf Wunsch erhält der User basierend auf den Daten Tipps, wie er beispielsweise seine Schlafgewohnheiten optimieren kann.
Einige Journalisten konnten den Ring aus Titanium bereits ausprobieren. Demnach fühle er sich etwas gross an, sei aber mit zwei bis drei Gramm überraschend leicht. Ein Vorteil gegenüber Smartwatches dürfte sein, dass er einfacher rund um die Uhr getragen werden kann. Samsung gibt die Akkulaufzeit mit bis zu sieben Tagen an, während smarte Uhren meist maximal zwei Tage durchhalten.
Samsung vermarktet den ersten Galaxy Ring als Fitness-Wearable. Weitere Funktionen wie das Bezahlen an der Kasse per Ring fehlen vorerst.
Samsungs Smart-Ring kommt in neun Grössen und in den Farben Schwarz, Silber und Gold. In ausgewählten Ländern kann er ab sofort für 449 Euro vorbestellt werden und ist ab dem 24. Juli im Handel verfügbar. Einen Schweizer Marktstart hat Samsung heute nicht kommuniziert, es dürfte Anfang 2025 werden.
Ohne den Ring selbst ausprobiert zu haben, ist eine Prognose zu den Erfolgschancen schwierig. Der Ring könnte für manche, die keine Smartwatch tragen und keine Benachrichtigungen am Handgelenk wünschen, eine Alternative sein.
Erwähnt sei auch, dass Samsung das Rad nicht neu erfunden hat. Kleinere Anbieter wie Oura waren zuerst mit smarten Ringen auf dem Markt, aber mit Samsung könnte das neue Wearable den Durchbruch schaffen. Dies auch, weil die Südkoreaner anders als andere Anbieter vorerst keine monatliche Abogebühr für die Analyse der Daten verlangen. Samsung langt dafür beim Verkaufspreis mit 450 Euro kräftig zu.
Ich habe mir vor eineinhalb Jahren das Galaxy Z Flip 4 gekauft und bin damit fast restlos zufrieden: In der Hosentasche ist es klein und kompakt, geöffnet hat man ein schmales, handliches und dennoch grosses Display.
Mit dem Flip 6 beschränkt sich Samsung auf Modellpflege: Die wichtigsten Unterschiede zum Vorgänger sind der neue Prozessor (Qualcomms aktueller Snapdragon 8 Gen 3), der knapp zehn Prozent grössere Akku (rund vier Stunden mehr Akkulaufzeit) und die verbesserte Kamera. Diese soll dank höherer Auflösung und künstlicher Intelligenz insbesondere beim Zoom und bei wenig Licht bessere Ergebnisse liefern (was wir in unserem Review ausführlich testen werden).
Da sich das Flip 6 zumindest optisch kaum vom Flip 5 unterscheidet, konzentriert sich Samsung beim Marketing auf die neuen KI-Features. Die Echtzeitübersetzung von Gesprächen bietet beispielsweise schon das Galaxy S24, allerdings kann das Flip 6 für die Darstellung der Übersetzung das Haupt- und das Zweitdisplay nutzen, was etwas komfortabler ist.
Erfreulich ist, dass das Galaxy Z Flip 6 mindestens sieben Jahre Android- und sieben Jahre Sicherheits-Updates erhalten wird und der Anteil an recycelten Materialien erhöht wurde. Um die Langlebigkeit des Geräts zu erhöhen, seien zudem Rahmen und Scharnier nochmals robuster geworden.
Das Flip 6 kommt in mehreren neuen Farben. Rückseite und Rahmen sind matt und der Falz in der Displaymitte ist trotz neuem Scharnier noch immer leicht spürbar (was mich persönlich im Alltag nicht stört).
Das Galaxy Z Flip 6 ist ab sofort ab 1149 Franken verfügbar.
Während sich das kleine Z Flip 6 an ein breites Publikum richtet, ist das grössere und weit teurere Z Fold 6 Samsungs Edel-Foldable für Business-User. Für Büroarbeiten oder kreative Aufgaben lässt sich das 6,3 Zoll grosse Smartphone zu einem handlichen Tablet aufklappen und bedarfsweise per Stift bedienen.
Optisch fällt das neue Fold 6 deutlich eckiger als seine Vorgänger aus und orientiert sich somit am Design des Galaxy S24 Ultra. Es ist auch etwas weniger langgestreckt als noch das Fold 5 und somit näher am Design klassischer Smartphones.
Ein kurzes Ausprobieren zeigt: Das neue Fold ist spürbar leichter und dünner als die Vorgänger und soll dank eines neuen Scharniers und eines verbesserten Armor-Aluminiumrahmens noch einmal robuster geworden sein. War das Foldable bislang nur gegen Wasser geschützt, ist es nun auch gegen das Eindringen grösserer Staubpartikel geschützt. Diese Optimierungen bei Scharnier, Gehäuse und Partikelschutz klingen nicht spektakulär, dürften sich aber als nützlich erweisen. Sinnvolle Upgrades stellen darüber hinaus das um 50 Prozent hellere Haupt-Display und der aktuell schnellste Snapdragon-Prozessor dar.
Weitgehend unverändert präsentiert sich das Kamerasystem. Insbesondere bei Zoomaufnahmen soll die Bildqualität das Vorgängermodell dank KI-basierten Optimierungen dennoch übertreffen.
Apropos generative Künstliche Intelligenz: Wie zu erwarten, bringt Samsung seine bereits vom Galaxy S24 Ultra bekannten KI-Anwendungen auf das Foldable. User können etwa Webseiten oder PDF-Dateien übersetzen lassen oder eigene Notizen KI-gestützt formatieren oder zusammenfassen. An Bord ist zudem Googles KI-basierter Chatbot Gemini sowie weitere KI-Anwendungen wie die Live-Übersetzung von Telefonanrufen.
Die offiziellen Preise für das Galaxy Z Fold 6 starten bei 1829 Franken. Es ist in den Farben Silver Shadow, Pink und Navy ab sofort im Handel.
Samsungs Kopfhörer Galaxy Buds 3 und Buds 3 Pro haben gegenüber den Vorgängern ein radikal neues Design und kommen nun im Stäbchen-Look daher, den wir von Apple und vielen weiteren Kopfhörer-Herstellern seit Jahren kennen. Diese Form erleichtert tendenziell die Bedienung und (für manche Menschen) den Tragkomfort, dürfte sich allerdings negativ auf die Reparierbarkeit auswirken. Fairphone etwa verzichten daher bei seinen neuen In-Ear-Kopfhörern bewusst auf dieses Design.
Mit aktivierter Geräuschunterdrückung (ANC) soll die Laufzeit der Galaxy Buds 3 fünf Stunden betragen, bei den Buds 3 Pro spricht Samsung von sechs Stunden. Durch mehrfaches Nachladen mit dem Lade-Case soll sich die Musikwiedergabe auf bis zu 30 Stunden verlängern lassen.
Auch bei den Kopfhörern nutzt Samsung KI bzw. maschinelles Lernen: Während des Hörens von Musik erkennen die Galaxy Buds 3 Pro beispielsweise Umgebungsgeräusche und passen basierend darauf automatisch das optimale Geräusch und Klangniveau an.
Die Galaxy Buds 3 für 179 Franken und die Buds 3 Pro für 249 Franken sind ab sofort verfügbar und kompatibel mit beliebigen Smartphones ab Android 10.
Zu guter Letzt haben die Südkoreaner auch neue Smartwatches im Gepäck. Die neue Galaxy Watch Ultra ist Samsungs Antwort auf die Apple Watch Ultra. Auffällig ist das Design: Das runde Zifferblatt sitzt in einem eckigen Gehäuse, während die normale Galaxy Watch 7 weiterhin das bekannte, runde Gehäuse besitzt.
Jenseits der Designunterschiede ist das Ultra-Modell etwas grösser und schwerer als die normale Galaxy Watch, kommt mit einem grösseren Akku und funktioniert beispielsweise in einem grösseren Höhenbereich: von 500 Metern unter dem Meeresspiegel bis zu 9000 Metern Höhe.
Die Galaxy Watch Ultra kostet 679 Franken. Sie ist ab sofort im Handel.
Mit der günstigeren Galaxy Watch 7, die sich an ein breiteres Publikum als das Ultra-Modell richtet, betreibt Samsung die übliche Modellpflege: Sie bietet weiterhin einen Herzfrequenz- und Hauttemperatur-Sensor, ein Elektrokardiogramm (EKG) sowie eine Blutsauerstoff- und Blutdruckmessung. Dank neuer Sensoren soll das Monitoring nun deutlich genauer sein und darüber hinaus auch ein akkurateres Schlaf-Tracking ermöglichen.
Erfreulicherweise erhält auch die Galaxy Watch 7 Samsungs neuen Prozessor Exynos W1000, der auch das Ultra-Modell antreibt. Beide Modelle laufen mit der neuen Betriebssystem-Version Wear OS 5 und sind mit Smartphones mit Android 11 oder höher kompatibel.
Die Galaxy Watch 7 ist ab 319 Franken erhältlich und wie die anderen Galaxy-Neuheiten ab sofort verfügbar.