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Frankreich: «Nehmen keine weiteren Flüchtlinge auf»

Manuel Valls, Premierminister Frankreichs. 
Manuel Valls, Premierminister Frankreichs. 
Bild: MICHAEL DALDER/REUTERS

Frankreich erteilt Merkel eine Abfuhr: «Nehmen keine weiteren Flüchtlinge auf»

13.02.2016, 17:1713.02.2016, 17:46
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Wenige Tage vor dem EU-Gipfel wächst in Europa der Widerstand gegen den Kurs Deutschlands in der Flüchtlingsfrage. Frankreichs Premierminister Manuel Valls schloss am Samstag aus, dass sein Land weitere Flüchtlinge aufnimmt.

Er stellte sich damit gegen Pläne der deutschen Bundeskanzlerin Kanzlerin Angela Merkel (CDU), künftig Schutzsuchende in der EU gleichmässiger zu verteilen. Valls sagte, Frankreich stehe zu seiner Zusage in der EU, 30'000 Flüchtlinge aufzunehmen. «Dazu sind wir bereit, aber nicht zu mehr.»

Diese Rettung kam in letzter Sekunde

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Diese Rettung kam in letzter Sekunde
Eine Hubschrauberbesatzung der türkischen Küstenwache hat einen Menschen von einem sinkenden Schiff gerettet. Der Mann klammerte sich an den Bug, als ihn die Retter entdeckten.
quelle: x80001 / handout
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Seine Regierung sei gegen ein dauerhaftes System zur Umverteilung, sagte Valls nach Angaben seinen Büros am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz. Auch Polen und Ungarn wehren sich gegen solche Quoten und lehnen es wie mehrere weitere EU-Staaten ab, nennenswert Flüchtlinge aufzunehmen.

Hilfe für Mazedonien 

Einige EU-Staaten wollen nun Mazedonien dabei helfen, schon bald die sogenannte Balkan-Route für Flüchtlinge abzuriegeln. Ausser Österreich, Kroatien und Slowenien bieten auch Ungarn, Polen, Tschechien und die Slowakei Unterstützung an.

«Solange eine gemeinsame europäische Strategie fehlt, ist es legitim, dass die Staaten auf der Balkanroute ihre Grenzen schützen», sagte der slowakische Aussenminister Miroslav Lajcák dem «Spiegel». «Dabei helfen wir ihnen.»

Flüchtlinge kämpfen gegen Grenzen

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Flüchtlinge kämpfen gegen Grenzen
15. September, Istanbul, Esenler Busbahnhof: Die Regierung hält Tickets an die Grenze zurück, Flüchtlinge protestieren.
quelle: getty images europe / ahmet sik
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Hintergrund ist, dass der Andrang von Flüchtlingen und Migranten nicht abebbt. Weiter setzen pro Woche Tausende Flüchtlinge mit Booten aus der Türkei nach Griechenland über und schlagen sich auf der Balkanroute nach Norden durch, vor allem nach Deutschland.

Deswegen will nun auch die NATO in der Ägäis die Routen der Schleuser beobachten und die Aufklärungsergebnisse den Küstenwachen geben.

Spannung vor EU-Gipfel

Für den EU-Gipfel am Donnerstag und Freitag in Brüssel bergen Valls klare Äusserungen Sprengstoff. Denn Merkel will erreichen, dass künftig ein Teil der in der Türkei ankommenden Flüchtlinge in der EU verteilt wird. Im Gegenzug soll die Türkei, die die meisten Flüchtlinge beherbergt, dafür sorgen, dass sich weniger Flüchtlinge übers Meer nach Griechenland aufmachen.

Österreichs Aussenminister Sebastian Kurz bot Mazedonien an, bei der Grenzsicherung mit Polizisten und Technik zur Seite zu stehen, «eventuell sogar mit Soldaten, wenn diese gebraucht werden sollten», wie er der «Welt» sagte. «Mazedonien muss als erstes Land nach Griechenland bereit sein, den Zustrom zu stoppen.» Slowenien und Kroatien haben schon länger Polizisten zur Verstärkung in Mazedonien.

Flüchtlinge im Oktober 2015: Die lange Flucht auf dem Wasser, zu Fuss, mit dem Zug

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Flüchtlinge im Oktober 2015: Die lange Flucht auf dem Wasser, zu Fuss, mit dem Zug
Die Tage werden kälter, doch die Flüchtlingsströme reissen nicht ab. Noch immer kommen täglich Tausende an Europas Aussengrenzen an. Auf der griechischen Insel Lesbos etwa. Diese Flüchtlinge lassen am 21. Oktober den gefährlichsten Teil ihrer Flucht – die Fahrt übers Mittelmeer – hinter sich.
quelle: ap/ap / santi palacios
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Nach Angaben von Kurz stösst Österreich schon in Kürze an seine selbst festgelegte Obergrenze für Flüchtlinge. «Österreich hat eine Obergrenze von 37'500 beschlossen und diese wird im Laufe der nächsten Wochen erreicht sein.» Die Bundesregierung lehnt es bisher ab, eine solche Obergrenze festzulegen.

In der Ägäis haben seit Jahresbeginn bis zum 12. Februar insgesamt 77'303 Menschen übergesetzt, wie die Internationale Organisation für Migration (IOM) mitteilte. Zum Vergleich: Nach UNHCR-Angaben waren es im Januar und Februar des Vorjahres 4576. (sda/dpa)

Ein Tag im Asylzentrum

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Ein Tag im Asylzentrum
Die Jugendherberge in St.Gallen wurde vorübergehend zu einem Asylzentrum umfunktioniert.
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34 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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atomschlaf
13.02.2016 19:10registriert Juli 2015
Sehr vernünftig. Und wann hören wir dasselbe aus Bern, Frau Sommaruga?
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Angribull2000
13.02.2016 17:59registriert Januar 2015
Frankreich nimmt 30000 und die Schweiz 80000 was ist denn das für ein Verhältnis Bitte!!!!!! Von was für UNFÄHIGEN Clowns werden wir den Regiert die es nicht hinkriegen die Flüchtlinge gerecht nach Bevölkerung aufzuteilen??? Dan hätte kein Land Probleme mit Flüchtlingen... TOTALES VERSAGEN DER POLITIKER IN EUROPA!!!
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Maett
13.02.2016 18:08registriert Januar 2016
Warum sollte Frankreich auch mehr aufnehmen? Sie sind weder fähig ihre Jugend zu beschäftigen (die Mehrheit schon, aber die Jugendarbeitslosigkeit ist hoch und steigt weiterhin), noch die grosse Zahl von Migranten aus den Maghreb-Staaten zu integrieren.

Zumal Merkel mit gutem gewissen für einen Grossteil dieses Zustroms verantwortlich gemacht werden kann, ohne dass sie sich mit den europäischen Partnern abgesprochen hätte. Die einzigen die das noch hinnehmen sind wir. Schweden und Österreich haben auch schon das Ende eingeläutet. Ich hoffe unsere Verantwortliche wacht nicht zu spät auf.
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