Tesla-Chef Elon Musk setzt für die Zukunft des Elektroauto-Herstellers auf ein Robotaxi – und einen selbstfahrenden Bus. Das Fahrzeug mit dem Namen «Cybercab» hat zwei nach oben öffnende Flügeltüren und sieht aus wie ein Coupé auf Basis des Tesla-Bestsellers Model 3.
Tesla wolle die Produktion der Fahrzeuge voraussichtlich 2026 beginnen, sagte Musk. Zugleich räumte er ein, dass er dazu neige, zu optimistisch bei Zeitplänen zu sein. Den «Cybercab» werde es auch zu kaufen geben – und er solle in den USA weniger als 30'000 Dollar (plus Steuern) kosten.
Zunächst solle Software zum autonomen Fahren, bei der Menschen nicht eingreifen müssten, im kommenden Jahr in Texas und Kalifornien in den aktuellen Fahrzeugen Model 3 und Model Y auf die Strasse kommen. Modelle früherer Jahrgänge mit schwächerer Hardware gehen anscheinend leer aus.
Musk liess sich zur Bühne bei dem Event auf dem Gelände des Hollywood-Studios Warner Bros. in Los Angeles von einem der «Cybercabs» ohne Lenkrad fahren. Da es ein Privatgelände ist, brauchte Tesla für die wochenlang vorbereitete Veranstaltung keine Genehmigung der Verkehrsbehörden.
Robotaxi pic.twitter.com/zVJ9v9yXNr
— Tesla (@Tesla) October 11, 2024
Ausserdem zeigte Musk einen futuristisch aussehenden selbstfahrenden Mini-Bus mit dem Namen «Robovan», in den bis zu 20 Personen passen. Die keilförmige Front erinnert etwas an frühere Zukunftsvisionen für Lokomotiven. Die «Robovan» könnten auch Güter befördern, sagte Musk. Es gab keine Angaben dazu, wann die Fahrzeuge auf die Strasse kommen könnten.
Einen Auftritt hatte auch Teslas humanoider Roboter «Optimus», der laut Musk «das grösste Produkt jeder Art überhaupt» sein werde. Jeder Mensch werde mindestens einen als mechanischen Helfer haben.
Elon Musk'ın tanıttığı Optimus Robot'un ABD satış fiyatının 20.000 ila 30.000 dolar arasında olacağı belirtildi. pic.twitter.com/rXRiKeDMXJ
— Whisper (@whisperhaber) October 11, 2024
Das Event begann mit fast einer Stunde Verspätung. Musk verwies auf einen medizinischen Notfall unter den Anwesenden.
In den weitläufigen Filmkulissen stellte Tesla eine kleine Flotte von «Cybercabs» bereit, um die Anwesenden zu kutschieren. Eingeladen waren Analysten sowie Tesla-Influencer, die den Elektroauto-Konzern und dessen Gründer online übermässig loben, (um den Aktienkurs zu pushen). Medienvertreter waren nicht willkommen.
Musk unterbrach für den Event seine Wahlkampf-Unterstützung für Donald Trump, der im November zurück ins Weisse Haus will.
Musk kündigte schon seit 2016 immer wieder an, dass Tesla bald den Durchbruch beim autonomen Fahren schaffen werde. Die Menschen am Steuer würden während der Fahrt in wenigen Monaten schlafen können, sagte er ein Jahr später. Er versprach auch schon vor Jahren, dass alle Tesla-Besitzer ihre Autos alleine zum Geldverdienen auf eine Robotaxi-Plattform losschicken können werden.
In der Realität ist Teslas «Autopilot» selbst in der fortgeschrittenen Version mit dem Zusatz «Full Self-Driving» (komplett selbstfahrend) bisher nur ein Fahrassistenz-System, bei dem die Menschen am Steuer stets die Verantwortung tragen und jederzeit bereit sein müssen, die Kontrolle zu übernehmen.
Tesla-Fahrer in den USA dürfen die FSD-Variante von «Autopilot» schon seit mehreren Jahren in einer Beta-Version testen. Auch zuletzt berichteten viele, dass die Software versucht, auf Rot über Kreuzungen zu fahren oder aus der falschen Spur abzubiegen. Deshalb müssen die Fahrer immer wieder ins Lenkrad greifen.
Dabei gibt es bereits tatsächliche Robotaxis, vor allem von der Google-Schwesterfirma Waymo. Ihre Wagen machen ohne einen Menschen am Steuer jede Woche mehr als 100'000 Fahrten mit Passagieren in vier US-Städten. Vor allem in San Francisco gehören die zu selbstfahrenden Autos umgebauten Jaguar-Elektrofahrzeuge von Waymo zum Stadtbild. Auch in China machen Robotaxi-Entwickler wie der Tech-Konzern Baidu schnelle Fortschritte.
Anders als Waymo und andere Robotaxi-Entwickler beharrt Musk darauf, dass selbstfahrende Autos nur mit Kameras und ohne die teureren Laser-Radare zu schaffen seien. Viele Branchenexperten zweifeln daran, dass solche Fahrzeuge genug Informationen über den Strassenverkehr sammeln können.
Musk stellte für das Robotaxi die Entwicklung eines günstigeren Tesla-Modells auf einer neuen Plattform zurück, das dem Vorreiter einen grösseren Markt eröffnen sollte. Stattdessen verkündete Musk, die Zukunft von Tesla liege im autonomen Fahren.
In den vergangenen Monaten schwächte sich das einst rasante Wachstum von Tesla deutlich ab. Entsprechend ist auch der Aktienkurs deutlich von den einstigen Höchstständen entfernt, bei denen Tesla mehr als eine Billion Dollar wert war.
Musk ist bekannt dafür, die Fantasie von Investoren immer wieder mit vollmundigen Versprechen und Zukunftsvisionen anzufachen. Der Aktienkurs ist nicht unerheblich für Musk: Die Tesla-Beteiligung macht einen Grossteil seines Vermögens aus, das der Finanzdienst Bloomberg aktuell auf mehr als 250 Milliarden Dollar schätzt.
Teslas Robotaxi-Event begann um 19 Uhr (Lokalzeit) in Kalifornien, also in der Schweiz in der Nacht auf Freitag um 4 Uhr (MEZ).
Die Tesla-Veranstaltungen «We, Robot» wurde auf dem Live-Kanal des Unternehmens bei YouTube sowie auf Twitter übertragen.
The future will be streamed live
— Tesla (@Tesla) October 9, 2024
10/10, 7pm PT https://t.co/YJEjZIYoTA
(sda/dpa/oli)