Hacker haben am Montag über die Programminformationen von russischen TV-Sendern Antikriegsbotschaften verbreitet. Offenbar wurden Sendermenüs, bzw. die Namen der Sendungen verändert, sodass verschiedene Slogans gegen den russischen Angriffskrieg zu sehen waren. Dies kurz vor Beginn der Militärparade auf dem Roten Platz zur Feier des Sieges über Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg.
Die Nachricht der Hacker lautet: «Das Blut Tausender Ukrainer und Hunderter ihrer getöteten Kinder klebt an euren Händen. Fernsehen und Behörden lügen. NEIN zum Krieg!»
Das berichtet unter anderem die ukrainische Zeitung Rakurs, die sich auf Informationen der russischen Oppositionspolitikerin und Moderatorin Xenija Sobtschak beruft. Auf russischsprachigen Twitter-Accounts werden Bilder geteilt, auf denen die gehackten TV-Sendermenüs zu sehen sind.
Die Botschaft war angeblich bei grossen TV-Sendern wie Channel One, Rossiya-1 und NTV-Plus zu sehen. Der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge tauchten die Mitteilungen auch im Kabelfernsehen auf. Sie sprach von Hacking. Der Cyberangriff soll auch den landesweiten Sender TV Zvezda des russischen Verteidigungsministeriums betroffen haben.
This morning the online Russian TV schedule page was hacked
— Francis Scarr (@francis_scarr) May 9, 2022
The name of every programme was changed to "On your hands is the blood of thousands of Ukrainians and their hundreds of murdered children. TV and the authorities are lying. No to war" pic.twitter.com/P2uCNz8cqa
The hacked message is everywhere on TV. Here, it's on RUSSIA ONE government propaganda TV channel.
— Igor Sushko (@igorsushko) May 9, 2022
"Your hands are covered in blood from deaths of thousands of Ukrainians and their children." #RussianResistance
👏 pic.twitter.com/SpA59SCrwB
Auch auf Telegram finden sich Videos, welche die gehackten russischen TV-Sender zeigen.
Ausserdem sollen Hacker den russischen Videodienst Rutube angegriffen haben, der zu Rostelecom gehört. Am Montagmorgen war der Dienst nicht erreichbar. Die Entwickler hatten laut Rakurs mitgeteilt, «den Vorfall lokalisiert» zu haben.
Russische TV-Sender wurden schon zuvor gehackt: Laut der britischen BBC ist bestätigt, dass es Anonymous-Aktivisten bereits kurz nach Kriegsbeginn gelang, das russische Fernsehen zu hacken und für zwölf Minuten das Programm zu übernehmen. Der Hack wurde in einem kurzen Videoclip festgehalten, in dem das normale Programm durch Bilder von Bombenexplosionen in der Ukraine unterbrochen wird und Soldaten über die Schrecken des Konflikts sprechen. Die BBC stöberte die Frau auf, die das Video zuerst in den sozialen Medien veröffentlicht hatte. Sie lebt in den USA und erhielt es von ihrem in Russland lebenden Vater.
Die Frau erzählte der BBC: «Mein Vater rief mich an, als es passierte, und sagte: ‹Oh mein Gott, sie zeigen die Wahrheit!› Also habe ich ihn dazu gebracht, es aufzunehmen und ich habe den Clip online gestellt.»
Das besagte Video:
JUST IN: #Russian state TV channels have been hacked by #Anonymous to broadcast the truth about what happens in #Ukraine. #OpRussia #OpKremlin #FckPutin #StandWithUkriane pic.twitter.com/vBq8pQnjPc
— Anonymous TV 🇺🇦 (@YourAnonTV) February 26, 2022
Mitte März wurde Putins öffentlicher Auftritt im Moskauer Luschniki-Stadion vom Staatsfernsehen abrupt unterbrochen – offiziell wegen eines technischen Fehlers. Anonymous-Aktivisten behaupteten damals, sie hätten die Finger im Spiel gehabt und eine technische Störung provoziert.
Russland begeht heute seinen wichtigsten Nationalfeiertag mit der traditionellen Militärparade zum «Tag des Sieges» über Nazideutschland. Millionen Russen verfolgen die Parade und die Rede Wladimir Putins zu Hause an ihren Fernsehgeräten.
Die neusten Hacks sind nicht die ersten Angriffe von Hacktivisten gegen russische Medienportale. Im Februar zum Beispiel waren mehrere Webseiten russischer Medienunternehmen gehackt worden. Auf den Startseiten der Nachrichtenportale Kommersant, Izvestia, TASS, Forbes und Takik Dehl prangte ein Aufruf, in dem dazu aufgefordert wurde, «den Wahnsinn zu stoppen und Söhne und Ehemänner nicht in den sicheren Tod zu schicken».
(t-online, sha, oli)
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