Die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft hat ihre Militärintervention in Gambia für einen letzten Vermittlungsversuch vorerst unterbrochen. Der Präsident von Guinea, Alpha Condé, soll den abgewählten Präsidenten Yahya Jammeh zum Verlassen des Landes bewegen.
Für diesen letzten Vermittlungsversuch sei eine Frist bis Freitagmittag (Ortszeit) gesetzt worden, teilte die Ecowas-Kommissionspräsidentschaft am Donnerstagabend mit. Wenn Jammeh bis dann nicht das Land verlassen, werde die Militärintervention weitergeführt.
Senegalesische Truppen hatten am Donnerstag die Grenze zu Gambia überschritten, um Jammeh zur Machtübergabe an dessen gewählten Nachfolger Adama Barrow zu bewegen.
Parallel zum Einmarsch Senegals hatte der UNO-Sicherheitsrat einstimmig grünes Licht für ein Eingreifen der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas) gegeben. UNO-Generalsekretär António Guterres rief nach Angaben seines Sprechers am Abend den Wahlsieger Barrow an, um ihm die Unterstützung der UNO zuzusichern.
An der Grenze Gambias, dessen Staatsgebiet bis auf die Küste komplett von Senegal umschlossen wird, hielten sich auch Soldaten aus Nigeria und Ghana für einen Einmarsch bereit. Die nigerianische Luftwaffe liess Kampfflugzeuge über Gambia kreisen.
Die senegalesischen Truppen hätten die Grenze an mehreren Stellen passiert, sagte Armeesprecher Abdoul Ndiaye am Abend in Dakar. Ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP an der gambischen Südgrenze berichtete, dass aus grenznahen Dörfern Kampflärm zu hören gewesen sei.
Wenige Stunden vor dem Einmarsch der Senegalesen hatte Wahlsieger Barrow in der gambischen Botschaft in Senegals Hauptstadt Dakar seinen Amtseid als Präsident abgelegt. Er forderte die Streitkräfte seines Landes zur unbedingten «Loyalität» ihm gegenüber als neuem Oberbefehlshaber der Streitkräfte auf.
Gambias Armeechef Badjie folgte dieser Aufforderung offenbar. Er schloss sich in Banjul einer Kundgebung von Barrows Anhängern an, die den Einmarsch der Senegalesen feierten. Zuvor hatte Badjie angekündigt, seine Armee werde sich den afrikanischen Eingreiftruppen nicht entgegenstellen.
Der mit harter Hand regierende Jammeh hatte seine Niederlage bei der Präsidentschaftswahl Anfang Dezember zunächst eingestanden. Eine Woche später verlangte er aber plötzlich eine Wiederholung und reichte beim Obersten Gericht eine Klage gegen das Ergebnis ein. Seitdem weigert er sich, seinen Posten zu räumen.
Am Mittwochabend verhängte Jammeh den Ausnahmezustand in Gambia. Das Parlament stimmte zu. Jammeh begründete die Massnahme im Staatsfernsehen mit einer «beispiellosen und aussergewöhnlichen ausländischen Einmischung» in die Präsidentschaftswahl.
Der gambische Generalstabschef Ousman Badjie erklärte unterdessen, er habe seinen Truppen keinen Befehl zur Gegenwehr gegeben, sollten afrikanische Nachbarländer eingreifen. «Das ist ein politischer Streit», betonte Badjie.
We made history on the first day of December. Our future starts tomorrow. #Gambia pic.twitter.com/kSxUcROONJ
— Adama Barrow (@adama_barrow) 18. Januar 2017
Auch der Polizeichef Ousman Sonko sagte, keine Befehle mehr von Jammeh annehmen zu wollen. Badjie und Sonko seien nur noch dem neuen Präsidenten verpflichtet, erklärte ein ranghoher Geheimdienstmitarbeiter am Donnerstag.
Die frühere britische Kolonie Gambia gehört einem UNO-Index zufolge zu den 20 ärmsten Ländern der Welt. Neben der Landwirtschaft ist in dem Staat mit etwa zwei Millionen Einwohnern der Tourismus einer der wichtigsten Wirtschaftszweige.
Europäische Reiseveranstalter begannen allerdings am Mittwoch, Feriengäste in ihre Heimatländer zurückzubringen. (kad/sda/afp/dpa)