Die beiden ostasiatischen Wirtschaftsmächte Südkorea und China wollen ihre Kommunikation in Sicherheitsfragen verbessern. Südkoreas Präsident Yoon Suk Yeol und der chinesische Premier Li Qiang hätten sich bei einem Treffen am Sonntag in Seoul darauf geeinigt, einen neuen Dialog in den Bereichen Diplomatie und Sicherheit aufzunehmen, teilte Yoons Büro mit. Beide Länder sollten ihre gemeinsamen Interessen fördern, aber auch mit Blick auf regionale und globale Herausforderungen zusammenarbeiten, sagte Yoon laut südkoreanischen Medien unter Hinweis auf den Krieg in der Ukraine und des Kriegs im Gazastreifen.
Der Sicherheitsdialog soll den Angaben zufolge unter Einbeziehung der Aussen- und Verteidigungsministerien Mitte Juni starten. Auch vereinbarten beide Seiten, die Verhandlungen über eine Erweiterung des bestehenden Freihandelsabkommens zwischen China und Südkorea wiederaufzunehmen. Ferner soll unter anderem ein gemeinsamer Kooperationsausschuss für Investitionen, der seit 2011 ruht, wiederbelebt werden. Li war erstmals seit seiner Amtsübernahme im März des vergangenen Jahres in Südkorea.
Die Vereinbarungen trafen Yoon und Li vor ihrem für Montag geplanten Dreier-Gipfeltreffen mit dem japanischen Ministerpräsidenten Fumio Kishida. Japans Premier reiste dazu aus Tokio an und führte ebenfalls zunächst Einzelgespräche mit Yoon und Li. Das letzte der bisher acht Spitzentreffen im Dreier-Format findet zum ersten Mal seit viereinhalb Jahren statt. Die Corona-Pandemie und bilaterale Differenzen hatten eine Fortsetzung verhindert.
Wie südkoreanische Medien berichteten, rief Yoon im Gespräch mit Li dazu auf, China solle als ständiges Mitglied des UN-Sicherheitsrats eine «Rolle als Bastion des Friedens» spielen. Auch habe er China gebeten, sich angesichts der Bedrohungen durch das Atomwaffenprogramm Nordkoreas sowie der Militärkooperation Pjöngjangs mit Russland stärker einzubringen. Die Berichte wurden zunächst nicht von Yoons Büro bestätigt. Die Waffenprogramme des weithin isolierten Nordkorea werden von USA und ihren Verbündeten Südkorea und Japan als direkte Bedrohung wahrgenommen.
Bei ihrem Treffen einigten sich Yoon und Japans Regierungschef Kishida darauf, mit Blick auf Nordkorea die sicherheitspolitische Zusammenarbeit mit den USA weiter zu stärken. Das Thema Nordkorea stand zwar nicht auf der offiziellen Agenda des Dreier-Treffens. Doch wurde in Südkorea erwartet, dass es dort zur Sprache kommen wird.
Der Gipfel findet auch vor dem Hintergrund der wachsenden strategischen Rivalität zwischen China und den USA statt. Einerseits sind Südkorea und Japan mit ihrem Nachbarland China wirtschaftlich durch enge Handelsbeziehungen und einer langen Geschichte des Austauschs verbunden. Allerdings teilen sie mit Washington auch die Besorgnis über das zunehmende Machtstreben Pekings. China wiederum stört sich an der engen militärischen Kooperation der beiden Nachbarn mit den USA.
Ziel des Gipfeltreffens in Seoul ist es, die trilaterale Zusammenarbeit in verschiedenen Bereichen, einschliesslich der Wirtschaft und des Handels, zu verbessern. Auch soll es laut Angaben des südkoreanischen Gastgebers um gemeinsame Massnahmen gegen den Klimawandel, eine bessere Zusammenarbeit im Katastrophenmanagement, in Wissenschaft und Technologie sowie im Gesundheitswesen gehen. (sda/dpa)