International
Deutschland

Oben ohne in Berliner Badis ist jetzt ausdrücklich erlaubt

Oben ohne in Berliner Badis ist jetzt ausdrücklich erlaubt

13.03.2023, 11:1313.03.2023, 12:51
Mehr «International»

Der FKK-Strand ist ein stereotypisches Kulturgut der Deutschen. Doch das bedeutet nicht, dass die FKK-Kultur deswegen auch selbstverständlich ist in den Köpfen der Menschen. Das musste eine Berlinerin im Dezember erleben – als ihre Brüste einen Polizeieinsatz auslösten.

Jetzt hat eine Ombudsstelle entschieden: Auch Personen mit «weiblich gelesener Brust» dürfen in Berlin oben ohne schwimmen.

Freie Kleiderwahl für alle

In Berlin ist klar: Wer in einem der 56 Schwimmbäder badet, muss «handelsübliche Badekleidung» tragen, das steht so in der Hausordnung. Dass dabei besonders für Frauen «handelsübliche Badekleidung» einer gesellschaftlichen Vorstellung zu entsprechen hat, erlebte die 33-jährige Rettungsschwimmerin Lotte Mies am eigenen Körper. Als sie im Dezember in einem Berliner Hallenbad ihre Bahnen zog, trug sie eine Badehose, aber kein Bikinioberteil. Die Polizei wurde gerufen.

«Der Polizist hat mich gefragt, mit welchem Geschlecht ich mich identifiziere. Als ich ‹weiblich› sagte, hiess es, dass ich deshalb ein Oberteil tragen müsse», erzählte die Mies der «Bild». Sie schaltete daraufhin die Ombudsstelle der Landesstelle für Gleichbehandlung ein – und die gab ihr nun recht.

Das Datum, an dem der Entscheid kommuniziert wurde, ist dabei symbolisch: Am Weltfrauentag teilte der Justizsenat mit, dass das Schwimmen mit freiem Oberkörper auch für «weibliche Personen beziehungsweise für Personen mit weiblich gelesener Brust» künftig möglich sein muss. Das Bäder-Personal wurde bereits entsprechend instruiert.

Die freie Kleiderwahl gilt in Berlin in Badis jetzt also für alle. Und so dürfen auch Männer «selbstverständlich einen Bikini tragen, wenn sie das schön finden», sagt Claudia Blankennagel von den Berliner Bäder-Betriebe zu «Bild».

Die Badeanstalt Tiefenbrunnen am Zuerichsee zaehlte am Samstag, 11. Juli 1987 erstmals in dieser Saison eine Rekord-Besucherzahl. Fuenftausend Badegaeste machten sich die Plaetze auf der Wiese und wah ...
Badi Tiefenbrunnen in Zürich 1987.Bild: KEYSTONE
Zum Teil "oben ohne" geniessen weibliche Badegaeste das sonnige, fruehsommerliche Badewetter in der Badeanstalt Tiefenbrunnen, am 10. Mai 1988 in Zuerich. (KEYSTONE/Str) ======
Badi Tiefenbrunnen in Zürich 1988. Bild: KEYSTONE

«Gleiche Brust für alle»

Eine ganz ähnliche Story ereignete sich vorletzten Sommer in der deutschen Stadt Göttingen.

Mina Berger bekam damals Hausverbot in einem öffentlichen Schwimmbad – weil Berger «oben ohne» in der Sonne liegt. Denn das Schwimmbad bestimmt, dass Mina Berger aufgrund äusserlicher Geschlechtsmerkmale eine Frau sei – und Berger deshalb mit ihrem Oben-ohne-Auftritt gegen die Badeordnung verstosse. Dabei identifiziert sich Berger als non-binär und nicht als Frau.

Im vergangenen Mai zog der Göttinger Sportausschuss dann die Konsequenzen aus dem Vorfall und erlaubte es allen Badegästen, zumindest am Wochenende ohne Oberkörperbekleidung Schwimmbäder zu besuchen. Immerhin an zwei Tagen der Woche Gleichberechtigung in Göttingen.

Sowohl die Berlinerin Mies als auch Berger sind Teil des feministischen Bündnisses «Gleiche Brust für alle», das sich dafür einsetzt, dass sich alle Menschen mit nacktem Oberkörper zeigen dürfen, die das gerne möchten.

Übrigens: In den hiesigen Badis ist Blütteln durch die Benutzerordnung fast immer ausdrücklich verboten. Das Sonnenbaden «oben ohne» wird jedoch toleriert. Zudem verfügen einige Badis über FKK-Bereiche, wie der Katzensee in Zürich.

Trotz der lockeren Benutzerordnungen: Die meisten Frauen in den Schweizer Badeanstalten bedecken auch heutzutage ihre Brüste mit Textilien. Die Basler Geschichtsprofessorin Caroline Arni erklärte dies gegenüber der NZZ so:

«Die weibliche Brust ist symbolisch so sehr aufgeladen, dass man immer ein Statement macht, ob man sie bedeckt oder nicht.»

(yam)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Ab in die Badi! Das sagten sich auch schon unsere Grosseltern.
1 / 35
Ab in die Badi! Das sagten sich auch schon unsere Grosseltern.
Und so sah das damals aus.
1955, Motel Losone-Ascona.
(Bild: Hans Gerber)
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Du denkst, deine Badi sei überfüllt? Dann schau mal, was in Ulm los ist
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
182 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
FACTS
13.03.2023 11:37registriert April 2020
Man kann ja schon behaupten, dass die weibliche Brust dasselbe wie die männliche sei, aber man sollte sich dann nicht darüber beschweren, auch entsprechend aufzufallen. Ich möchte dann einfach als Mann auch nicht ständig krankhaft an den barbusigen Frauen vorbeischauen müssen, um mich nicht den Vorwurf der Spannerei etc. aussetzen zu müssen. Darin liegt das eigentliche Problem: Frau fordert zwar eine Entsexualisierung der weiblichen Brust, interpretiert aber zugleich jeden flüchtigen männl. Blick darauf als sexuell motiviert. Und Mann weiss dann nicht mehr, wohin er noch schauen darf.
31295
Melden
Zum Kommentar
avatar
Quaoar
13.03.2023 11:50registriert Januar 2018
Als ich Kind war, war das oben ohne sünnele noch weit verbreitet. Es gehörte zum Selbstverständnis einer modernen Frau und zur Emanzipation gegen die Geschlechterrolle. Heute sehe ich kaum mehr Frauen die es machen. Ich finde das kulturpolitisch ein Rückschlag.
20915
Melden
Zum Kommentar
avatar
LiquidIce
13.03.2023 11:56registriert Juli 2018
«Der Polizist hat mich gefragt, mit welchem Geschlecht ich mich identifiziere. Als ich ‹weiblich› sagte, hiess es, dass ich deshalb ein Oberteil tragen müsse»

Weiss nicht, ob ich lachen oder weinen soll.
19012
Melden
Zum Kommentar
182
Elf Festnahmen bei Razzia gegen nigerianische Mafia in Deutschland

Bei dem landesweit ersten Schlag gegen die nigerianische Mafia in Deutschland sind elf Männer festgenommen worden.

Zur Story