Iranischer Filmemacher Panahi will Zensur in Iran weiter ignorieren
Der bei den Filmfestspielen in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnete iranische Filmemacher Jafar Panahi will die Zensur in seiner Heimat weiter ignorieren.
«Ich bin jetzt 65 Jahre alt, habe die Zensur nie beachtet, und werde jetzt bestimmt nicht damit anfangen», sagte er mit Blick auf sein nächstes Vorhaben, in Iran einen Film zum Thema Krieg zu drehen. Seit seiner Auszeichnung in Cannes habe er keine Schwierigkeiten mit den iranischen Behörden gehabt, sagte er im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP.
«Was sollen sie tun? Mir verbieten, das Land zu verlassen? Oder mich wieder ins Gefängnis bringen?», sagte er. «Sie hatten mir schon verboten, zu arbeiten, und das hatte keine Wirkung», fügte er hinzu.
Panahi war mehrfach in Iran inhaftiert worden, 2010 für knapp drei Monate und 2022/23 etwa sieben Monate lang. Die relative Zurückhaltung der Gefängniswärter erklärt er mit seiner Bekanntheit.
Panahis Erfahrungen im Gefängnis waren der Ausgangspunkt für den heimlich in Iran gedrehten Film «Un simple accident», der im Mai in Cannes ausgezeichnet worden war und am 30. Oktober in den Deutschschweizer Kinos startet. Das Werk über fünf ehemalige politische Gefangene, die ihrem mutmasslichen Folterer begegnen, enthält deutliche Kritik an der iranischen Führung.
«Ich wurde nicht körperlich gefoltert. Aber wenn Sie monatelang mit zwei oder drei anderen in einem drei mal vier Meter grossen Raum sind, dann hat das psychologische Auswirkungen», sagte er. Bei jedem Gang zur Toilette seien ihm die Augen verbunden worden.
Das Drehbuch für seinen nächsten Film sei bereits fertig, sagte Panahi. Er versuche bereits seit fünf Jahren, es umzusetzen.
Die iranischen Behörden hatten Panahi lange die Ausreise aus dem Land verweigert. Bei der jüngsten Ausgabe des Festivals von Cannes im vergangenen Mai konnte Panahi zum ersten Mal seit 15 Jahren persönlich in Cannes erscheinen. (rbu/sda/afp)