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Ljubljana: So wurde Sloweniens Innenstadt autofrei und zum Vorbild

Ljubalinas Innenstadt ist autofrei.
Kein Auto weit und breit in Sicht: die Altstadt von Ljubljana.Bild: Shutterstock

Grünste Hauptstadt Europas – wie Ljubljanas Innenstadt autofrei wurde

Ljubljana, die Hauptstadt Sloweniens, begann vor nicht ganz 20 Jahren, ihr Zentrum ökologisch umzubauen. Von den Massnahmen könnten sich einige (Schweizer) Städte eine Scheibe abschneiden.
13.09.2024, 12:1813.09.2024, 14:32
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Am Anfang war die Ohrfeige.

Als Zoran Jankovic 2007 begann, seine Vision, die Innenstadt von Ljubljana autofrei zu machen, umzusetzen, dauerte es nicht lange, bis sich wütende Einwohnerinnen und Einwohner vor dem Rathaus zum Protest versammelten. Durch sein Projekt «Vision Ljubljana 2025» sollte die Hauptstadt Sloweniens zum ökologischen Vorbild in Europa werden.

Der Bürgermeister von Ljubliana: Zoran Jankovic.
Der Bürgermeister von Ljubljana: Zoran Jankovic.Bild: Shutterstock

Aber als der Bürgermeister der Stadt den wütenden Menschen Rede und Antwort stehen wollte, fing er sich prompt eine Ohrfeige ein. Für viele Menschen Ljubljanas war es damals ein aufwühlendes und emotionales Thema.

Die verschiedenen Massnahmen, allen voran eine autofreie Innenstadt, sorgte bei Anwohnerinnen und Anwohnern für Ängste und Sorgen. Man wehrte sich gegen die wegfallenden Parkplätze und Ladenbesitzer fürchteten um ihren Umsatz. Die Verunsicherung war gross.

Heute ist von diesem Verdruss nichts mehr zu spüren – im Gegenteil. Ljubljana gilt als ökologisches Vorbild in Sachen Stadtplanung: modern, lebenswert und nachhaltig.

Grundlegende Neugestaltung der Innenstadt

Dies, weil Jankovic sich von den Protesten und Sorgen seiner Bürgerinnen und Bürger nicht beirren liess. Er zog seine Pläne konsequent durch.

Ab 2008 war es dann so weit: Ljubljanas Innenstadt wurde autofrei. Es sollte der Auftakt einer grundlegenden und erfolgreichen Neugestaltung der grössten Stadt Sloweniens sein.

Jankovic beliess es aber nicht nur bei einer autofreien Innenstadt; der heute 71-Jährige setzte nach und nach weitere Massnahmen für eine nachhaltige und ökologische Weiterentwicklung der Stadt um. Diese beinhaltete:

  • Neue Fahrradwege
  • Sieben neue Fussgängerbrücken über den Fluss Ljubljanica
  • Investitionen in den öffentlichen Nahverkehr (vor allem Ausweitung des Busnetzes)
  • Umwandlung des zentralen Kongressplatzes in eine Fussgängerzone
  • Ein grösstenteils kostenfreies Bike-Sharing-System
  • Abschaffung von Parkplätzen und das Pflanzen von Bäumen auf der Hauptverkehrsachse «Slovenska Cesta»
Das Velo ist in der Innenstadt von Ljubljana ein beliebtes Fortbewegungsmittel.
Das Velo ist in der Innenstadt von Ljubljana ein beliebtes Fortbewegungsmittel.Bild: Shutterstock

Kreative Ansätze schafften Akzeptanz

Um die Bevölkerung von den neuen Umsetzungen zu überzeugen, hat die Regierung drei Lösungsansätze erarbeitet, die die Sicherstellung zentraler Fragen garantierten sollten. Es musste beantwortet werden ...

  • ... wie der Gewerbe- und Lieferverkehr organisiert werden,
  • ... welche Möglichkeiten es für ältere Menschen oder Menschen mit körperlichen Einschränkungen gibt,
  • ... und wo Anwohnerinnen und Anwohner ihr Auto parkieren können.

Um diese Fragen zu beantworten und auf die Sorgen der Bevölkerung einzugehen, hat die Regierung verschiedenen Massnahmen ergriffen.

So ist der gesamte autofreie Bereich mit elektronisch verstellbaren Pollern versehen, die den Lieferfahrzeugen erlauben, die autofreien Zonen dank einer Ausnahmeregelung in einem bestimmten Zeitraum dennoch zu befahren.

Zudem führte die Stadt für ältere Menschen oder für Menschen mit körperlicher Einschränkung den kostenlosen Shuttleservice «Kavalier» ein. Sechs elektrische Minibusse kutschieren Personen auf Anfrage durch die ganze Innenstadt.

Und zuletzt investierte die Stadt wegen des Wegfalls von Parkplätzen in mehrere in der Nähe der Innenstadt gelegene Parkhäuser und Tiefgaragen. Dort können Anwohnerinnen und Anwohner ihr Auto parkieren – für nur 60 Euro im Jahr.

Zahlen belegen den ökologischen Erfolg

Die erfolgreiche Umwandlung der Hauptstadt Sloweniens lässt sich mittlerweile auch mit (zwar schon mit zum Teil älteren) Zahlen belegen:

  • Die Fussgängerfläche in Ljubljana hat sich seit 2007 um 620 Prozent erhöht.
  • Der Fussverkehr stieg zwischen 2003 und 2013 von 19 auf 35 Prozent.
  • Auf der oben genannten Hauptverkehrsachse «Slovenska Cesta» sanken die Abgaswerte um 70 Prozent. Gleichzeitig blieben die Werte für angrenzende Strassen stabil – ein Zeichen dafür, dass sich der Verkehr nicht einfach verlagert hat.
  • Die Lärmemissionen sanken um 6 Dezibel.
Auf der Hauptverkehrsachse «Slovenska Cesta» sanken die Abgaswerte um 70 Prozent.
Auf der Hauptverkehrsachse «Slovenska Cesta» sanken die Abgaswerte um 70 Prozent.Bild: Shutterstock

Mittlerweile gilt Ljubljana als ökologisches Vorbild in Europa. 2016 wurde sie gar von der EU-Kommission zur Grünen Hauptstadt Europas gekürt, zugleich wird die Stadt bei Touristinnen und Touristen immer beliebter.

Ein Zeichen, dass Jankovic trotz der Ohrfeige richtig damit lag, seine Vision durchzusetzen. Und für ihn hat sich dies auch politisch ausgezahlt: Seit dem Einzug ins Amt (2006) ist er sechsmal wieder gewählt worden und regiert die Stadt bis heute als Bürgermeister.

Mit seinem Durchhaltewillen könnte Jankovic auch als Vorbild dienen für andere europäische und Schweizer Städte.

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181 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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ThinkTwice
13.09.2024 12:31registriert September 2024
Autofreie Innenstädte sind wirklich toll. Es schafft Begegnungszonen, was wiederum den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördert.
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Hans -würkli- Nötig
13.09.2024 12:40registriert Juli 2015
Jep.

Es wäre z.B. in Zürich schon vor der Autobahnumfahrung eine gute Investition der Regierung gewesen an den vier Ecken Altstetten, Örlikon, Tiefenbrunnen und Brunau sehr grosse, zum Selbstkostenpreis benutzbare Parkhäuser/Türme zu bauen.

Aber nein, man überlässt das Thema Parkmöglichkeit lieber der Privatwirtschaft und beklagt sich darüber, dass die Autos nicht draussen bleiben.
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LAZIO1900
13.09.2024 12:25registriert März 2019
danke für den Bericht,absolut empfehlenswerte Stadt für eine Trip. Es gibt alles für ein cooles Wochenende.
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