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Kenia: der Oppositionsführer Raila Odinga ist tot

Kenias ewiger Oppositionsführer Odinga ist tot

15.10.2025, 15:0815.10.2025, 15:08

Der langjährige kenianische Oppositionsführer Raila Odinga ist tot. Er starb am Mittwochmorgen im Alter von 80 Jahren in einem Spital in Indien, wo er sich seit einigen Tagen in Behandlung befand, wie indische Medien berichteten. Mitarbeiter seines Parteibüros bestätigten den Tod.

Raila Odinga wurde 80 Jahre alt.
Raila Odinga wurde 80 Jahre alt.

Kommentatoren in Sondersendungen kenianischer Fernsehsender sprachen vom Ende einer Ära. Odinga, Führer der «Orangenen Demokratischen Bewegung» (ODM), hatte sich fünfmal vergeblich um das Präsidentenamt beworben.

Respekt auch von ehemaligen Gegnern

Nach Bekanntwerden von Odingas Tod zollten ihm auch ehemalige Gegner Respekt. Präsident William Ruto nannte ihn einen «Koloss der kenianischen Politik» und unbezwingbaren Kämpfer für Freiheit, dem Friede und Einheit wichtiger als persönliche Macht gewesen seien. Der frühere kenianische Präsident Uhuru Kenyatta schrieb auf der Plattform X: «Er war ein gewaltiger Gegner, aber ein noch unschätzbarerer Verbündeter im Kampf um Versöhnung.»

Odinga sei eine herausragende Persönlichkeit im politischen Leben Kenias und ein unerschütterlicher Verfechter von Demokratie, verantwortungsvoller Regierungsführung und menschenzentrierter Entwicklung gewesen, hiess es in einer Reaktion der Afrikanischen Union (AU). Sein Engagement für Gerechtigkeit und demokratische Reformen habe auf dem gesamten afrikanischen Kontinent unauslöschliche Spuren hinterlassen.

Hoffnungsträger und Volkstribun

Für seine Anhänger war Odinga Hoffnungsträger und Volkstribun, für seine Gegner ein Demagoge, der alles tat, um an die Macht zu kommen. Der Politiker aus der Volksgruppe der Luo verkörperte für Millionen den Wunsch nach einer fairen Verteilung von Chancen und Wohlstand.

Zu seinem Wahlkreis in Nairobi zählte nicht nur der wohlhabende Vorort Langata, sondern auch der Slum Kibera. Hier hatte er viele Anhänger, ebenso im Westen des Landes in der Region am Victoriasee, dem Gebiet der Luo.

Odinga stammte aus einer der bekanntesten Politikerfamilien Kenias. Er studierte unter anderem im deutschen Magdeburg. Der Diplomingenieur sprach fliessend Deutsch.

People react in the Kibera neighborhood of Nairobi, Kenya, to the death of Kenya former prime minister Raila Odinga Wednesday, Oct. 15, 2025. Odinga died of a heart attack in Indiaat the age of 80. (A ...
Menschen reagieren im Viertel Kibera in Nairobi, Kenia, auf den Tod des ehemaligen Premierministers Kenias, Raila Odinga.Bild: AP

Das grösste Ziel blieb Odinga verwehrt

Sein grösstes Ziel, Präsident Kenias zu werden, blieb Odinga verwehrt – er war der ewige Oppositionsführer des ostafrikanischen Landes. Seine knappe Niederlage gegen den damaligen Amtsinhaber Mwai Kibaki im Dezember 2007 hatte dramatische Folgen – Odingas Anhänger vermuteten Wahlbetrug.

Proteste mündeten in blutigen Unruhen, monatelang stand Kenia knapp vor dem Bürgerkrieg. Im Rahmen einer Vereinbarung über die Teilung der Macht übernahm Odinga das neu gegründete Amt eines Premierministers.

«Baba» Odinga war nicht unumstritten

Von seinen Unterstützern «Baba» (Vater) genannt, setzte sich Odinga in dem ethnisch gespaltenen Land lange für mehr politische Gleichberechtigung ein. Er war eine treibende Kraft der 2010 in Kraft tretenden neuen Verfassung, die die Macht des Präsidenten stark zugunsten des Parlaments und der Regionalverwaltungen einschränkte.

Doch Odinga galt auch als opportunistisch, etliche Male wechselte er politische Allianzen. Umstritten war sein im März geschlossenes Abkommen mit dem derzeitigen Präsidenten William Ruto, das dazu führte, dass Mitglieder von Odingas Oppositionspartei in das Kabinett ernannt wurden. Teile der Opposition lehnen eine solche Zusammenarbeit wegen der blutigen Niederschlagung von Jugendprotesten seit dem Sommer vergangenen Jahres ab.

Kritiker werfen Odinga vor, ethnische Spannungen angeheizt und blutige Proteste seiner Anhänger billigend in Kauf genommen zu haben, um seine Ziele zu erreichen. Auch mit weit über 70 Jahren versäumte er es, einen jüngeren Nachfolger oder eine Nachfolgerin aufzubauen. (sda/dpa)

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