In Zentraleuropa scheint die (erste) Corona-Welle überstanden zu sein, die Neuinfektionen sinken. Auch in der Schweiz: Die Zahlen bewegen sich gemäss BAG seit Tagen zwischen 58 und 10. Im Durchschnitt waren es in den letzten sieben Tagen 36 neue Infektionen in der Schweiz. Das entspricht ungefähr 5 Neuinfektionen pro Million Einwohner. Zur Spitzenzeit Ende März waren es über 120 Neuinfektionen pro Million Einwohner.
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Zurzeit gibt es allerdings Länder, in denen dieser Wert um Längen übertroffen wird. In der vergangenen Woche meldete beispielsweise Katar 545 Neuinfektionen pro Million Einwohner. Auch andere Länder im Nahen Osten kämpfen zurzeit mit vielen Neuinfektionen.
Ein zweiter Brandherd liegt in Südamerika: Peru und Chile melden zurzeit auch täglich deutlich über 100 Neuinfizierte pro Million Einwohner.
Bereits länger bekannt sind die Probleme in den USA, in Grossbritannien, Schweden und Russland. Sie befinden sich zwar noch immer unter den 15 grössten Corona-Brandherden, ihre Zahlen nahmen jedoch im Vergleich zur Vorwoche ab.
Schauen wir uns nun an, wie sich die Brandherde seit Ausbruch der Pandemie über den Erdball verlagert hat.
Der erste Brandherd war bekanntermassen in China. Über alle Tage im Februar gesehen, hatte allerdings Südkorea noch mehr Neuinfektionen im Verhältnis zur Einwohnerzahl.
Gegen Ende Februar tauchten immer mehr Fälle in Italien auf. Unter den am stärksten betroffenen Ländern befinden sich auch Kuwait und Singapur – beide werden später wieder an dieser undankbaren Stelle auftauchen.
Im März erreichte das Coronavirus Europa mit voller Wucht. Insbesondere Spanien wird stark getroffen, rund 73 Personen pro Million Einwohner stecken sich im Tagesschnitt mit SARS-CoV-2 an.
Italien kämpft weiterhin mit vielen Neuinfektionen. Auch die Schweiz hat im Vergleich zur Einwohnerzahl relativ hohe Fallzahlen.
Viele positiv Getestete im Verhältnis zur geringen Einwohnerzahl treiben übrigens die Quote auch in Island in die Höhe (auf der Karte dunkelviolett markiert). In unserer Übersicht der meist betroffenen Länder haben wir jedoch nur Länder mit mehr als zwei Millionen Einwohnern berücksichtigt – Island mit rund 360'000 Einwohnern fällt nicht in diese Kategorie.
Europa verzeichnet noch immer täglich viele hundert Neuinfizierte, allen voran in Irland und Belgien. Inzwischen ist das Virus auch in den USA angekommen.
Die flächenmässig kleinen Staaten Katar und Singapur, wo viele Menschen auf engem Raum wohnen, kommen auf einen täglichen Schnitt von 150 (Katar) respektive 86 (Singapur) Neuinfizierten pro Million Einwohner.
Die Coronakrise breitet sich im Mai auch zunehmend in Lateinamerika aus. Brasilien rast der Katastrophe entgegen und auch Länder wie Peru, Chile oder Mexiko fallen mit hohen Infektionszahlen auf. Dazu kommt: In diesen Staaten sind die Gesundheitssysteme selten auf dem besten Stand und viele Länder erlebten auch kürzlich eine politische Krise. Da ist es einigermassen erstaunlich, dass sich die Neuansteckungen in Argentinien aber beispielsweise (noch) auf tiefem Niveau bewegen.
Die aktuell höchste Anzahl Infizierter pro Einwohner weist aber ein Staat aus einer anderen Weltgegend aus: Katar. Rund 30'000 Fälle sind im Land mit rund 2,7 Millionen Einwohnern gemeldet – und in den letzten Tagen lagen die Neuinfektionen immer um die 1500. Damit ist der Staat der bisher einzige, in welchem mindestens 1 Prozent der Bevölkerung positiv getestet wurde.
Der reiche Staat befindet sich im totalen Lockdown: Moscheen, Schulen, Einkaufszentren, Restaurants sind alle geschlossen. Seit dem 17. Mai gilt zudem: Wer ohne Maske aus dem Haus geht, riskiert eine Haftstrafe von bis zu drei Jahren. Allerdings: Die Baustellen für die WM 2022 sind noch in Betrieb – obwohl es dort auch schon zu Infektionen kam.
Wo wird das Coronavirus in naher Zukunft für die meisten Ansteckungen sorgen? Eine Prognose ist schwierig. Es scheint zumindest so, dass nach Asien auch Europa das Problem in den Griff bekommen hat.
In Lateinamerika und dem Nahen Osten dürften die Fallzahlen aber auch in den nächsten Tagen noch merklich steigen. Der Höhepunkt scheint in Ländern wie Peru, Chile, Mexiko oder Katar, Kuwait und Saudi-Arabien noch nicht erreicht zu sein. Genauso wie in Pakistan oder Indien, wo die täglichen Neuansteckungen tendenziell zunehmen.
Auch in Afrika nimmt die Zahl der gemeldeten Fälle zu und die Kurve steigt immer steiler an. In den letzten sieben Tagen meldete die WHO jeweils über 2000 Neuansteckungen täglich. Gestern waren es 2500 – der dritthöchste Tageswert insgesamt. Allerdings ist das bei einem Kontinent mit rund 1,2 Milliarden Einwohnern immer noch eine sehr überschaubare Grösse.
Auch die täglichen Neuinfektionen pro Million Einwohner zeigen, dass Afrika noch weit davon entfernt ist, ein Brandherd zu sein.
Südafrika, das mit Abstand am stärksten betroffene Land des Kontinents, weist 1,98 tägliche Neuinfektionen pro Million Einwohner aus. Gemeldet sind dort aktuell knapp über 15'000 Infektionen – eine geringe Zahl bei rund 60 Millionen Einwohnern.
Ja, das Gesundheitssystem ist schlecht. Aber die Länder sind sich Infektionskrankheiten gewohnt, zB ist die Bevölkerung darauf trainiert, sich bei jedem Fieber auf Malaria testen zu lassen. Das zahlt sich jetzt aus.