48 Stunden Krise: Trump und Selenskyj geben sich Saures
In rund 48 Stunden kam es diese Woche zwischen US-Präsident Donald Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj mehrfach zum Eklat.
Die Chronologie:
Das Vorgeplänkel
- Am Samstag kam die grosse Ankündigung: Bereits in wenigen Tagen würden sich Delegationen der USA und Russlands in Saudi-Arabien treffen, um über ein Ende des Krieges in der Ukraine zu verhandeln.
- Selenskyj sagte darauf, die Ukraine sei nicht eingeladen worden. Man werde nicht mit Russland verhandeln, ohne sich vorher mit strategischen Partnern abgesprochen zu haben.
Dienstag
Treffen in Riad
Am Dienstag, 18. Februar, kommt es zu einem hochrangigen Treffen in Riad. Der amerikanische Aussenminister Marco Rubio und sein russischer Amtskollege Sergej Lawrow treffen sich in der saudischen Hauptstadt.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wollte eigentlich auch nach Saudi-Arabien reisen, verschob seine Reise jedoch aus Protest.
Trump gibt Selenskyj Schuld am Krieg
US-Präsident Donald Trump kritisiert Selenskyj für seine Empörung über den amerikanisch-russischen Dialog. Er nennt den ukrainischen Präsidenten einen schlechten Verhandlungsführer und «völlig inkompetent».
Damit gibt Trump direkt der Ukraine bzw. ihrem Präsidenten die Schuld am Krieg, obwohl es Russland war, das 2022 sein Nachbarland überfiel.
Der US-Präsident behauptet weiter, Selenskyj habe nur noch vier Prozent der Bevölkerung, die hinter ihm stünden. Dies entspricht nicht der Wahrheit: Gemäss einer Umfrage vom Januar stehen noch 52 Prozent der Ukrainerinnen und Ukrainer hinter ihrem Präsidenten.
Mittwoch
Selenskyj kontert
Der ukrainische Präsident reagiert auf Trumps Behauptung, sein Land sei schuld am Krieg. Er sagt, das US-amerikanische Staatsoberhaupt sei gefangen in einer «Desinformationsblase». Er weist auch die Behauptung zurück, er habe lediglich vier Prozent der Bevölkerung hinter sich.
Versuche, ihn zu ersetzen, würden nicht gelingen, so Selenskyj. Die Desinformation, die Trump weitergebe, komme aus Moskau.
Trump beleidigt Selenskyj
In der Folge verleumdet Donald Trump seinen ukrainischen Amtskollegen als «Diktator», obwohl er gemäss Verfassung der legitime Präsident der Ukraine ist.
Selenskyj wolle wohl einfach schnelles Geld machen, so Trump. Er sei nur gut darin gewesen, Biden zu manipulieren.
Der US-Präsident behauptet weiter, er selbst liebe die Ukraine, aber Selenskyj mache einen schrecklichen Job.
Vance warnt Selenskyj
US-Vizepräsident J.D. Vance nennt Selenskyjs Bemerkungen «schändlich». In einem Interview mit «The National Pulse» sagt er:
Damit werde Selenskyj bei Trump nicht gut ankommen. Es werde den gegenteiligen Effekt haben. Selenskyj solle aufhören, Präsident Trump «schlechtzureden».
Selenskyj deeskaliert
Am Donnerstag sei ein Treffen mit dem US-Sondergesandten Keith Kellogg geplant, sagt Selenskyj in seiner abendlichen Videobotschaft. «Für uns ist es sehr wichtig, dass dieses Treffen und die Arbeit mit den USA insgesamt konstruktiv ist», stellt er klar. Nur so könne ein stabiler Frieden für die Ukraine gewährleistet werden.
A lot of meetings and briefings—military command, intelligence, ministers—all in preparation for talks with President Trump’s representative, General Kellogg, who is already in Kyiv.
— Volodymyr Zelenskyy / Володимир Зеленський (@ZelenskyyUa) February 19, 2025
Our meeting is scheduled for tomorrow, and it is crucial that this discussion—and our overall… pic.twitter.com/vuWOrpABbf
Es handle sich um einen Krieg, «den wir in der Ukraine seit der ersten Sekunde beenden wollen», betont Selenskyj in der Videoansprache. Die Äusserung kann als Widerspruch zur Anschuldigung Trumps gewertet werden, der zuletzt der ukrainischen Führung die Verantwortung für den Krieg zuschob. Allerdings nennt Selenskyj den Namen des US-Präsidenten nicht explizit.
Mit Material der Nachrichtenagenturen sda und dpa