Die US-Regierung hat Evakuierungsflüge mit afghanischen Schutzbedürftigen in die USA wegen mehrerer Masernfälle vorerst gestoppt. Unter in den USA gelandeten Afghanen habe es «vier Fälle von Masern» gegeben, sagte die Sprecherin des Weissen Hauses, Jen Psaki, am Freitag. Die betroffenen Personen seien in Quarantäne. Die Gesundheitsbehörde CDC habe aber empfohlen, die Flüge vorerst auszusetzen.
Die USA nutzen unter anderem die US-Luftwaffenbasis Ramstein in Rheinland-Pfalz als eins von mehreren Drehkreuzen für ihre Evakuierungsmission aus Afghanistan. Von dort aus wird die Weiterreise der zahlreichen Menschen organisiert, die die US-Armee nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban ausgeflogen hat.
Psaki machte keine weiteren Angaben dazu, wie lange der vorläufige Stopp andauern werde. Eine Impfung gegen Masern sei Voraussetzung für die Einreise von Afghanen in die USA, so Psaki weiter. Man schaue nun, ob man auch an den Stützpunkten ausserhalb der USA, an denen die Afghanen untergebracht seien, Impfungen verabreichen könne.
Ein zweiter Passagierflug der Gesellschaft Qatar Airways hat am Freitag Menschen aus der afghanischen Hauptstadt Kabul evakuiert. An Bord waren unter anderem 19 US-Bürger, wie am Freitag eine Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats im Weissen Haus erklärte.
Es blieb zunächst unklar, wie viele Menschen insgesamt mit Hilfe des Flugs ausreisen konnten. Die USA seien Katar sehr dankbar dafür, dass das Emirat den Flugbetrieb in Kabul ermögliche und für die Sicherheit sorge, hiess es weiter. Unabhängig davon seien auch zwei Amerikaner und elf Menschen mit US-Aufenthaltsgenehmigung auf dem Landweg ausgereist.
Zuvor hatte der TV-Sender CNN unter Berufung auf Fernsehbilder des arabischen Senders Al-Dschasira berichtet, dass eine Maschine aus Katar am Freitagabend in Kabul gelandet sei. Nach der Landung seien Hilfsgüter entladen worden. Erst am Donnerstag hatte es den ersten internationalen Passagierflug aus Kabul seit dem Ende der chaotisch verlaufenen militärischen Evakuierungsflüge für Ausländer und schutzbedürftige Afghanen Ende August gegeben.
Im Rahmen dieses ersten Evakuierungsflugs am Donnerstag waren laut CNN mehr als 100 ausländische Staatsbürger ausgeflogen worden, darunter nach Angaben des Auswärtigen Amtes auch 15 deutsche Staatsangehörige. Der Flug war ebenfalls mit Hilfe der Regierung Katars organisiert worden.
Der Nationale Sicherheitsrat des Weissen Hauses hatte mitgeteilt, die Taliban hätten sich kooperativ gezeigt. Diese hatten zuletzt mehrmals öffentlich erklärt, sie würden Afghanen, die die notwendigen Reisedokumente hätten, ausreisen lassen. Allerdings gab es auch Berichte, dass sie Flüge aus der Stadt Masar-i-Scharif im Norden aufgehalten hätten.
Seit Ende der militärischen Evakuierungsmission in Kabul mit dem Abzug der letzten US-Soldaten bemühen sich westliche Länder wie Deutschland, ihren Staatsangehörigen und ihren früheren afghanischen Ortskräften die Ausreise zu ermöglichen. Dazu soll zunehmend auch der Landweg genutzt werden und die Menschen aus Nachbarländern ausgeflogen werden. (sda/dpa)