Der neue deutsche Innenminister Horst Seehofer hat den Satz «Der Islam gehört zu Deutschland» als falsch bezeichnet. «Nein. Der Islam gehört nicht zu Deutschland», sagte Seehofer der «Bild»-Zeitung (Freitagsausgabe). Die Grünen kritisierten die Aussagen des CSU-Politikers scharf.
Deutschland sei durch das Christentum geprägt, dazu gehörten der freie Sonntag, kirchliche Feiertage und Rituale wie Ostern, Pfingsten und Weihnachten, sagte Seehofer.
«Die bei uns lebenden Muslime gehören aber selbstverständlich zu Deutschland», fügte er hinzu. Dies bedeute jedoch nicht, «dass wir deswegen aus falscher Rücksichtnahme unsere landestypischen Traditionen und Gebräuche aufgeben».
Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth bezeichnete Seehofers Äusserung als «Signal der Ausgrenzung». Ein Heimatminister, der am ersten Tag seiner Amtszeit angesichts brennender Moscheen und Morddrohungen gegen den Vorsitzenden des Zentralrates der Muslime, Aiman Mazyek, nicht Solidarität bekunde, «hat sich umgehend disqualifiziert und handelt sträflich verantwortungslos», erklärte sie in Berlin.
Der Grünen-Abgeordnete Jürgen Trittin sagte im Südwestrundfunk: «So setzt die CSU ihren fatalen Kurs fort und macht Wahlkampf für die AfD.» Ein Heimatminister, der es als erste Aufgabe sieht, «die Heimat zu spalten, der ist fehl am Platze».
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) stellte am Freitag klar, dass für sie die hierzulande lebenden Muslime und der Islam zu Deutschland gehören. Die Prägung des Landes sei «sehr stark durch das Christentum» sowie das Judentum erfolgt, sagte sie in Berlin. «Aber inzwischen leben vier Millionen Muslime in Deutschland.»
Diese Menschen übten in Deutschland ihre Religion aus. «Und diese Muslime gehören auch zu Deutschland. Und genauso gehört ihre Religion damit zu Deutschland, also auch der Islam», betonte Merkel.
Der Satz «Der Islam gehört zu Deutschland» war durch den früheren Bundespräsidenten Christian Wulff und seine Rede zur Deutschen Einheit im Jahr 2010 bekannt geworden und hatte immer wieder zu Diskussionen geführt.
Seehofer kündigte an, erneut Islamkonferenzen einberufen zu wollen, um die Probleme der Integration von Muslimen in Deutschland zu diskutieren. Die Islamkonferenz sei ihm wichtig. «Wir müssen uns mit den muslimischen Verbänden an einen Tisch setzen und den Dialog suchen und da wo nötig noch ausbauen», sagte Seehofer.
Muslime müssten «mit uns leben, nicht neben oder gegen uns». Um dies zu erreichen, seien gegenseitiges Verständnis und Rücksichtnahme erforderlich. «Das erreicht man nur, wenn man miteinander spricht.»
Merkel sprach sich für einen Dialog zwischen den Religionen aus. «Wir müssen alles tun, um das Zusammenleben gut zu gestalten zwischen den Religionen», sagte sie.
Dafür seien die Islamkonferenzen ein «sehr wichtiges Instrument». Merkel betonte zudem: «Wir wollen einen Islam, der auf der Grundlage des Grundgesetzes basiert und grundgesetzkonform ist.» (sda/afp)