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Analyse

Höcke sieht im TV-Duell alt aus neben Mario Voigt

Berlin, Deutschland, 11.04.2024: Welt-TV: TV-Duell viereinhalb Monate vor der Landtagswahl in Thüringen: AfD-Landeschef Björn Höcke und CDU-Landeschef Mario Voigt im Berliner TV-Studio.
Der AfD-Politiker Björn Höcke (links) und der Christdemokrat Mario Voigt debattierten am Donnerstagabend im TV-Studio.Bild: imago-images.de
Analyse

Wie der rechtsextreme AfD-Politiker Björn Höcke vor laufender TV-Kamera unterging

Wer mit einem Extremisten debattiere, werte ihn auf, hatten Kritiker im Vorfeld geunkt. Sie lagen falsch: Der AfD-Politiker ging regelrecht unter – und dies gegen einen blassen Kontrahenten von der CDU.
12.04.2024, 13:33
Hansjörg Friedrich Müller, Berlin / ch media
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Nie in der Geschichte der Bundesrepublik hat eine Fernsehdebatte zwischen zwei Regionalpolitikern derartige Aufmerksamkeit erregt: Am Donnerstagabend stritt Björn Höcke, der Chef der AfD im ostdeutschen Bundesland Thüringen, mit Mario Voigt, dem Vorsitzenden der dortigen Christdemokraten. Es war das erste Mal überhaupt, dass ein AfD-Politiker in einem solchen Format auftreten konnte.

Selbst innerhalb seiner Partei, die am rechten Rand des politischen Spektrums steht, gilt Höcke als besonders extrem; laut Gerichtsbeschluss darf er als Faschist bezeichnet werden. Durch das Fernsehduell, so mussten sich der CDU-Politiker Voigt, aber auch der kleine, zum Axel-Springer-Konzern gehörende Sender Welt-TV vorwerfen lassen, würden Höcke und seine Positionen normalisiert.

Manche Ausreden Höckes wirkten fast komisch

Dass die Sendung mit Höcke, der auch schon «eine erinnerungspolitische Wende um 180 Grad» gefordert hat, am Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald stattfand, empörte einige besonders. Die Thüringer SPD meinte gar, die Bürger an der Hand nehmen und warnen zu müssen: «Guck lieber ‹Wolf of Wall Street› statt Wolf im Schafspelz», liess die Partei plakatieren. Das wirkte vor allem hilflos.

Über die sozialen Medien erreiche die AfD ohnehin Millionen Menschen, allerdings ohne sich Widerspruch und kritische Nachfragen gefallen lassen zu müssen, hielt Jan Philipp Burgard, der Chefredaktor des Senders, im Gespräch mit der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» dagegen. Er sollte Recht behalten: Selbst gegen einen Kontrahenten mit limitierten rhetorischen Fähigkeiten sah Höcke ziemlich schlecht aus.

Dafür sorgten vor allem die beiden Moderatoren; einer davon war Burgard selbst. Höcke versuchte, sich für seine Verhältnisse gemässigt zu geben, wurde allerdings reihenweise mit extremen Äusserungen aus der Vergangenheit konfrontiert. Die Bemühungen des AfD-Mannes, sich zu rechtfertigen, wirkten teilweise fast unfreiwillig komisch.

Als er etwa darauf angesprochen wurde, in seinem Buch geschrieben zu haben, die türkischstämmige SPD-Politikerin Aydan Özoguz habe in Deutschland nichts verloren, probierte er, sich damit herauszureden, sich weder an das Zitat noch an die Politikerin erinnern zu können.

Als man ihn an die Remigrationspläne einiger seiner Parteikollegen erinnerte, die auch die Ausweisung ausländischstämmiger Bürger mit deutschem Pass vorsehen, wurde es geradezu bizarr. Mit Remigration sei die erwünschte Rückwanderung hochqualifizierter Deutscher gemeint, die das Land verlassen hätten, weil die Standortbedingungen dort so schlecht seien, versuchte Höcke abzulenken. Je länger die Sendung dauerte, desto nervöser und fahriger wirkte er: Ein Mann erlitt Schiffbruch.

Voigt blieb währenddessen blass. Thüringen werde kaum die dringend benötigten ausländischen Fachkräfte gewinnen, «wenn der Reichskanzler Höcke zur Eröffnungsfeier kommt», lautete eine seiner originelleren Aussagen. Ansonsten versuchte der Christdemokrat, möglichst staatstragend zu wirken. Obwohl er kaum zu glänzen vermochte, gelang es auch ihm gelegentlich, Höcke in Bedrängnis zu bringen.

Gab es einen unausgesprochenen Pakt zwischen den Beiden?

Am 1. September wählt Thüringen einen neuen Landtag; in den Umfragen liegt Höckes AfD mit rund 30 Prozent auf Platz eins; Voigts CDU folgt mit 20 Prozent, die Linkspartei des Ministerpräsidenten Bodo Ramelow erreicht rund 15 Prozent. Sozialdemokraten, Grüne und Liberale, die in Berlin die Regierung bilden, rangieren allesamt einstellig.

Zyniker hatten im Vorfeld der TV-Debatte geunkt, Höcke und Voigt könnten eine Art unausgesprochenen Pakt abgeschlossen haben: Was das Renommee betreffe, werte Voigt Höcke auf, indem er diesem ermögliche, sich als «salonfähig» darzustellen. Was die Aufmerksamkeit des Publikums angehe, profitiere dagegen der CDU-Mann vom AfD-Politiker, weil der deutschlandweit bekannte Gottseibeiuns Höcke dem weitgehend unbekannten Regionalpolitiker Voigt eine grosse Bühne verschaffe.

Zumindest Höckes Kalkül scheint nicht aufgegangen zu sein: Er ist der eindeutige Verlierer der Debatte. Sollte er gehofft haben, einen bürgerlich-respektablen Eindruck zu erwecken, ist er gescheitert. Ob ihm dies an den Wahlurnen schaden wird, ist freilich offen: AfD-Anhänger zeichnen sich nicht selten durch eine Trotzhaltung aus. Dazu gehört auch, sich nur ungern durch die Realität beirren zu lassen.

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Der Schlagabtausch (bei YouTube):

Moderatoren konfrontieren Höcke – der reagiert dünnhäutig und gereizt
Beim mit Spannung erwarteten TV-Duell zwischen Björn Höcke (AfD) und Mario Voigt (CDU) wird auch Höckes Buch thematisiert. Angesprochen auf eine Passage aus seinem Buch, hat Höcke plötzlich kanzlerhafte Erinnerungslücken.

Gut fünf Monate vor der Landtagswahl in Thüringen haben die beiden Spitzenkandidaten von CDU und AfD vor allem über die Themen Europa und Zuwanderung gestritten. Auch Höckes Buch «Nie zweimal in denselben Fluss» wird thematisiert.

Angesprochen auf eine Passage aus seinem Buch, hat Höcke plötzlich Erinnerungslücken. An der entsprechenden Stelle schreibt er, dass «wir leider ein paar Volksteile verlieren werden, die zu schwach oder nicht willens sind mitzumachen». Und meint mit dem «Aderlass»: jene Deutsche, die nicht dieselben Ziele teilen wie er – also schlicht Andersdenkende, die Opposition.

Und: Die heutige Bundestagsvizepräsidentin Aydan Özoğuz habe in Deutschland «nichts verloren».

Konfrontiert mit den Stellen, rudert Höcke zurück, wird dünnhäutig, wirkt gereizt und unsouverän.

(t-online/dsc)
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139 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Machiavellii
12.04.2024 10:26registriert Mai 2022
Komisch der Tagi schreibt genau das Gegenteil. Und auch die meisten deutschen Medien sind sich einig, Höcke, wie verschroben oder extrem der auch sein mag, hat dieses Duell nicht verloren. Das spielt aber eh keine Rolle. Die AFD wird in Thüringen um die 30% der Stimmen erhalten. Während die SPD ev. nicht mal die 5% Hürde schafft. Die Frage in Deutschland müsste eigentlich schon lange lauten, was läuft da schief? Insbesondere in den ehemaligen DDR Bundesländern wählt man ja nicht nur vorzugsweise AFD, man sympathisiert auch noch offen mit Putin. Das müsste einem dann doch zu denken geben!
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maruhu
12.04.2024 10:41registriert Januar 2021
Solche Leute sind wirklich nur hohle Köpfe, wie die junge Tat usw. auch.
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Black Cat in a Sink
12.04.2024 11:37registriert April 2015
Früher, also in den 70igern, war das Narrativ der Rechte, die Linke nach Moskau zu schicken. Die Jungen von damals, sind die Boomer von heute.
Jetzt wird die reaktionär-radikale Rechte von Moskau gesteuert und unterstützt. Ohne Moskau hätte es nie einen Präsident Trump gegeben und wir dürfen es auf gar keinen Fall zulassen, dass Moskau die westlichen Demokratien vernichtet.
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