Aus Sorge vor Glücksspielen haben die Taliban Schach für unbestimmte Zeit auf ihre Verbotsliste gesetzt, berichten internationale Medien. Das Spiel könnte zu Wetten verleiten, so ihr Argument. Und das ist nach islamischem Recht verboten.
Schach ist nicht die erste Freizeitbeschäftigung, die der Taliban in Afghanistan ein Dorn im Auge ist. Seit ihrer Rückkehr an die Macht im Jahr 2021 ist beispielsweise Musik wieder verboten. Selbst das Besitzen eines Instruments ist strafbar.
Verboten sind auch MMA-Kämpfe. Sie seien zu gewalttätig, so die Begründung. Zudem seien sie nicht mit den Lehren der Sharia vereinbar.
Besonders Frauen leiden under den Repressionen. So ist es beispielsweise verboten, Fenster in Häuser einzubauen, von denen aus von Frauen benutzte Orte einsehbar sind. Etwa die Küche oder den Nachbarsbrunnen. Die Taliban glauben, dass es zu «obszönen Handlungen» und Belästigungen kommen könnte, wenn Frauen gesehen werden. Dies, obwohl sich Frauen in der Öffentlichkeit ohnehin komplett mit Stoff bedecken müssen. Sie dürfen weder gesehen noch gehört werden.
Grundsätzlich sind die Rechte der Frauen massiv eingeschränkt. Sie dürfen keine weiterführenden Schulen, Parks oder öffentliche Plätze besuchen, Vorlesen oder Singen in der Öffentlichkeit ist ihnen untersagt. Männer, mit denen sie nicht blutsverwandt oder verheiratet sind, dürfen Frauen nicht anschauen. Sport treiben ist ihnen ebenfalls untersagt. Ihre Arbeitsrechte sind zudem stark eingeschränkt.
Im vergangenen Jahr wurden in Afghanistan ausserdem über 100 Menschen festgenommen, weil sie Schlafmohn angebaut hatten. Aus der Pflanze wird Opium hergestellt. 2022 verbot die Taliban den Anbau, was Landwirte besonders traf. Schliesslich gehörte Afghanistan bis dahin zu den grössten Produktionsländern.
Afghanischen Medien ist es zudem seit vergangenem Jahr untersagt, Darstellungen von Lebewesen zu zeigen. Das verstosse gegen islamisches Gesetz. In Filmen und Serien durften zuvor bereits keine Frauen gezeigt werden. Männer dürfen ausserdem nicht zu kurze Bärte haben oder Gebete verpassen, hier kam es ebenfalls schon zu Festnahmen.
Die Taliban beruft sich auf die Tugendgesetze. Ihre Einhaltung wird von der Sittenpolizei überwacht. Immer wieder werden die Gesetze verschärft.
Bereits in den 90er-Jahren, als die Taliban in Afghanistan fünf Jahre an der Macht waren, gab es extreme Einschränkungen im Leben der Bevölkerung. Damals war Schach ebenfalls verboten. Zudem durfte man keine Drachen steigen lassen. Auch Fussball, Kino oder Dating waren nicht erlaubt. (vro)