Im Regierungsviertel in Berlin haben am Sonntag rund 12'000 Menschen gegen die nationalkonservative AfD demonstriert. Die Teilnehmer warnten vor Rassismus und einem Rechtsruck im neuen Bundestag, der am Dienstag zu seiner konstituierenden Sitzung zusammentritt.
«Mein Herz schlägt für Vielfalt» oder «Meine Stimme gegen Hetze» stand auf den Plakaten. Die Demonstranten bildeten nach Angaben der Veranstalter einen «symbolischen Schutzring» um das Reichstagsgebäude.
Die Abschlusskundgebung fand am Brandenburger Tor statt. Nach Angaben einer Polizeisprecherin verlief die Grossdemonstration bis zum Nachmittag störungsfrei. Die Sprecherin sprach von «etwas über 10'000 Teilnehmern» und bestätigte damit in etwa die Teilnehmerzahlen der Veranstalter.
Der Bundestag dürfe «nicht zum Sprachrohr für Rassismus und Diskriminierung werden», mahnten die Organisatoren. «Wir wollen nicht, dass bürgerliche Parteien nach rechts rücken», hiess es weiter mit Blick auf die Debatte über den Umgang mit der AfD.
Der Initiator der Demonstration, der 23-jährige Student Ali Can, zeigte sich «überwältigt» von der hohen Teilnehmerzahl. Dies zeige, «dass jeder Versuch, uns als Gesellschaft zu spalten, uns nur näher zusammenbringt».
Aufgerufen zu der Demonstration hatten die Bürgerbewegung Campact und weitere Organisationen, zu den Unterstützern zählen unter anderem der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und die gegen Rechtsextremismus engagierte Amadeu-Antonio-Stiftung.
Die Bürgerbewegung Avaaz als Mitveranstalter hatte in einer ganzseitigen Anzeige im Berliner «Tagesspiegel» für die Demonstration geworben. «Wir stehen auf gegen euren Rassismus», heisst es auch in einem offenen Brief an die AfD, der auf der Internet-Seite der Organisation steht und bereits von mehr als 500'000 Menschen unterzeichnet wurde. «Wir stehen für ein weltoffenes, soziales, liberales, vielfältiges Deutschland, in dem kein Platz ist für Fremdenfeindlichkeit.»
Die AfD hatte die Demonstration im Vorfeld als «Stimmungsmache» gegen ihre Abgeordneten und «Anschlag auf die Demokratie» kritisiert. Der neue Bundestagsfraktionsvize Peter Felser sprach von einer «nicht hinnehmbaren Diskreditierung» der demokratisch gewählten AfD-Abgeordneten.
Die rechtspopulistische Alternative für Deutschland (AfD) war bei der Bundestagswahl mit 12.6 Prozent drittstärkste Kraft geworden und hatte 94 Sitze im Parlament bekommen. Nach dem Austritt der bisherigen Parteichefin Frauke Petry und des Abgeordneten Mario Mieruch verfügt die AfD noch über 92 Mandate. (sda/afp/kün)