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Trump und Selenskyj mit diplomatischem Eklat: 48 Stunden Krise

48 Stunden Krise: Trump und Selenskyj geben sich Saures

Am Dienstag trafen sich die Aussenminister der USA und Russlands in Saudi-Arabien – ohne Delegierte der Ukraine. Was dann folgte, war ein Schlagabtausch, der fast zum diplomatischen Zerwürfnis zwischen Washington und Kiew führte.
20.02.2025, 17:0220.02.2025, 17:43
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In rund 48 Stunden kam es diese Woche zwischen US-Präsident Donald Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj mehrfach zum Eklat.

Die Chronologie:

Das Vorgeplänkel

  • Am Samstag kam die grosse Ankündigung: Bereits in wenigen Tagen würden sich Delegationen der USA und Russlands in Saudi-Arabien treffen, um über ein Ende des Krieges in der Ukraine zu verhandeln.
  • Selenskyj sagte darauf, die Ukraine sei nicht eingeladen worden. Man werde nicht mit Russland verhandeln, ohne sich vorher mit strategischen Partnern abgesprochen zu haben.

Dienstag

Treffen in Riad

Am Dienstag, 18. Februar, kommt es zu einem hochrangigen Treffen in Riad. Der amerikanische Aussenminister Marco Rubio und sein russischer Amtskollege Sergej Lawrow treffen sich in der saudischen Hauptstadt.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wollte eigentlich auch nach Saudi-Arabien reisen, verschob seine Reise jedoch aus Protest.

FILE - U.S. Secretary of State Marco Rubio, second left, meets with Saudi Foreign Minister Prince Faisal bin Farhan Al Saud, Saudi National Security Advisor Mosaad bin Mohammad Al-Aiban, U.S. National ...
Ein erstes Abtasten: Rubio und Lawrow in Riad.Bild: keystone

Trump gibt Selenskyj Schuld am Krieg

US-Präsident Donald Trump kritisiert Selenskyj für seine Empörung über den amerikanisch-russischen Dialog. Er nennt den ukrainischen Präsidenten einen schlechten Verhandlungsführer und «völlig inkompetent».

«Heute habe ich gehört: ‹Oh, wir waren ja gar nicht eingeladen.› Tja, ihr seid seit drei Jahren dabei. […] Ihr hättet gar nie dabei sein dürfen. Ihr hättet niemals damit [mit dem Krieg] anfangen sollen. Ihr hättet eine Vereinbarung treffen sollen.»
Donald Trump

Damit gibt Trump direkt der Ukraine bzw. ihrem Präsidenten die Schuld am Krieg, obwohl es Russland war, das 2022 sein Nachbarland überfiel.

Der US-Präsident behauptet weiter, Selenskyj habe nur noch vier Prozent der Bevölkerung, die hinter ihm stünden. Dies entspricht nicht der Wahrheit: Gemäss einer Umfrage vom Januar stehen noch 52 Prozent der Ukrainerinnen und Ukrainer hinter ihrem Präsidenten.

Mittwoch

Selenskyj kontert

Der ukrainische Präsident reagiert auf Trumps Behauptung, sein Land sei schuld am Krieg. Er sagt, das US-amerikanische Staatsoberhaupt sei gefangen in einer «Desinformationsblase». Er weist auch die Behauptung zurück, er habe lediglich vier Prozent der Bevölkerung hinter sich.

Versuche, ihn zu ersetzen, würden nicht gelingen, so Selenskyj. Die Desinformation, die Trump weitergebe, komme aus Moskau.

Trump beleidigt Selenskyj

In der Folge verleumdet Donald Trump seinen ukrainischen Amtskollegen als «Diktator», obwohl er gemäss Verfassung der legitime Präsident der Ukraine ist.

«Als Diktator ohne Wahlen sollte sich Selenskyj besser beeilen, sonst wird er bald kein Land mehr übrig haben.»
Donald Trump

Selenskyj wolle wohl einfach schnelles Geld machen, so Trump. Er sei nur gut darin gewesen, Biden zu manipulieren.

Der US-Präsident behauptet weiter, er selbst liebe die Ukraine, aber Selenskyj mache einen schrecklichen Job.

Trump beleidigt Selenskyj
Bild: Screenshot Truth Social

Vance warnt Selenskyj

US-Vizepräsident J.D. Vance nennt Selenskyjs Bemerkungen «schändlich». In einem Interview mit «The National Pulse» sagt er:

«Er greift den einzigen Grund an, wieso dieses Land existiert, öffentlich, gerade jetzt.»
J.D. Vance

Damit werde Selenskyj bei Trump nicht gut ankommen. Es werde den gegenteiligen Effekt haben. Selenskyj solle aufhören, Präsident Trump «schlechtzureden».

«Jeder, der den Präsidenten kennt, wird Ihnen sagen, dass dies eine abscheuliche Art ist, mit dieser Regierung umzugehen.»
J.D. Vance

Selenskyj deeskaliert

Am Donnerstag sei ein Treffen mit dem US-Sondergesandten Keith Kellogg geplant, sagt Selenskyj in seiner abendlichen Videobotschaft. «Für uns ist es sehr wichtig, dass dieses Treffen und die Arbeit mit den USA insgesamt konstruktiv ist», stellt er klar. Nur so könne ein stabiler Frieden für die Ukraine gewährleistet werden.

Es handle sich um einen Krieg, «den wir in der Ukraine seit der ersten Sekunde beenden wollen», betont Selenskyj in der Videoansprache. Die Äusserung kann als Widerspruch zur Anschuldigung Trumps gewertet werden, der zuletzt der ukrainischen Führung die Verantwortung für den Krieg zuschob. Allerdings nennt Selenskyj den Namen des US-Präsidenten nicht explizit.

Mit Material der Nachrichtenagenturen sda und dpa

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111 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
avatar
tops
20.02.2025 17:24registriert Juni 2018
Wer hat auf dieser Welt eigentlich noch die Eier Orange-Face Donnie mal die Meinung zu sagen? Die schweizer ja scheinbar schon mal nicht...
18916
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Jonas der doofe
20.02.2025 17:24registriert Juni 2020
Es ist völlig absurd und spottet eigentlich jeder Bemerkung, was die Orange von über dem Teich von sich gibt.

Und wir in Europa haben im Kollektiv den Gong noch nicht gehört, schwadronieren von Neutralität, Partnerschaft, Guten Diensten, Verantwortung, Zusammenstehen und so weiter.

Seit 3 Jahren sind uns die Hosen runtergezogen worden und das einzige, wirklich das einzige was wir uns darüber streiten ist, wer sih noch etwas tiefer bücken kann, soll oder muss.

Es geht alles grad vor unseren Augen den Bach runter.
14114
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conszul
20.02.2025 17:27registriert August 2014
Was bitteschön hat Putin in Trump's Tee gemischt?
9913
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111
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