Gesellschaft & Politik

20 Gründe, weshalb wir keine Gaffer sein sollten

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20 ärgerliche Gründe, weshalb wir keine sensationsgeilen Gaffer sein sollten

22.11.2018, 09:2122.11.2018, 10:40
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Nach diversen Vorfällen ist in den Niederlanden eine neue Kampagne gegen Gaffer gestartet. Das Motto «Nicht filmen, helfen!» soll darauf sensibilisieren, zuerst an die Verunfallten und nicht ans Selfie zu denken. Gemäss Umfragen stören sich 90 Prozent der Niederländer über gezückte Smartphones an Unfallplätzen.

Die niederländische Kampagne:

Auch hierzulande und im gesamten deutschsprachigen Raum ist weitere Aufklärung nötig. Wer Verletzte filmt, vergeht sich an deren Personenrechten. Wer dies aus dem fahrenden Auto tut, gefährdet Menschenleben und kann dafür bestraft werden. Wie unsere Liste zeigt, ist dieses Denken noch nicht genug fortgeschritten. 

  • 28.7.2017: In Wolfenbüttel, Deutschland, wird eine Feuerwehrfrau während einem Einsatz beinahe von einem Schaulustigen überfahren.
  • 18.9.2017: In Heidenheim, Deutschland, verstirbt ein 29-jähriger Motorradfahrer auf der Unfallstelle. Ein vorbeikommender Velofahrer filmt die Szene mit dem Telefon und entfernt sich wieder, ohne dem Schwerverletzten zu helfen oder Hilfe zu rufen. Ein vorbeifahrendes Auto filmt die Szene mit einer Dashcam. 
  • 3.1.2018: In Weil am Rhein hantieren zwei Buben mit Feuerwerk. Ein Kracher explodiert in der Hand eines Jungen, die Ambulanz rückt an. 40 Schaulustige behindern ihre Arbeit erheblich. Eine Person habe sogar versucht, unberechtigt in das Ambulanzfahrzeug zu gelangen.
  • 13.2.2018: Bei einem schweren Unfall sterben auf der Autobahn A5 in Baden-Württemberg vier Menschen. Auf der Gegenfahrbahn verursachen Schaulustige drei weitere Unfälle mit sieben involvierten Fahrzeugen. Drei Menschen werden verletzt.
  • 10.3.2018: Nach einem Unfall in Schaffhausen verursacht ein Gaffer eine Auffahrkollision mit drei Autos.
  • 19.4.2018: Beim Brüttiseller Kreuz kollidieren vier Autos, fünf Menschen werden verletzt. In der Gegenrichtung stauen sich die Autos unter anderem auch wegen Gaffern rund 60 Minuten.
  • 23.4.2018: Zwei Männer und eine Frau werden am Bahnhof Freiburg mit einer mutmasslichen Überdosis gefunden. Über 100 Gaffer stehen um die Bewusstlosen herum und behindern den Ambulanzeinsatz. Die Polizei muss gerufen werden, damit sie den Abtransport sichert.
  • 2.7.2018: Bei Luterbach SO kippt auf der A1 ein Lastwagen. Auf der Gegenfahrbahn kommt es zu Stau und 15 Minuten Verspätung – wegen Gaffern.
  • 23.8.2018: Bei einem Verkehrsunfall in Essen, Deutschland, wird eine 36-jährige Autofahrerin schwer verletzt. 50 Gaffer erschweren die Bergung und behindern die Polizei.
  • 23.8.2018: Am Berg Watzmann in den Berchtesgadener Alpen stürzt ein 33-Jähriger zu Tode. Bei der Bergung der Leiche wagen sich Gaffer derart nahe an die Absturzstelle, dass sie Steinschlag auslösen und damit die Einsatzkräfte gefährden. Lautsprecherwarnungen der Hubschrauberbesatzung werden ignoriert. Erst als ein Alpinpolizist zur Unglücksstelle geflogen wird, kann die Situation entschärft und die Leiche geborgen werden.
  • 6.6.2018: Auf der A13 ereignet sich bei Sevelen in Fahrtrichtung Sargans ein Unfall. Wegen Schaulustigen stockt der Verkehr auch auf der Gegenfahrbahn.
  • 20.8.2018: Nach einer Messerstecherei in Zürich versuchen Rettungskräfte und Polizisten zum schwerverletzten Opfer vorzudringen. Die Einsatzkräfte werden von Vermummten mit Steinen und Flaschen beworfen. Die Angreifer tragen teilweise FCZ-Kleidung. Die Polizei muss Verstärkung anfordern, weil diverse Gaffer sich mit den Krawallanten solidarisieren. Um überhaupt bis zum jungen Mann vordringen zu können, braucht es den Einsatz von Gummischrot und Wasserwerfern. Beim Mann angekommen, schwebt dieser in Lebensgefahr. Das Messer steckt noch immer im Rücken.
  • 25.8.2018: Beim Zürcher Hauptbahnhof brennt ein Geschäftsgebäude. Der Stadtparlamentarier Përparim Avdili ist an diesem Abend mit der Polizei auf Patrouille und zeigt sich danach erschüttert über die Anzahl Gaffer. Die Beamten seien eine lange Zeit nur damit beschäftigt gewesen, Schaulustige wegzuweisen. Dabei seien sie mehrfach angepöbelt worden. Er sei erschüttert von diesem inakzeptablen Verhalten.   
  • 4.9.2018: Nach einem Auffahrunfall bei Pforzheim Süd, Deutschland, kommt es auf der Gegenfahrbahn wegen Gaffern zu einem Rückstau. 50 Menschen klettern über Leitplanken und spazieren auf der Autobahn herum.
  • 12.9.2018: Bei Grafenort, Obwalden, kollidieren zwei Autos – eine Person wird verletzt. Polizei und Ambulanz werden von Gaffern dabei behindert, zum Unfallort zu gelangen. Auch die Rettungsarbeiten werden behindert.
  • 5.10.2018: Bei einem Brand in einem Mehrfamilienhaus in Wilhelmshaven, Deutschland, werden sieben Personen verletzt. Schaulustige behindern den Einsatz derart massiv, dass gegen zwei ein Strafverfahren eingeleitet wird.
  • 10.10.2018: In Gänserndorf, Österreich, bricht eine 61-Jährige auf einem Lidl-Parkplatz zusammen. Ersthelfer und Rettungskräfte sind rasch vor Ort, können aber nicht ungehindert arbeiten, weil sie immer wieder Gaffer vertreiben müssen. Die Frau verstirbt.
  • 12.10.2018: Bei einem Verkehrsunfall im österreichischen Kapfenberg wird eine 15-jährige Mopedlenkerin verletzt. Mehrere Schaulustige erschweren den Einsatz so sehr, dass die Polizei einschreiten muss.
  • 12.10.2018: Bei Schönbühl kommt es auf der Autobahn A1 in Fahrtrichtung Zürich zu einem Auffahrunfall. In der Folge kommt es zu Rückstaus in beiden Richtungen. In der Gegenrichtung vor allem wegen Gaffern.
  • 21.10.2018: In Bottrop, Deutschland, werden drei Menschen bei einem Autounfall verletzt. Die eintreffenden Rettungskräfte werden von einer aufgebrachten Menge behindert und zum Teil massiv beleidigt. Die Polizei muss mit 13 Streifenwagen anrücken. 

(tog)

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27 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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El Vals del Obrero
22.11.2018 11:20registriert Mai 2016
Langsam kann ich ältere Menschen verstehen, die finden "vor der Technologie XYZ war alles besser".

Bezüglich Social Media und teilweise auch Smartphones geht es mir langsam auch so.
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Qui-Gon
22.11.2018 11:10registriert April 2015
Da gab es doch mal eine krassere Kampagne. Eine Gruppe Junger filmt einen Unfall und schickt den Film weiter (ich glaube sogar an die Mutter des einen). Das Handy des Unfallopfers piepst...
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Lörrlee
22.11.2018 10:26registriert November 2015
Guter Gedanke, aber durchsetzen wird es sich eher nicht. Die Menschen heute sind darauf getrimmt Likes zu sammeln in den sozialen Medien. Durch Bilder und Videos von jeglichen solchen Ereignissen fühlen sie sich besonders, weil gerade sie in dem Moment an dem Ort waren und wollen von ihren Kontakten eine entsprechende Bestätigung.

Viele Leute brauchen dies um sich bestätigt zu fühlen, Selbstbewusstsein aus eigener Kraft ist heute leider selten. Eine Lösung hierfür wird eher schwer zu finden sein. Nichts destotrotz sind solche Versuche Gold wert. Hoffentlich bringt es was.
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