Karin Kneissl hat sich endgültig einen Spitzenplatz in der Liste von Putins nützlichen Idioten gesichert: Die frühere Politikerin der rechtsextremen österreichischen FPÖ zieht wohl tatsächlich in die Heimatstadt des russischen Präsidenten. In St.Petersburg werde sie «eine von ihr gegründete Denkfabrik» leiten, soll die 58-Jährige am Dienstag laut der staatlichen, russischen Nachrichtenagentur TASS gesagt haben.
Was dahintersteckt, brachte ein Journalist der «Aargauer Zeitung» im Juni auf den Punkt: Es gehe darum, Putins verbrecherischem Krieg gegen die Ukraine und seiner Wahnidee von der Wiederauferstehung des grossrussischen Reichs eine scheinwissenschaftliche Legitimation zu geben.
Reaktionen auf der Online-Plattform X lassen ebenfalls tief blicken. Ein Kreml-kritischer Account kommentiert:
Und es werden auch Stimmen laut, Österreich solle Kneissl gleich die Staatsbürgerschaft aberkennen.
Kneissl amtierte von 2017 bis 2019 als Aussenministerin, sie war von der rechtsextremen Freiheitlichen Partei (FPÖ) nominiert worden. Wegen ihrer engen Verbindung zum russischen Präsidenten, der 2018 an ihrer Hochzeit in den österreichischen Alpen teilnahm, wurde sie scharf kritisiert. Und auch ihr Russland-Urlaub im August, inmitten des Angriffskrieges gegen die Ukraine, sorgte für Entsetzen.
In St.Petersburg leite Kneissl das im März 2023 gegründete Zentrum «G.O.R.K.I.» Diese russische Denkfabrik soll laut eigener Website «objektive Analysen vorbereiten, um Lösungen für die politischen Ziele Russlands zu finden». Das Institut sei der Staatlichen Universität St.Petersburg angegliedert, an der Putin in den 1970ern Jura studierte, schreibt «Politico».
Österreich habe historisch enge Beziehungen zu Russland. Während das Land EU-Sanktionen befürworte und Putins völkerrechtswidrigen Krieg öffentlich kritisiere, unterhalte es Handelsbeziehungen mit Moskau und bleibe eines der wenigen EU-Länder, das noch russisches Gas importiert.
In der vergangenen Woche sorgte der Gesandte der EU-Kommission für Österreich, Martin Selmayr, für Aufregung, als er den Import von russischem Gas öffentlich kritisierte und Wien beschuldigte, «Blutgeld» an Moskau zu zahlen.
In den letzten Monaten hatte es verschiedentlich Berichte gegeben, Kneissl sei nach Russland ausgewandert. In einem Video schwärmte sie in holprigem Russisch vom russischen Landleben mit Hühnern und Ziegen – ausserdem kündigte sie an, ihren Telegram-Kanal ausbauen zu wollen.