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Frankreich verbietet das Rauchen auf der Parkbank

People watch ancient greenhouses in a park Monday, May 19, 2025 in Paris where temperature rose up to 23 degrees Celsius (90 degrees Fahrenheit). (AP Photo/Thomas Padilla)
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Fussgänger in einem Park in Paris.Bild: keystone

Frankreich verbietet das Rauchen auf der Parkbank – die Begründung hat einen Haken

Wer auf den Bus wartet oder sich auf der Parkbank entspannt, darf in Frankreich nicht mehr rauchen. Vor allem Pariserinnen und Pariser sind ausser sich.
30.05.2025, 11:1630.05.2025, 11:16
Stefan Brändle, Paris / ch media
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Was haben Strände und Skipisten, Bushaltestellen und Parks gemeinsam? Catherine Vautrin, einflussreiche Ministerin für Gesundheit, Arbeit und Familien, hat die Antwort: «Wo es Kinder hat, muss das Rauchen aufhören», sagt die Vertraute von Präsident Emmanuel Macron.

Betroffen sind auch die Trottoirs und Plätze vor Grund- und Mittelschulen. In Bushäuschen und Sportanlagen ist die genaue Verbotsszone noch nicht klar definiert. Vautrin sagte in einem Zeitungsinterview am Donnerstag nur: «Die Freiheit zu rauchen hört dort auf, wo die Kinder das Recht haben, frische Luft zu atmen.»

Deshalb soll in Zukunft mit 135 Euro gebüsst werden, wer sich an den öffentlichen Orten eine «clope» (Französisch für Kippe) ansteckt. Die für Umstehende weniger störenden E-Zigaretten bleiben von dem Verbot ausgenommen. Vautrin will aber ihren Nikotingehalt gesetzlich eindämmen.

Den seit mehreren Jahren geplanten Schritt begründet die Ministerin mit der öffentlichen Sicherheit: 75'000 Menschen sterben in Frankreich jährlich an der Tabaksucht, die Gesundheitskosten belaufen sich auf 156 Milliarden Euro.

epa12139179 France's Minister of Labor, Health, Solidarities and Families Catherine Vautrin speaks after the adoption of the bills on palliative and supportive care, and the right to assisted dyi ...
Frankreichs Gesundheitsministerin Catherine Vautrin.Bild: keystone

In den französischen Medien ärgern sich Raucherinnen und Raucher dagegen über das ihrer Meinung nach «diktatoriale» und vor allem inkonsequente Vorgehen der Regierung. Denn auf Bistro- und Restaurantterrassen – wo man bedeutend enger sitzt als in Parkanlagen oder öffentlichen Gärten – darf weiter geraucht werden.

Warum, sagt Vautrin nicht; vermutlich wollte sie sich nicht mit den Wirten anlegen. Die Regierung hatte jüngst schon gegen demonstrierende Landwirte und Taxifahrer nachgeben müssen, und Macron wollte zweifellos vermeiden, sich auch noch die Wirte aufzuhalsen.

Verhältnisse wie in Singapur

Wütend ist die Raucherzunft vor allem in Paris, wo die Behörden im Mai schon Bussen von 135 Euro für das Wegwerfen von Zigarettenkippen eingeführt haben. Verhältnisse wie in Singapur oder Japan seien das, motzen viele Pariserinnen und Pariser, die heute für ein Paket Zigaretten rund zwölf Euro hinblättern.

FILE - A man holds a lit cigarette while smoking in San Francisco, Wednesday, Dec. 2, 2020. (AP Photo/Jeff Chiu, File)
In Frankreich ist das Rauchen an vielen öffentlichen Orten ab dem 1. Juni strafbar. Bild: keystone

Die städtischen Reinigungsdienste sammeln täglich bis zu fünf Millionen Stummel ein. Bürgermeisterin Anne Hidalgo lässt deshalb auch 400'000 Aschenbecher im Taschenformat verteilen. Mit witzig gemeinten Fragen versucht sie den Tabakfreunden das Ausdrücken des Glimmstängels zu erleichtern: «Lieber Star Trek oder Star Wars?» oder «Eher Fahrrad oder E-Bike?» steht auf den zwei Öffnungen der neuartigen Deponiersäulen. Man könnte auch fragen: Sich lieber totlachen oder totrauchen? (nib/bzbasel.ch)

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Als Rauchen noch als vornehm galt
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Als Rauchen noch als vornehm galt
John Lennon 1969 in Toronto, Kanada. Es weht damals noch ein anderer Wind um rauchende Promis. Niemand stört sich gross daran, dass die Stars paffen – für die Nachteile des Tabakkonsums gibt es nicht so ein Bewusstsein wie heute.
quelle: zuma dukas dukas / ?? 2005 by jeff goode/toronto star
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Gibt's bald keine Zigi-Werbung mehr? 100 Erklärsekunden zum Tabakwerbeverbot
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47 Kommentare
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Jimmy Dean
30.05.2025 11:59registriert Juli 2015
„Die für Umstehende weniger störenden E-Zigaretten bleiben von dem Verbot ausgenommen.“

Steile These - aus den Dingern dampft manchmal eine riesige Kirsch-Karamel-Wolke, die ein halbes Dorf im Nebel versinken lässt. Finde ich persönlich um einiges störender als eine Zigi, einfach weil die Rauch-, bzw. Dampfentwicklung, bei den Dingern massiv höher ist.
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Chluisi
30.05.2025 11:28registriert August 2024
Man kann es nicht wiederholen, und ich sagte es schon vor 20 Jahren: Die Rauchverbote sind ein irrationaler Selbstläufer von Pseudogesundheitsfanatikern und Puritanern geworden und haben keine vernünftige Grundlage mehr. Inwiefern wird ein Kind geschädigt, wenn ein Mann 5 m von ihm eine Zigi raucht? Dann müsste man konsequent sein und sämtliche Fertiglebensmittel, Energydrinks, Smoothies, Alkohol, Würste etc. verbieten. Es scheint bei den heute dominierenden Ideologien einfach einen Gemeinsamen Nenner zu geben: Puritanismus.
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Lou Disastro
30.05.2025 11:56registriert August 2020
Seit ich ein Kind habe und mit ihm regelmässig auf Kinderspielplätze gehe, sehe ich Zigarettenstummel im Sand, Zigarettenstummel in Baumbeeten, Zigarettenstummel auf der Spielwiese, Zigarettenstummel bei der Schaukel, Zigarettenstummel bei der Rutschbahn. So. Jedes Mal wenn Raucher mit einem neuen Verbot konfrontiert werden, schreien sie Diktatur und bemühen den gesunden Menschenverstand. Haha! Diese stinkenden Dreckfinken! Ich hoffe, dass irgendwann auch die Schweiz mit diesem "Recht auf saubere Luft" kommt. Ich würde sofort JA stimmen.
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