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Corona: Israel streicht fast alle Massnahmen am 1. Juni

epa09063609 People sit in a re-opened restaurant in downtown Jerusalem, 09 March 2021. Israeli government approved the easing of coronavirus restrictions allowing bars, restaurants, event halls, sport ...
Restaurants sind in Israel schon seit März wieder geöffnet.Bild: keystone

Israel streicht Massnahmen bei 60 Prozent Geimpften – was das für die Schweiz bedeutet

Nach einer erfolgreichen Impfkampagne fallen in Israel heute fast alle Restriktionen – einzig die Maskenpflicht in Innenräumen bleibt bestehen. Ein Blick auf Israels Rückkehr in die Normalität – und was die Schweiz davon lernen kann.
01.06.2021, 11:0001.06.2021, 12:19
Lea Senn
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Freudentränen flossen vor rund einer Woche, als in Israel die letzte Krankenstation für Covid-Patienten geschlossen wurde. Die Regierung bezeichnet das Coronavirus als besiegt. Der Wendepunkt kam Ende letzten Jahres mit der ersten Impfung. Alexander Babet, Chefpfleger in einer der mittlerweile geschlossenen Covid-Stationen, erklärte dem Spiegel in einem Interview: «Ungefähr einen Monat später spürten wir: Die Impfung wirkt. Etwas verändert sich.»

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Tatsächlich hat sich sehr vieles verändert. Um die 20 Neuinfektionen meldete Israel in den letzten Tagen – im Januar waren es noch über 10'000. Zur Erinnerung: Mit rund 9 Millionen Einwohnern ist Israel ähnlich einwohnerstark wie die Schweiz.

Die meisten Fälle treten aktuell noch in der Altersklasse 0 bis 19 Jahre auf. Die Impfung für Kinder ist in Israel erst seit Kurzem zugelassen – vorher wurden Impftermine nur an Personen über 16 Jahre vergeben.

Auch Todesfälle verzeichnet Israel kaum mehr. Die Schweiz verzeichnet einen ähnlichen Trend – auch wenn sowohl bei Fallzahlen, als auch bei Todesfällen mit einiger Verzögerung. Für die Schweiz dürfte es also interessant sein, welche Erfahrungen Israel aktuell macht.

Impfquote für eine Herdenimmunität

Rund 60 Prozent aller Israelis sind geimpft – alleine unter den Erwachsenen entspricht das etwa 80 Prozent. Insbesondere die besonders gefährdeten Personen ab 50 Jahren weisen eine hohe Impfquote auf: Sie liegt bei 92 Prozent.

Impfquote in der Schweiz

Für die Schweiz sind das gute Nachrichten: Laut den aktuellsten Befragungen der ETH wollen sich nämlich auch hierzulande rund 80 Prozent der Bevölkerung ab 15 Jahren impfen lassen – Tendenz steigend. Die Schweiz darf also auf ähnliche Impfquoten wie in Israel hoffen.

Aktuell sind in der Schweiz rund 35 Prozent aller Personen mindestens einmal geimpft.

Lockerung der Massnahmen

Bisher galten in Israel noch Beschränkungen für «Aktivitäten mit höherem Risiko», also beispielsweise Menschenansammlungen auf engem Raum. Manche Privilegien, wie zum Beispiel ein Abendessen im Inneren eines Restaurants, waren Geimpften und Genesenen vorenthalten.

Am Sonntag gab der israelische Gesundheitsminister bekannt, dass diese Beschränkungen aufgehoben werden. Der «Green-Pass», mit dem sich Geimpfte bisher ausweisen konnten, wird ab sofort nicht mehr benötigt. Damit erhalten auch Nicht-Geimpfte wieder überall Zutritt.

«Die Wirtschaft und Bürger Israels bekommen zusätzlichen Raum zum Atmen»
Yuli Edelstein, Gesundheitsminister von Israel, zu den Öffnungen vom 1. Juni

Was bleibt ist eine Maskenpflicht in Innenräumen. Die Regierung will die Notwendigkeit dafür jedoch fortlaufend prüfen.

Finale Lockerungen in der Schweiz

In der Schweiz hat der Bundesrat die Aufhebung aller Massnahmen für die letzte Phase des «Drei-Phasen-Modells» vorgesehen. Sie tritt ein, sobald die gesamte erwachsene Bevölkerung Zugang zu einer vollständigen Impfung hatte. Das wird voraussichtlich im August der Fall sein.

Doch auch dann wird die Maske nicht sofort fallen: Der Bundesrat schreibt in seinem Plan, dass «Basismassnahmen (wie z.B. Maske an frequentieten Orten) schrittweise abgebaut werden, damit die Entwicklung der Pandemie gut verfolgt werden kann». Auch für Grossveranstaltungen könnte es weiterhin Limitierungen geben.

Anpassung der Einreisebestimmungen

Israel will seine Grenzen schon bald wieder für Touristen öffnen. Aktuell werden als Pilotprojekt einzelne kleine Gruppen von Touristen ins Land gelassen. Diese müssen eine Impfung mit einem in Israel zugelassenen Impfstoff vorweisen können.

«Israel ist gesund und geimpft – ihr werdet es geniessen!»
Orit Farkash-Hacohen, Tourismusminister von Israel, zu der ersten Touristengruppe im Pilotprojekt

Eine Sprecherin des Tourismusministeriums hielt es für unwahrscheinlich, dass die ersten grösseren Touristengruppen vor Anfang Juni nach Israel kommen. In diesen nächsten Wochen wolle man Erfahrungen mit dem Pilotprogramm sammeln und herausfinden, wie man das Land für geimpfte Touristen am besten wieder öffnet.

Vor der Pandemie erlebte Israel einen touristischen Aufschwung: Mit 4,6 Millionen Besuchern empfing Israel so viele Gäste wie noch nie.

Tourismus in der Schweiz

Die Aussengrenzen der Schweiz sind für Touristen geöffnet. Allerdings sind teilweise ein Einreiseformular, ein negativer Test oder sogar eine Quarantäne nötig – abhängig davon, aus welcher Region man einreist, wie man einreist (zu Fuss, mit dem Flugzeug, usw.) und ob man geimpft oder genesen ist.

Quarantänepflichtige Länder bei der Einreise

Quarantäntepflichtige Länder bei der Einreise in die Schweiz
Stand: 27. Mai 2021Bild: BAG
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quelle: ap/ap / oded balilty
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54 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Baltasar
01.06.2021 11:30registriert April 2015
Hmm, wenn Israel als Star gilt, dann hat der Bundesrat das aber gar nicht so schlecht gemacht. Im Quervergleich waren wir etwas langsamer mit Impfen, aber hatten sonst alles ziemlich im Griff. Einfach für die, die immer und überall den Bundesrat anölen. Wir waren langsamer, ja, aber was kann der Bundesrat dafür, wenn Astrazenica bei uns die Zulassung nicht bekommt. Zum Glück kann der Bundesrat keine Pharma Zulassungen erzwingen. Also, ich als halb geeimpfter bin recht zufrieden mit der Arbeit der Regierung in Bern.
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tss
01.06.2021 12:16registriert Juni 2020
Eine Arbeitskollegin hat jetzt einen Impftermin obwohl Sie sich nicht Impfen lassen wollte, eine schnelle Umkehr. Je mehr sich Impfen lassen je Ender sind wir raus.
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