Die Demokraten haben in 14 US-Bundesstaaten im Rahmen des «Super Tuesday» ihren Favoriten für das Präsidentenamt gekürt. Kein Tag im US-Vorwahlprozess ist derart bedeutend. Noch wird in den wichtigen Staaten Kalifornien und Texas ausgezählt, deshalb steht noch nicht fest, welcher Kandidat am Ende wie viele Delegiertenstimmen bekommen wird. Dennoch stehen die grossen Trends für die drei Hauptkandidaten bereits fest.
Der lange Wahlabend begann für Joe Biden bereits mit lauter guten Nachrichten: Der frühere Vizepräsident gewann die wichtigen Bundesstaaten Virginia , North Carolina und Alabama so deutlich, dass ihn die Prognosen unmittelbar nach Schliessung der Wahllokale zum Sieger ausriefen. In Virginia gewann Biden etwa mit mehr als 50 Prozent gegen seine vier Konkurrenten. Damit hatten die wenigsten Beobachter gerechnet.
So hat der 77-Jährige die Dynamik im Rennen der Herausforderer Donald Trumps binnen weniger Tage auf den Kopf gestellt. Biden galt vor kurzem noch als gescheitert – weil er in den ersten Vorwahlen im Februar Niederlagen einstecken musste.
Nach Bidens überraschend deutlichem Sieg in South Carolina gaben andere moderate Kandidaten auf und versammelten sich hinter Biden. Von diesem Rückenwind in letzter Minute hat Biden eindeutig profitiert. Er holte nach ersten Untersuchungen vor allem die Stimmen der älteren, der schwarzen und der moderaten Wähler der Demokraten. Das ist eine mächtige Wählerkoalition.
Bernie Sanders hatte nach allen Zahlen vor diesem Wahlabend vorn gelegen – bei den bislang gewonnenen Delegiertenstimmen sowie in den Umfragen der wichtigsten Staaten Kalifornien und Texas. Vor wenigen Tagen noch war es möglich, dass Sanders der Konkurrenz am «Super Tuesday» komplett enteilt. Doch so gut der Wahlabend für Biden begann, so schlecht waren die Nachrichten für Sanders.
Er gewann zwar seinen Heimatstaat Vermont, doch in Virginia hatte er sich ebenfalls Hoffnungen auf den Sieg gemacht, die schnell zerbarsten. Bernie Sanders gewann etwa in Colorado und Utah. Er wiederum holte vor allem Stimmen junger Wähler sowieso der Wählergruppe der Latinos, deshalb hat er gute Chancen in Texas und Kalifornien, wo er laut den Hochrechnungen vorn liegt – und voraussichtlich sehr viele Delegiertenstimmen für den Parteitag einsammeln wird. Doch ursprünglich hatte sich der linke Senator mehr ausgerechnet
Mit grosser Spannung war Mike Bloombergs Eintritt in das Rennen erwartet worden. Er hatte die ersten vier Vorwahlen im Februar ausgesetzt. Der Multimilliardär hatte wie kein zweiter in die «Super Tuesday»-Bundesstaaten investiert. Knapp 500 Millionen Dollar zahlte er aus eigener Tasche. Das Ergebnis fiel äusserst mau aus.
Bloomberg gewann zwar im winzigen Überseegebiet Amerikanisch-Samoa, doch in den grossen Staaten wie Virginia oder Alabama, wo er sich Hoffnungen auf den Sieg gemacht hatte, landete er laut den Hochrechnungen nur auf Platz drei hinter Sanders und Biden. Die immensen Investitionen haben sich nicht ausgezahlt – nun wird der Druck auf den früheren New Yorker Bürgermeister steigen, aus dem Rennen auszuscheiden.
Und es reicht trotzdem nicht. Schön, dass man sich die Nomination nicht einfach kaufen kann.