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Killer-Droge Fentanyl – so hoch ist die Zahl der Drogentoten in den USA

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Killer-Droge Fentanyl – so hoch ist die Zahl der Drogentoten in den USA

Die USA haben ein akutes Drogenproblem mit dem synthetischen Opioid Fentanyl. Die Zahl der Todesfälle steigt jedes Jahr massiv. Wie schlimm die momentane Situation ist, machte Joe Biden am Mittwoch in einer Rede deutlich.
16.11.2023, 20:0016.11.2023, 17:08
Julia Neukomm
Julia Neukomm
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An der internationalen Konferenz der Pazifikstaaten in San Francisco trafen sich am vergangenen Mittwoch US-Präsident Joe Biden und der chinesische Staatschef Xi Jinping, um sich unter anderem über die Fentanyl-Krise, die in den USA derzeit herrscht, auszutauschen. Die USA werfen China vor, dass ihre riesige chemische Industrie eine Schlüsselrolle in der amerikanischen Fentanyl-Krise spielt, da sie den Grossteil der Materialien liefert, die in illegalen Drogenlabors verwendet werden.

China soll neben den USA auch an Mexiko liefern. Und Mexiko ist inzwischen der grösste Exporteur von Fentanyl in die Vereinigten Staaten. Die chinesische Regierung hingegen bestreitet, dass ihr Land eine solche Schlüsselrolle spielt, und beschuldigt stattdessen den Rivalen aus dem Westen, eine Kultur des Drogenkonsums zu beherbergen.

Nach dem Treffen erklärte Biden, dass er mit China bei der Bekämpfung des Drogenhandels zusammenarbeiten wolle. Wie schlimm das Drogenproblem mit Fentanyl ist, einem Opioid, das 100-mal so stark wie Morphin sein kann, machte er in seiner gestrigen Rede deutlich:

Biden behauptet, dass in den USA mehr Menschen im Alter von 18 bis 49 Jahren an einer Fentanyl-Überdosis sterben als bei Waffengewalt, Autounfällen oder aufgrund anderer Todesursachen. Tatsächlich ist die Anzahl der Todesfälle, die durch eine Überdosis sterben, sehr hoch. 2022 sind in den USA rund 73'654 Menschen an einer Überdosis synthetischer Opioide gestorben. 67'325 davon waren einer Fentanyl-Überdosis verschuldet.

Zum Vergleich: Laut den Zahlen einer von der Kaiser Family Foundation veröffentlichten Studie zur Waffengewalt in den USA, die auf einer repräsentativen Umfrage basiert, kamen 2022 rund 44'339 Menschen durch Schusswaffen ums Leben. Die Hälfte davon waren Suizide.

2022 gab es in den USA 32'700 Verkehrsunfälle, die tödlich endeten. Die Zahlen bestätigen die Aussage von Präsident Biden: Die häufigste Todesursache in den USA ist aktuell der Drogentod.

Die Zahl der Todesfälle durch Überdosierung von Fentanyl begann 2013 deutlich zu steigen. In jenem Jahr sind 3105 Menschen an einer Überdosis synthetischer Opioide gestorben. Im Jahr 2022 war Fentanyl bereits für 23-mal mehr Todesfälle verantwortlich. Die starke Zunahme der Todesfälle hat unter anderem damit zu tun, dass illegales Fentanyl öfter mit anderen Drogen kombiniert wird. Zudem wird Fentanyl aufgrund der vielen Drogentoten weniger verschrieben und es kommt zu illegalem Kauf auf dem Schwarzmarkt.

2022 war Fentanyl für fast 70 Prozent der Todesfälle durch Überdosierung verantwortlich.
Quelle: Centers for Disease Control and Prevention

2022 wies West Virginia pro Kopf landesweit die höchste Rate an Todesfällen durch Fentanyl-Überdosierungen auf. Dort gab es 60,8 Todesfälle pro 100'000 Einwohner. Die zweithöchste Rate hat der Bundesstaat Delaware. West Virginia hat im Vergleich aber immer noch etwa 34 Prozent mehr Tote als Delaware. South Dakota hatte die niedrigste Rate mit 4,2 Todesfällen pro 100'000 Einwohner.

Kalifornien hatte 2022 mit 6453 die meisten Todesfälle durch Fentanyl zu beklagen. Im Allgemeinen verzeichnen Bundesstaaten mit höheren Bevölkerungszahlen auch mehr Fentanyl-Todesfälle.

Die Probleme mit der Killer-Droge Fentanyl sind in den USA akut. Das sieht auch die US-Regierung ein: Joe Biden hat das Ziel, die illegale Produktion und den illegalen Import in die USA möglichst zu stoppen. Ein schwieriges Unterfangen. Die Zusammenarbeit mit China hat deshalb eine grosse Bedeutung. Wie sich die Situation entwickelt, hängt stark von den Massnahmen der US-Regierung und der globalen Zusammenarbeit mit anderen Ländern ab.

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103 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Lölibueb
16.11.2023 20:19registriert November 2023
Angefangen hat alles mit dem Lobbying der Pharma bei den Ärzten, die danach massenhaft Oxycodon verschrieben. Als durchgegriffen wurde, haben viele auf Heroin umgesattelt. Dies alles war nur möglich, weil USA und Kanada nur ein geschwächtes Vorsorgeprinzip kennen.
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no-Name
16.11.2023 21:55registriert Juli 2018
Als Pflegender der bei jeder Schicht Fenta verabreicht ist es für mich immer wieder erstaunlich solche Artikel zu lesen.

In der Medizin ist es so viel effizienter als andere Opiate und im Hochakkutbereich absolut unverzichtbar und trotz der grossen Mengen die wir verabreichen ist das beenden der Therapie nie problematisch. Es gibt kaum Patienten die von sich aus auffällig viel davon verlangen.

Der Unterschied ob Schmerzgeplagt oder nicht scheint eine enorme Rolle zu spielen!
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Fretless Guy
16.11.2023 21:36registriert Juli 2018
Fentanyl kostet ja nichts. Ev wäre es angebracht, die Süchtigen gratis mit standartisierten Dosen zu versorgen. Einnahme vor Ort. So könnte wenigsten die Prostitution und Beschaffungskriminalität etwas eingegrenzt werden. Auch wäre es ggf schlecht fürs Geschäft der Gangs.
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