2017 gelang ETH-Forschern eine Weltpremiere: Sie stellten mittels 3D-Druck ein funktionsfähiges Herz aus Silikon her. Das künstliche Herz hält allerdings nur etwa 30 bis 40 Minuten bzw. für rund 3000 Schläge. Danach kommt es zu Rissbildungen. Das Herz aus dem 3D-Drucker stellt somit erst einen Machbarkeitsbeweis dar, es ist aber bei weitem noch nicht stabil genug, um es Menschen einsetzen zu können.
Trotzdem: Künftig könnten langlebigere Herzen aus dem 3D-Drucker Menschen das Leben retten, indem sie die Zeit bis zur Transplantation eines echten Herzes überbrücken. Bis dahin ist es jedoch noch ein langer Weg.
Inzwischen ist die Forschung gar ein Stück weiter, um komplexe Organe wie ein menschliches Herz oder Blutgefässe zu drucken: Einer Biotechnologie-Firma aus Chicago ist es gelungen, menschliches Herzgewebe im 3D-Drucker zu drucken. Das Verfahren könnte dereinst zur Behandlung von Herzerkrankungen genutzt werden.
Gleich geht's weiter mit den genialen Dingen aus dem 3D-Drucker, vorher ein kurzer Hinweis:
Und nun zurück zur Story ...
Zwar lässt sich heute von Lebensmitteln über Hautgewebe bis Beton fast alles drucken, aber im Bereich des 3D-Drucks von Magneten steckt die Forschung noch in den Kinderschuhen.
Der 26-jährige ETH-Doktorand Kai von Petersdorff-Campen hat nun ein neues Verfahren entwickelt, um selbst magnethaltige Produkte schnell per 3D-Druck herzustellen. Dabei wird Magnetpulver direkt in den Plastik eingedruckt. Petersdorff-Campen hat dies anhand einer magnetischen Herzpumpe aus dem 3D-Drucker demonstriert.
Was für Laien wenig spektakulär klingen mag, könnte ein wichtiger Durchbruch sein, denn Magnete sind nicht nur in medizinischen Geräten zu finden, sie befinden sich auch in Elektromotoren, die in vielen Alltagsgeräten enthalten sind: Von der PC-Festplatte über Lautsprecher bis zur Mikrowelle. Das Potenzial des 3D-Drucks von magnetischen Teilen sei daher gross, schreibt die ETH.
Die Herzpumpe ist nur ein Anwendungsbeispiel für das neuartige 3D-Druckverfahren. «Mein Ziel war nicht, eine gute Herzpumpe herzustellen, sondern das Prinzip aufzuzeigen, wie sie in einem einzigen Arbeitsschritt hergestellt werden kann», sagt der Jungforscher. Mit dem neuen Verfahren besteht die Hoffnung, dass künftig diverse magnethaltige Produkte aus dem 3D-Drucker möglich werden.
Weltweit leben geschätzt 20 Millionen Menschen mit Amputationen, viele davon in Entwicklungsländern. Teure Prothesen werden oft in aufwändiger Handarbeit hergestellt. Einerseits sind solche Prothesen für arme Menschen unerschwinglich, andererseits mangelt es in Entwicklungsländern an Profis, die das entsprechende Know-how haben. Neue Hoffnung für Millionen Menschen gibt es in Form von günstigen Prothesen aus dem 3D-Drucker.
Entwickelt wurden die 3D-Drucker-Prothesen von Christopher Hutchinson, der in Genf aufgewachsen ist und selbst eine Beinprothese trägt. Im Video erklärt er, wie Prothesen auch in Entwicklungsländern per 3D-Druck hergestellt werden könnten.
2015 wandte sich Julie Abraham aus Kentucky mit einer speziellen Bitte an die Universität in Louisville: Eine «Roboterhand» für ihren Enkel Lucas, der mit einer missgebildeten rechten Hand geboren wurde. Sie hatte gehört, wie der damals sechsjährige Junge zu seiner Mutter sagte: «Mama, wann werde ich endlich eine Roboterhand bekommen?»
Die Studenten liessen sich nicht zweimal bitten und stellten per 3D-Drucker gleich drei Handprothesen für den Jungen her. Lucas habe binnen Minuten gelernt, mit der neuen Hand einen Ball zu greifen, sagte Gina Bertocci, Professorin für Biotechnologie an der Universität. Unterstützung hatten die Studenten von der Gruppe «Enabling The Future», die sich auf das Entwickeln und Drucken von Prothesen spezialisiert hat. Jede der so gedruckten Prothesen kostet gerade mal 50 Franken.
«Sie sind wirklich cool. Ich liebe sie», zitierten lokale US-Medien den Jungen, als er die gedruckten Prothesen ausprobieren konnte. Und sein Vater meinte: «Alles, was er greifen kann, will er jetzt auch greifen.» Lucas habe sich zwar immer zu helfen gewusst, aber jetzt habe er ein neues Werkzeug für Handgriffe, die für andere selbstverständlich seien.
3D-Bioprinter können Haut drucken, allerdings sind die Geräte teuer, langsam und sperrig. Kanadische Forscher haben nun einen tragbaren 3D-Hautdrucker entwickelt, der innerhalb von zwei Minuten Gewebe an Ort und Stelle bildet und so die Behandlung von Verbrennungen revolutionieren könnte.
Auch hier gilt: Bis der 3D-Hautdrucker im Alltag von Ärzten eingesetzt werden kann, könnten noch Jahre vergehen. Vor der Zulassung müssen diverse klinische Studien durchgeführt werden.
Der neunjährige Dackel Patches hatte einen Gehirntumor von der Grösse einer Orange. Um den Tumor zu entfernen, mussten rund 70 Prozent des Schädels entfernt werden. Vor der Operation wurde ein CT-Scan (Computertomographie) gemacht, der Schnittbilder des Schädels berechnet. Ein kanadisches Team aus mehreren Tierärzten und Software-Ingenieuren konnte so den Tumor und die krankheitsbefallenen Teile des Hundeschädels identifizieren und eine massgeschneiderte Schädelkappe aus Titan für den Hund herstellen.
Die erfolgreiche Operation dauerte vier Stunden. Die Ärzte hoffen nun, dass die gewonnenen Erfahrungen helfen, die 3D-Druckmethode auf Menschen zu adaptieren.
Früher mussten extern bestellte Implantate im Operationssaal von Hand zugeschnitten und geformt werden. Heute kommen sie im Universitätsspital Basel zeitnah aus dem eigenen 3D-Drucker-Labor.
Die Chirurgen konnten dank Schablonen aus dem 3D-Drucker das Risiko für Komplikationen bei komplexen Kiefer-Gesichts-Operationen senken, die Operationszeiten verkürzen und somit auch Kosten sparen. Die Rede ist von Einsparungen von bis zu 2000 Franken pro gesichtschirurgischer Operation. «Der Zugriff auf On-Demand-3D-Druck hat unsere Arbeitsweise revolutioniert, insbesondere bei Patienten mit schweren Gesichtsschädelverletzungen», wird ein Arzt des Universitätsspitals zitiert.
In Dübendorf bei Zürich entsteht unter Leitung der ETH ein Haus, das auf mehreren neuartigen Bautechnologien beruht: Roboter und 3D-Drucker produzieren Mauern, Geschossdecken und bauen Holzbauelemente zusammen. So wird etwa die Schalung der Geschossdecke mithilfe grossformatigen 3D-Sanddrucks hergestellt. Damit ist es möglich, komplexe Formen oder Aushöhlungen zu gestalten, die mit normalen Fertigungsmethoden nicht möglich wären.
Diese neuen digitalen Technologien im Hausbau seien insgesamt nachhaltiger, effizienter und böten gestalterisch völlig neue Möglichkeiten, sagt die ETH.
Die Initiative «Print Your City!» hat sich zum Ziel gesetzt, Plastikmüll in die Form von Parkbänken zu giessen – natürlich mithilfe von 3D-Druckern. Hinter dem Projekt steht ein holländisches Architekten- und Designer-Duo.
Der jährliche Plastikabfall von drei niederländischen Einwohnern reiche, um eine grosse Kunststoffbank drucken zu können, sagen die Erfinder der Recycling-Bank. Die speziellen Sitzgelegenheiten werden aus recycelten Kunststoff-Pellets gedruckt. Sie sollen bei der Bevölkerung nicht zuletzt das Bewusstsein für die Umwelt stärken, hoffen die Erfinder.
Die NASA hat eine Refabricator genannte Maschine entwickelt, die künftig nicht nur auf Raumstationen oder Weltraumreisen benötigte Teile und Werkzeug drucken kann, sondern auch wiederverwertbare Kunststoffmaterialien für den 3D-Druck recycelt.
Der Platz auf Raumstationen und insbesondere in Raumschiffen ist knapp und Versorgungslieferungen sind teuer, daher macht es Sinn, wenn die Astronauten benötigte Ersatzteile vor Ort drucken können.
Sollen Raumschiffe die Erdumlaufbahn verlassen, wird es nicht mehr möglich sein, Ersatzteile oder Werkzeug für alles an Bord dabei zu haben. «Der Refabricator wird einer der Schlüssel für ein nachhaltiges Logistikmodell für die Produktion, das Recycling und die Wiederverwendung von Teilen und Abfallmaterial im All sein», sagt die NASA.