Dorfbewohner wütend: Anzeigenhauptmeister soll Bücherschrank leergeräumt haben
Boblitz im Landkreis Oberspreewald-Lausitz in Brandenburg, zwischen Berlin und Dresden gelegen: Auf dem Grundstück der örtlichen Kirche gibt es einen offenen Bücherschrank, wo man Lesestoff tauschen kann. Doch am Wochenende wurde er praktisch leergeräumt, berichtet die Welt mit Verweis auf die «Lausitzer Rundschau».
Das sorgt für Empörung. Doch ein Verdächtiger war schnell gefunden. Schon am Wochenende davor habe der Mann nämlich zugeschlagen und zwei Kisten voller Bücher in sein Auto geladen. Daraufhin wurde er von Anwohnenden angesprochen, erzählt die Vorsitzende des lokalen Traditionsvereins gegenüber der Zeitung. Seine Erklärung: Er wolle die Bücher verkaufen oder als Altpapier abgeben.
Beide Seiten erstatten Anzeigen
Ausserdem habe der Mann schliesslich selbst die Polizei gerufen und Anzeige erstattet. Gemäss Polizei wegen Beleidigung und Nötigung. Der Verein wiederum reichte ebenfalls Anzeige ein und verhängte ein Hausverbot. Er darf sich dem Bücherschrank nicht mehr nähern.
Der Verdächtige sei in auffälligem Neongrün gekleidet gewesen. Auf Facebook wurde in einer öffentlichen Gruppe kurz darauf ein Bild gepostet. Der Kommentar dazu: «Der Anzeigenhauptmeister höchstpersönlich hat die ausgeräumt.»
Anzeigenhauptmeister spottet über Medien
Damit soll Niclas Matthei gemeint sein. Der 19-Jährige wurde im vergangenen Jahr als Anzeigenhauptmeister bekannt, weil er systematisch Parksünder anzeigte und damit sogar Millionär geworden sein soll. Ausgerechnet er soll nun kistenweise Bücher aus dem Schrank geräumt haben?
Die Polizei will das gegenüber der «Welt» nicht bestätigen. Etwas gesprächiger ist hingegen der Beschuldigte selbst. Auf Instagram schreibt er: «Mein raffinierter und durchaus hinterhältiger Plan, endlich wieder ins Rampenlicht der grossen Medien zu kommen, hat doch tatsächlich wieder geklappt. Ich habe es einfach immer noch voll drauf.»
Dabei hatte er noch im Februar angekündigt, überregionalen Medien keine Interviews mehr geben zu wollen und keine bezahlten Kooperationen zu Werbezwecken mehr anzunehmen.
Verein ist verärgert
Auf den Vorwurf, die Bücher geklaut zu haben, schreibt er in den Kommentaren ausserdem: «Das ist doch der Witz an der Sache. Es ist vollkommen legal, eine ganze Bücherbox zu plündern. Verrückt, oder?»
Grundsätzlich sind die Bücher im offenen Schrank auch tatsächlich herrenlos. Wer sie mitnimmt, ist also quasi neuer Besitzer. Dennoch ist die Empörung im Dorf gross: Der Verein spricht von «Respektlosigkeit». «Das Grundprinzip der Bücherbox – Literatur frei zugänglich zu machen – wurde mit Füssen getreten», sagt die Vorsitzende zur «Lausitzer Zeitung».
Anzeichen von Reue sind beim Beschuldigten bisher allerdings keine erkennbar. Die Bücher habe er bei einem nächstgelegenen Feldweg wieder ausgeladen. «Ich suche doch nicht für 2 Euro noch einen Altpapierhändler.» (vro)
- «Hat Spass gemacht, Blutdruck in die Höhe zu treiben»: Anzeigenhauptmeister tritt kürzer
- «Anzeigenhauptführer»: Anzeigenhauptmeister zeigt sich mit Hitlerschnauz
- Nach Millionär-Behauptung: Anzeigenhauptmeister macht sich über Medien lustig
- «Anzeigenhauptmeister» Niclas M. angegriffen und ins Spital gebracht