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Bergkarabach: Armenier legen Waffen nieder und verhandeln

FILE - In this Wednesday, Nov. 25, 2020 file photo, an ethnic Armenian soldier stands guard next to Nagorno-Karabakh's flag atop of the hill near Charektar in the separatist region of Nagorno-Kar ...
Ein armenischer Soldat in Berg-Karabach, 2020.Bild: keystone

Berg-Karabach: Armenier legen Waffen nieder und verhandeln

Am Dienstag startete Aserbaidschan Angriffe gegen die Region Berg-Karabach, die vorwiegend von Armeniern bewohnt wird. Dutzende Menschen wurden getötet und verletzt. Nun soll es eine Feuerpause geben.
20.09.2023, 11:3320.09.2023, 22:13
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Im Rahmen der jüngsten Eskalation des Konflikts in der Region Berg-Karabach wurde eine Waffenruhe bestätigt, sie gelte seit 13.00 Uhr Ortszeit (11.00 Uhr MESZ), meldete die staatliche aserbaidschanische Nachrichtenagentur Azertac am Mittwoch unter Berufung auf das Verteidigungsministerium in Baku. Und noch viel wichtiger: Die Karabach-Armenier wollen offenbar mit Aserbaidschan ab morgen Donnerstag über die Eingliederung des Gebiets in den aserbaidschanischen Staat verhandeln.

Das autoritär geführte Aserbaidschan hatte am Dienstagmorgen einen breit angelegten Militäreinsatz zur Eroberung Berg-Karabachs begonnen. Sollten jetzt tatsächlich alle Karabach-Armenier aufgeben, hätte Baku sein Ziel erreicht. Das Gebiet wäre erobert.

Zuvor waren tausende ethnische Armenierinnen und Armenier durch russische Soldaten aus der Region evakuiert worden. Die verbliebene Bevölkerung wurde aufgerufen, sich in Sicherheit zu bringen und nicht zu flüchten. Russland gilt traditionell als Schutzmacht Armeniens und hat in der Konfliktregion eigene Soldaten stationiert. Auch die aktuelle Waffenruhe ist durch diese russischen Soldaten vermittelt worden.

Doch viele Armenier sind trotzdem wütend auf Russland. In ihren Augen haben die in der Region stationierten russischen Soldaten die militärisch unterlegenen Armenier im Stich gelassen. Schon vor Ausbruch der jüngsten Eskalation hatten Beobachter gewarnt, das mit Öl- und Gaseinnahmen hochgerüstete Aserbaidschan könnte ausnutzen, dass Russland wegen seines eigenen Angriffskriegs gegen die Ukraine derzeit im Südkaukasus weniger präsent ist. Armeniens Regierungschef Nikol Paschinjan mahnte, die Russen müssten spätestens nun angesichts des aserbaidschanischen Vormarsches für die Sicherheit der Karabach-Armenier sorgen.

Den Militärangaben nach wurden mehrere in Karabach stationierte russische Soldaten durch Beschuss auf ihr Auto getötet. Der Vorfall habe sich am Mittwoch bei dem Ort Dschanjatag ereignet. Es wurde nicht gesagt, wie viele Angehörige der russischen Friedenstruppe getötet wurden.

FILE - Russian military vehicles roll along a road towards the separatist region of Nagorno-Karabakh, Friday, Nov. 13, 2020. The war ended with a Russia-brokered armistice under which Azerbaijan regai ...
Panzer mit russischen Flaggen fahren in Berg-Karabach, 2020.Bild: keystone

Die humanitäre Situation in der Region ist bereits prekär. Während den vergangenen Monaten wurde die einzige armenische Zugangsstrasse nach Berg-Karabach blockiert. Dadurch war die humanitäre Lage vor Ort stark verschlechtert.

Customers visit an almost empty food store in Stepanakert, the capital of the separatist region of Nagorno-Karabakh, also known as Artsakh, on Saturday, Jan. 7, 2023. Protesters claiming to be ecologi ...
Leere Regale in Berg-Karabach, 2023. Bild: keystone

Berg-Karabach liegt zwar auf aserbaidschanischem Staatsgebiet, wird aber mehrheitlich von Armeniern bewohnt. Sowohl Aserbaidschan als auch Armenien erheben Anspruch auf die Region – auf dem die autonome Republik Arzach regiert.

(lst/rbu/sda/dpa)

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25 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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El_Chorche
20.09.2023 13:23registriert März 2021
Wenn es nun zu massiven Menschenrechtsverstössen kommt, was anzunehmen ist, sollte man Socar in der Schweiz sanktionieren/verbieten.
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actualscientist
20.09.2023 13:13registriert Januar 2019
Jetzt bleibt es wichtig nicht wegzuschauen. Die Sicherheit der Armenischen Minderheiten muss gewährleistet bleiben!
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Johnny English
20.09.2023 12:39registriert August 2022
Ob damit das Leiden der Zivilbevölkerung zu Ende ist, muss bezweifelt werden! Ich befürchte, dass es nun zu Massenvertreibungen und anderen Gräueltaten kommt. Jedenfalls ist die Bevölkerung schutzlos den Eroberern ausgeliefert, es gäbe zwar russische "Friedenstruppen", aber die werden ganz bestimmt keinen Finger rühren, um nicht dem Regime in Baku oder seinem Schirmherrn Erdogan in die Quere zu kommen. Willkommen in der "multipolaren Weltordnung", sprich: dem Recht des Stärkeren!
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