Das Galaxy S24 Ultra gleicht dem Vorgänger wie das iPhone 15 den vergangenen vier iPhones. Jenseits vom bekannten Design hat sich aber viel getan, wie ich in den vergangenen gut zwei Monaten bemerkt habe. Das Wichtigste im Überblick.
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Wuchtige Erscheinung, eckige Form, makellose Verarbeitung: Es ist unverkennbar ein Galaxy Ultra. Man mag grosse Smartphones oder nicht. Man mag das kantige Äussere oder nicht. Klar ist: Das Gerät ist für die bedarfsweise Nutzung mit Stift gedacht und entsprechend macht das 6,8 Zoll grosse Display Sinn. Wer von den rund gelutschten Formen aktueller Smartphones genug hat, ist hier ebenfalls goldrichtig. Alle anderen werden mit dem klassischen Design wie beim kleineren und günstigeren Galaxy S24 glücklicher.
Positiv fallen die symmetrischen und gegenüber dem Vorjahresmodell dünneren Ränder auf. Samsung setzt neu auf ein komplett flaches Display, das am Rahmen nicht mehr abgerundet ist. Die früheren «Curved Displays» sollen erheblich anfälliger für Beschädigungen gewesen sein als flache Bildschirme. Dieses Umdenken ist gut, nur leider bleibt der kostspielige Displaytausch weiterhin eine Herausforderung. Hier muss Samsung dringend nachbessern.
Ebenfalls neu ist der hochwertige Rahmen aus mattem Titan (statt Hochglanz-Aluminium), der einwandfrei in der Hand liegt. Das liegt auch daran, dass Samsung den Übergang vom Rahmen zum Display und zur Rückseite minim abgerundet hat, sodass keine spitze Kante in die Hand drückt. Ein kleines, aber wichtiges Detail.
Die matte Rückseite kommt schlicht daher und die Kamera-Linsen wirken verglichen mit anderen Handys schon fast dezent. Mir gefällt es.
Das Galaxy S24 Ultra hat das beste Display, das ich je gesehen habe. Es gefällt durch eine präzise Farbwiedergabe und bleibt selbst im Sonnenlicht gut ablesbar, da es bei Bedarf nochmals heller als das bereits strahlend helle Display des S23 Ultra wird – und auch heller als Googles Pixel 8 Pro oder Apples iPhone 15 Pro.
Erwähnenswert sind zudem die stark reduzierten Bildschirmreflexionen dank einer neuen Anti-Reflexionsschicht. Verglichen mit dem Galaxy-Ultra-Display wirken iPhone und Pixel wie ein Spiegel.
Samsung nutzt als erster Hersteller «Gorilla Armor»-Glas, das erwiesenermassen besonders kratzfest ist und robuster als jedes andere Handy-Glas sein soll. Man möge mir verzeihen, dass ich dies bei einem 1300-Franken-Testgerät nicht selbst überprüfen wollte. Andere haben es getan. Es hält ziemlich viel aus, aber natürlich nimmt auch dieses Display bei wiederholten Stürzen irgendwann Schaden.
Das Galaxy S24 Ultra knipst teils verblüffend gute Fotos, die alles übertreffen, was ich bislang von Handy-Kameras gesehen habe. Dennoch ist die Kamera auf sehr, sehr hohem Niveau eine leise Enttäuschung. Es ist zwar die bislang beste Samsung-Kamera, aber bessere Fotos als die neusten Smartphones von Apple und Google schiesst sie nicht.
Die Hauptkamera ist ungefähr auf dem Niveau von iPhone 15 Pro Max und Google Pixel 8 Pro (siehe Vergleichs-Video). Der Zoom hingegen ist im Bereich zwischen 3- und 10-facher Vergrösserung eine Klasse für sich und selbst Aufnahmen mit 30-facher Vergrösserung sind oft beeindruckend gut.
Negativ fiel mir auf, dass Googles Pixel 8 Pro in Innenräumen mit schwachem Licht durchs Band hübschere Porträtfotos schiesst, die schärfer wirken und natürlichere Farben zeigen. Auch bei sich schnell bewegenden Motiven wie kleinen Kindern oder Haustieren, die für den perfekten Schnappschuss nicht stillhalten, ist das Google-Phone (primär in Innenraum-Situationen) die klar bessere Wahl. Erwähnt sei auch, dass Samsung daran ist, noch vorhandene Kamera-Schwächen mit Software-Updates auszubügeln.
Ansonsten gibt's wenig auszusetzen. Das vielseitige Kamera-System (Hauptkamera plus zwei Zoom-Kameras und Ultraweitwinkel) dürfte 99 Prozent aller User zufriedenstellen, zumal sich auch die Selfie-Kamera und die Videoqualität auf sehr hohem Niveau bewegen. Insbesondere die Bildstabilisierung bei Foto- und Videoaufnahmen ist exzellent.
Das S24 Ultra ist mit bis zu 20 Prozent Leistungsgewinn gegenüber dem bereits flotten Vorgänger eine Rakete. Apps starten verzögerungsfrei und das Gerät kann problemlos als mobiler PC genutzt werden, wenn man es per HDMI-Kabel mit einem Monitor oder drahtlos im WLAN mit einem Smart-TV verbindet.
Samsung hat seine Desktop-ähnliche Benutzeroberfläche DeX in den vergangenen Jahren stetig weiterentwickelt und inzwischen macht sie einen soliden Eindruck. Mit DeX lassen sich beispielsweise Präsentationen ohne Laptop auf einem Fernseher im Konferenzraum anzeigen. Mit dem im Handy verstaubaren Stift (S-Pen) klickt man bequem durch Präsentationen, das Display dient als Touchpad. Auch Maus und Tastatur lassen sich optional verbinden. Das funktioniert ganz okay, aber natürlich ist das Smartphone deswegen kein vollständiger Laptop-Ersatz.
Bei der rohen Prozessorleistung ist das S24 Ultra in Vergleichstest einen Wimpernschlag langsamer als das iPhone 15 Pro Max und deutlich schneller als Googles Pixel 8 Pro. In der Alltagsnutzung sind die Leistungsunterschiede bis auf ganz wenige Ausnahmen (z. B. Videobearbeitung) nicht spürbar.
Samsung profitiert von Qualcomms neustem Prozessor Snapdragon 8 Gen 3 for Galaxy, der etwas höher getaktet ist als die normale Variante, die andere Smartphone-Hersteller erhalten.
Was immer wichtiger wird: Die neue Grafikeinheit (GPU) des S24 Ultra ist bis zu 30 Prozent schneller als im S23 Ultra und sie schlägt auch das neuste Apple-Phone. Der Grafikprozessor und der gegenüber dem Vorgänger rund 40 Prozent schnellere KI-Chip sind zusammen mit dem 12 GB grossen Arbeitsspeicher und der optimierten Kühlung zentral für die bärenstarke Gaming-Performance. Vom Leistungszuwachs profitieren auch die bislang nur vereinzelt auf dem Smartphone laufenden KI-Anwendungen. Letzteres wird in den nächsten Jahren aber immer häufiger der Fall sein.
Die Akkulaufzeit im Vorgänger war gut, nun ist sie noch etwas besser, obwohl die Akkukapazität mit 5000 Milliamperestunden (mAh) gleich blieb. Möglich macht dies der effizientere Prozessor, die optimierte Kühlung und ein besseres Energiemanagement beim Display. Die Bildrate wird automatisch zwischen 1 und 120 Hz reguliert, um den Akku zu schonen. Wer die Akkulaufzeit maximieren will, kann die Bildfrequenz auf 60 Hz begrenzen. Ich empfehle zudem, die Bildschirmauflösung auf Full-HD+ zu belassen und nicht die maximale QHD+-Auflösung zu wählen.
Bei mir reicht eine Akkuladung bei intensiver Nutzung (4 Stunden pro Tag) und aktiviertem Always-on-Display im Schnitt für 1,5 bis knapp 2 Tage. Die Akkulaufzeit ist vergleichbar mit Apples iPhone 15 Pro Max und etwas besser als bei Googles Pixel 8 Pro.
Das Samsung-Handy lädt mit dem mitgelieferten Ladekabel mit bis zu 45 Watt zwar nicht rekordverdächtig schnell, aber deutlich flotter als die neusten Geräte von Google (30 Watt) und Apple (27 Watt). An einem Schnellladegerät (nicht inklusive) ist es nach 30 Minuten zu gut 60 Prozent geladen, nach einer Stunde steht die Anzeige bei 95 Prozent.
Der Akku ist fest verbaut, kann aber von Reparaturanbietern ausgetauscht werden, um dem Smartphone ein zweites Leben zu schenken.
Das Betriebssystem läuft absolut stabil und ohne den kleinsten Ruckler – und Samsung hat nach all den Jahren sogar die Animationen auf iOS-Niveau gebracht, sodass alles flüssiger wirkt.
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— ICE UNIVERSE (@UniverseIce) January 14, 2024
Persönlich gefällt mir Samsungs Benutzeroberfläche One UI in der neusten Version 6.1 (Testbericht) optisch ziemlich gut und funktional sehr gut. Sie bietet die gleiche Performance wie Googles Original-Android und wie gewohnt nützliche Zusatzfunktionen wie stapelbare Widgets auf dem Startbildschirm.
Wer mag, kann die Software und die Home-Screens bis ins Detail personalisieren, aber auch mit den Standard-Einstellungen erhalten Otto Normalverbraucher ein gut funktionierendes und intuitiv zu bedienendes System.
Dazu kommt das nahtlose Zusammenspiel mit Kopfhörern, Smartwatches, Tablets, Smart-TVs oder Haushaltsgeräten wie Waschmaschinen etc. von Samsung. Zwar beginnt auch Samsung sein inzwischen umfassendes Ökosystem abzuschotten, aber längst nicht so rigid wie Apple. Galaxy-Geräte bleiben immerhin mit Android-Geräten anderer Hersteller kompatibel. So lassen sich beispielsweise mit der neuen von Samsung und Google gemeinsam entwickelten «Quick Share»-Funktion Dateien drahtlos mit anderen Android- und sogar Windows-Geräten teilen.
Mein persönliches Highlight: Das Smartphone erhält sieben Generationen Android-Updates (beim Vorgängermodell waren es vier) und sieben Jahre Sicherheits-Updates (bislang fünf). Wer also 2024 ein Galaxy S24, S24 Plus oder S24 Ultra mit Android 14 kauft, kann es mindestens bis 2031 und Android 21 sorgenfrei nutzen. Samsung zieht beim Software-Support mit Google gleich und verspricht längere Betriebssystem-Updates als Apple, wobei Google und Apple neue OS-Versionen naturgemäss etwas schneller ausrollen können.
Das Haar in der Suppe sind eine Handvoll vorinstallierter Apps (Facebook, Netflix, Microsoft 365), die sich glücklicherweise grösstenteils löschen lassen.
Samsung bringt diverse KI-Funktionen in seine neusten Galaxy-Modelle. Diese funktionieren ähnlich gut oder schlecht wie bei Googles Pixel 8 Pro, was daran liegt, dass Samsung Googles KI-Modelle nutzt.
Ein Beispiel für eine gelungene KI-Anwendung ist Googles neue Bildersuche «Circle to Search» (siehe folgendes GIF), die aktuell noch exklusiv für neue Samsung- und Google-Handys ist. Die KI-gestützte Bildersuche ermöglicht es, in beliebigen Apps nach allem zu suchen, was auf dem Smartphone angezeigt wird. So lässt sich beispielsweise aufspüren, welche Kleidung eine Person auf einem Foto trägt oder wo sich die Sehenswürdigkeit befindet, die man in einem Video erspäht hat.
Zu den weiteren KI-Funktionen zählen:
5. Photo Assist
— EyeingAI (@EyeingAI) January 17, 2024
→ New AI-powered editing options let you get the photo you wanted, like relocating objects and intelligently filling in the space they left behind. pic.twitter.com/tW5so0mKbm
Die vielfältigen KI-Anwendungen, die inzwischen per Update auf One UI 6.1 auch in die Galaxy-S-Modelle von 2023 gekommen sind, im Detail zu erläutern, würde den Rahmen dieses Reviews sprengen. Ich habe sie in einem früheren Artikel bereits ausführlich vorgestellt und getestet.
Bei einem 1300-Franken-Preisschild wird es schwierig, eine hohe Bewertung für das Preis-Leistungs-Verhältnis einzuheimsen. Googles Pixel 8 Pro ist fast gleich gut und mit Aktionsangeboten ab 800 Franken zu haben. Immerhin kann man sich den Preis mit dem Gebotenen schönreden:
Beim Galaxy Ultra zahlt man auch immer einen Aufschlag für Extras wie den mitgelieferten Stift (S-Pen), der sich bei Nichtgebrauch an der Unterseite ins Gerät schieben lässt.
Der S-Pen ist ideal, um schnell von Hand Notizen zu verfassen, zu zeichnen oder auf Dokumenten Anmerkungen zu erstellen. Wer mag, kann so auch von Hand E-Mails oder WhatsApp-Nachrichten schreiben, die von der Handschrifterkennung fortlaufend und direkt in der jeweiligen App in getippten Text umgewandelt werden. Übrigens passt auch der Stift des Galaxy Note 8 von 2017 weiterhin ins S24 Ultra. So soll das sein!
Nutzt man Features wie Stift, Super-Zoom oder Desktop-Modus (Handy als PC-Ersatz) regelmässig, lohnt sich das Gerät. Sonst … eher nicht.
Das Galaxy S24 Ultra lässt kaum Wünsche offen, sofern man über die teils halb garen KI-Anwendungen hinwegsieht. Diese sind auch auf dem S24 und S24 Plus verfügbar und primär für die Fotobearbeitung nützlich, aber sicher kein alleiniger Kaufgrund.
Samsung hat gegenüber anderen Herstellern den Vorteil, viele Komponenten wie Speicher, Kamera-Sensoren und Displays selbst herzustellen und die neuste Technologie zuerst im eigenen Top-Modell integrieren zu können. Das Resultat ist ein grosses, optisch gelungenes und technisch nahezu perfektes High-End-Gerät, das ausser Spiegeleier kochen fast alles kann – und entsprechend kostspielig ist.
Da vermutlich viele User nur einen Bruchteil der Möglichkeiten des S24 Ultra ausschöpfen, würde ich den allermeisten zu den günstigeren Modellen Galaxy S24 oder S24 Plus raten. Diese sind Stand März 2024 ab 750 bzw. 950 Franken zu ergattern, während das Ultra-Modell bei vielen Händlern knapp 1200 Franken kostet. Deutlich günstiger sind die beliebten Galaxy-A-Modelle, die seit 2022 immerhin vier Android-Updates erhalten.
Sind wir ehrlich: Wenn man auf den Stift, das kaum spiegelnde und besonders robuste «Armor»-Display sowie den Super-Zoom verzichten kann, ist das ähnlich grosse und günstigere S24 Plus die bessere Wahl. Soll das Handy handlich und günstiger sein, bieten sich das kleinere S24, Googles Pixel 8 oder Samsungs klappbare Smartphones (Galaxy Z Flip 5 oder Flip 4) an.
Wer zwischen S24 Ultra und S23 Ultra von 2023 schwankt, sollte zum neuen Modell greifen, da es sieben Generationen Android-Updates erhält, während beim Vorgänger nach vier Android-Updates und fünf Jahren Sicherheits-Updates Schluss ist.
Mit dem Software-Support bis mindestens 2031, dem schnellsten Mobile-Prozessor von Qualcomm und 12 GB Arbeitsspeicher ist das neue Galaxy Ultra auf jeden Fall zukunftssicher.