Brasiliens Vizepräsident gesteht Bolsonaros Wahlniederlage einDrei Tage nach der Wahl in Brasilien hat Vizepräsident Hamilton Mourão die Niederlage von Staatschef Jair Bolsonaro eingestanden.
«Es hat keinen Sinn mehr zu jammern, wir haben das Spiel verloren. Es gibt nichts zu beanstanden», sagte der ehemalige General in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview der Zeitung «O Globo». Er sei nicht der Ansicht, dass es bei der Wahl zu Betrug gekommen sei. Zuvor hatten bereits wichtige Verbündete Bolsonaros, darunter der mächtige Parlamentspräsident Artur Lira, dessen Niederlage anerkannt.
Bolsonaro wandte sich mit einer kurzen Rede in seiner Residenz in der Hauptstadt Brasília an Medien und Volk. Er erklärte:
Ausdrücklich anerkannt und eingestanden hat Bolsonaro die Niederlage gegen Lula damit zwar in seiner Rede nicht, doch zumindest bekannte er, dass er der Übergabe der Regierungsgeschäfte an Lulas Leute nicht im Wege stehen will, indem er sich an die Verfassung hält. Er äusserte sich zudem zu den Strassenblockaden und Demonstrationen seiner Anhängerinnen und Anhänger und erneuerte seine Zweifel an der Korrektheit des Wahlverfahrens:
Die Beobachtermission der Interamerikanischen Union der Wahlbehörden nannte die Wahlen derweil frei, fair und transparent und fand keine Hinweise auf Manipulation.
Bolsonaros Stellungnahme:
Mit seinen Aussagen nimmt Bolsonaro der aufgeheizten Stimmung im Land das vorhandene Eskalationspotenzial zumindest teilweise. Im Vorfeld der Wahl und während der Zeit von Bolsonaros Schweigen war befürchtet worden, dass der rechtskonservative Staatschef eine Niederlage nicht anerkennen würde und es gar zu einem Staatsstreich kommen könnte.
Bolsonaro hatte immer wieder angedeutet, dass es zu Wahlbetrug kommen könnte und er das Resultat der Abstimmung dann nicht anerkennen würde. Zahlreiche Bolsonaro-Anhänger gingen nach der Verkündung des Resultats auf die Strasse und sorgten mit Strassenblockaden für Tumulte. Mit Bolsonaros Stellungnahme dürfte sich die Situation nun entschärfen.
Denn abseits der Öffentlichkeit scheint der 67-Jährige seine Niederlage tatsächlich eingestanden zu haben. Zumindest wertet dies die Justiz des Landes so, wie Richter Luiz Edson Fachin dem Fernsehsender Globo nach einem Treffen mit Bolsonaro sagte:
Der Präsident des Obersten Wahlgerichts, Alexandre de Moraes, hatte sowohl Lula als auch Bolsonaro bereits in der Wahlnacht telefonisch über das Ergebnis informiert. «Das Ergebnis wurde verkündet und akzeptiert», sagte auch Moraes.
Der brasilianische Kabinettschef Ciro Nogueira bestätigte Bolsonaros Eingeständnis hinter den Kulissen ebenfalls: «Präsident Jair Bolsonaro hat uns auf der Grundlage des Gesetzes ermächtigt, den Prozess des Regierungswechsels einzuleiten», so Nogueira.
Die Machtübergabe wäre allerdings ohnehin gesetzlich geregelt, einer Zustimmung der scheidenden Regierung wäre gar nicht vonnöten.
Trotz Bolsonaros Schweigen nach der Verkündung des Resultats, zeichnete sich bald ab, dass der Rückhalt für den Präsidenten, sollte er das Ergebnis tatsächlich nicht anerkennen, nicht sehr gross gewesen wäre. Zahlreiche seiner Verbündeten äusserten sich im Gegensatz zu ihm.
Laut Berichten machten Bolsonaros Berater ihm in langen Gesprächen in den vergangenen Tagen klar, dass es kaum Erfolg hätte, das Wahlergebnis in Frage zu stellen. Viele der Verbündeten, darunter der mächtige Parlamentspräsident Artur Lira, erkannten Bolsonaros Niederlage auch vorher bereits an. Auch die einflussreiche Kongressabgeordnete und überzeugte Bolsonaro-Unterstützerin Carla Zambelli verkündete früh, dass sie «die härteste Opposition sein würde, die sich Lula jemals vorstellen könnte», womit sie die Niederlage ebenfalls eingestand.
Ainda que eu ande pelo vale das sombras, não temerei, porque Tu Senhor Deus estás comigo.
— Carla Zambelli (@Zambelli2210) October 30, 2022
O sonho de liberdade de mais de 51 milhões de brasileiros continua vivo.
E lhes PROMETO, serei a maior oposição que lula jamais imaginou ter.
Hinzu kam, dass zahlreiche Regierungen im Ausland den Wahlausgang ebenfalls schon als Tatsache ansahen: Fast 90 Regierungen gratulierten Lula zu seinem Wahlsieg, wie das Nachrichtenportal UOL berichtete.
Auf operativer Ebene wurde der Machtwechsel schon eingeleitet. Medienberichten zufolge sprach Kabinettschef Nogueira bereits mit Lulas Kommunikationschef Edinho Silva. Zudem telefonierte Lulas künftiger Vize-Präsident Geraldo Alckmin mit Bolsonaros Stellvertreter Hamilton Mourão. Der Amtsantritt Lulas ist für den 1. Januar 2023 geplant.
Lula hatte bei der knappen Stichwahl am Sonntag 50,9 Prozent der Stimmen erhalten, Bolsonaro kam auf 49,1 Prozent. Noch nie seit der Rückkehr zur Demokratie im Jahr 1985 war eine Wahl in Brasilien derart knapp gewesen.
(con/dab/sda/dpa)
Und in einer Woche darf das Wahlvolk der USA beweisen, in welch katastrophalem Zustand es ist.
Er respektiert das Wahlergebnis und will die Demokratie aufrechterhalten und mit den linken kooperien.
Habe das Statement soeben live geschaut.
Zu folgender Aussage:
Zu den Strassenblockaden im Land nach der Wahl meinte er, dies sei «das Ergebnis der Empörung über den Verlauf des Wahlprozesses».
….muss man noch ergänzen, dass er die Strassenblockaden nicht OK findet. Willkommen seien aber friedliche Proteste.