Am Anfang war die Ohrfeige.
Als Zoran Jankovic 2007 begann, seine Vision, die Innenstadt von Ljubljana autofrei zu machen, umzusetzen, dauerte es nicht lange, bis sich wütende Einwohnerinnen und Einwohner vor dem Rathaus zum Protest versammelten. Durch sein Projekt «Vision Ljubljana 2025» sollte die Hauptstadt Sloweniens zum ökologischen Vorbild in Europa werden.
Aber als der Bürgermeister der Stadt den wütenden Menschen Rede und Antwort stehen wollte, fing er sich prompt eine Ohrfeige ein. Für viele Menschen Ljubljanas war es damals ein aufwühlendes und emotionales Thema.
Die verschiedenen Massnahmen, allen voran eine autofreie Innenstadt, sorgte bei Anwohnerinnen und Anwohnern für Ängste und Sorgen. Man wehrte sich gegen die wegfallenden Parkplätze und Ladenbesitzer fürchteten um ihren Umsatz. Die Verunsicherung war gross.
Heute ist von diesem Verdruss nichts mehr zu spüren – im Gegenteil. Ljubljana gilt als ökologisches Vorbild in Sachen Stadtplanung: modern, lebenswert und nachhaltig.
Dies, weil Jankovic sich von den Protesten und Sorgen seiner Bürgerinnen und Bürger nicht beirren liess. Er zog seine Pläne konsequent durch.
Ab 2008 war es dann so weit: Ljubljanas Innenstadt wurde autofrei. Es sollte der Auftakt einer grundlegenden und erfolgreichen Neugestaltung der grössten Stadt Sloweniens sein.
Jankovic beliess es aber nicht nur bei einer autofreien Innenstadt; der heute 71-Jährige setzte nach und nach weitere Massnahmen für eine nachhaltige und ökologische Weiterentwicklung der Stadt um. Diese beinhaltete:
Um die Bevölkerung von den neuen Umsetzungen zu überzeugen, hat die Regierung drei Lösungsansätze erarbeitet, die die Sicherstellung zentraler Fragen garantierten sollten. Es musste beantwortet werden ...
Um diese Fragen zu beantworten und auf die Sorgen der Bevölkerung einzugehen, hat die Regierung verschiedenen Massnahmen ergriffen.
So ist der gesamte autofreie Bereich mit elektronisch verstellbaren Pollern versehen, die den Lieferfahrzeugen erlauben, die autofreien Zonen dank einer Ausnahmeregelung in einem bestimmten Zeitraum dennoch zu befahren.
Zudem führte die Stadt für ältere Menschen oder für Menschen mit körperlicher Einschränkung den kostenlosen Shuttleservice «Kavalier» ein. Sechs elektrische Minibusse kutschieren Personen auf Anfrage durch die ganze Innenstadt.
Und zuletzt investierte die Stadt wegen des Wegfalls von Parkplätzen in mehrere in der Nähe der Innenstadt gelegene Parkhäuser und Tiefgaragen. Dort können Anwohnerinnen und Anwohner ihr Auto parkieren – für nur 60 Euro im Jahr.
Die erfolgreiche Umwandlung der Hauptstadt Sloweniens lässt sich mittlerweile auch mit (zwar schon mit zum Teil älteren) Zahlen belegen:
Mittlerweile gilt Ljubljana als ökologisches Vorbild in Europa. 2016 wurde sie gar von der EU-Kommission zur Grünen Hauptstadt Europas gekürt, zugleich wird die Stadt bei Touristinnen und Touristen immer beliebter.
Ein Zeichen, dass Jankovic trotz der Ohrfeige richtig damit lag, seine Vision durchzusetzen. Und für ihn hat sich dies auch politisch ausgezahlt: Seit dem Einzug ins Amt (2006) ist er sechsmal wieder gewählt worden und regiert die Stadt bis heute als Bürgermeister.
Mit seinem Durchhaltewillen könnte Jankovic auch als Vorbild dienen für andere europäische und Schweizer Städte.
Es wäre z.B. in Zürich schon vor der Autobahnumfahrung eine gute Investition der Regierung gewesen an den vier Ecken Altstetten, Örlikon, Tiefenbrunnen und Brunau sehr grosse, zum Selbstkostenpreis benutzbare Parkhäuser/Türme zu bauen.
Aber nein, man überlässt das Thema Parkmöglichkeit lieber der Privatwirtschaft und beklagt sich darüber, dass die Autos nicht draussen bleiben.