International
Frankreich

Wahlen in Frankreich: Das Endresultat ist da

epa09883438 French President and candidate for re-election Emmanuel Macron reacts after results in the first round of the French presidential elections in Paris, France, 10 April 2022. According to in ...
Emmanuel Macron ist der Sieger des ersten Wahlgangs.Bild: keystone

Endresultat lieg vor: Macron gewinnt ersten Wahlgang wie erwartet vor Le Pen

Die erste Wahlgang der Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022 ist abgeschlossen. Es kommt zur Stichwahl zwischen dem Präsidenten Emmanuel Macron und der Rechten Marine Le Pen.
10.04.2022, 23:5813.04.2022, 16:41
Mehr «International»

Resultate der Präsidentschaftswahl 🇫🇷

Emmanuel Macron
Emmanuel MacronLREM
9’784’985
Marine Le Pen
Marine Le PenRN
8’135’456
Jean-Luc Mélenchon
Jean-Luc MélenchonLFI
7’714’574
Éric Zemmour
Éric ZemmourREC
2’485’757
Valérie Pécresse
Valérie PécresseLR
1’679’359
Yannick Jadot
Yannick JadotEÉLV
1’628’249
Jean Lassalle
Jean LassalleRES
1’101’643
Fabien Roussel
Fabien RousselPCF
802’588
Nicolas Dupont-Aignan
Nicolas Dupont-AignanDLF
725’305
Anne Hidalgo
Anne HidalgoPS
616’614
Philippe Poutou
Philippe PoutouNPA
268’965
Nathalie Arthaud
Nathalie ArthaudLO
197’141

Frankreich steht nach dem Erfolg des liberalen Staatschefs Emmanuel Macron und der Rechten Marine Le Pen in der ersten Runde der Präsidentschaftswahl vor einer richtungsweisenden Entscheidung. Beide zogen im Kampf um das höchste Staatsamt in die Stichwahl am 24. April ein. Laut vorläufigem Endergebnis vom Montag kam Macron im ersten Durchgang auf 27,84 Prozent der Stimmen und zog unerwartet klar an seiner stärksten Gegnerin vorbei, die bei 23,15 Prozent der Stimmen lag. Die weiteren zehn Kandidaten schieden aus.

Die Stichwahl zwischen Macron und Le Pen ist eine Neuauflage ihres Duells von 2017. Damals unterlag die Rechte dem Politikjungstar klar. «Was am 24. April auf dem Spiel steht, ist keine Wahl der Umstände, sondern eine Entscheidung für die Gesellschaft, eine Entscheidung für die Zivilisation», sagte Le Pen am Sonntagabend. Zwei entgegengesetzte Visionen für die Zukunft hätten sich durchgesetzt.

Macron, der der Rechten Einhalt gebieten wollte, räumte ein: «Wenn die Rechtsextreme in all ihren Formen so viel Rückhalt im Land hat, kann man nicht davon sprechen, dass die Dinge gut laufen.» Er mahnte weiter: «Vertun wir uns nicht, nichts ist entschieden.»

Knapper Ausgang der Stichwahl

Umfragen sagten noch am Wahlabend einen eher knappen Ausgang dieser Stichwahl voraus. Das renommierte Institut Ipsos-Sopra Steria sah Macron mit 54 Prozent der Stimmen als Sieger. Beim Institut Ifop-Fiducial fällt der voraussichtliche Vorsprung Macrons mit 51 Prozent der Stimmen hingegen äusserst gering aus. Immer wieder mal gewann in der Stichwahl auch ein Kandidat, der in der ersten Runde auf Platz zwei gelandet war.

Macron nannte die nächsten zwei Wochen daher entscheidend. Direkt am Montag begab er sich in Frankreichs Nordosten, wo ihn nicht nur Le Pen überholt hatte, sondern mancherorts auch der landesweit drittplatzierte Linke Jean-Luc Mélenchon. Deutlich um Bürgermühe bemüht, versprach der im Wahlkampf kaum sichtbare Präsident: «Ich bin zu allem bereit, um zu überzeugen.» Le Pen hingegen war am Tag nach der Wahl noch zurückhaltend unterwegs. Am Dienstag wollte sie dann etwa erklären, wie sie zu regieren gedenke.

Ein Sieg der 53-jährigen Rechten würde Deutschland und Europa schwer treffen. Statt auf Berlin schielt die Euroskeptikerin auf Verbündete in Budapest oder Warschau. Von der Europäischen Union hält sie wenig, will stattdessen wieder mehr Eigenständigkeit für Frankreich. Paris droht unter ihr in Brüssel vom Treiber zum Bremser zu werden. In der aktuellen Krise zwischen dem Westen und Russland befürchten Europa und die USA mit Le Pen ein Bröckeln der festen Pro-Ukraine-Front. Dennoch: Da die Rechte bei den bald anstehenden Parlamentswahlen wohl kaum eine Mehrheit wird hinter sich bringen können, ist zumindest ein striktes Durchregieren ihrerseits nicht zu befürchten.

Auch in Frankreich bangt man aber vor einem Einzug Le Pens in den mächtigen Élyséepalast. Die Unterstützungsaufrufe für Macron setzten schon kurz nach den ersten Hochrechnungen ein. Grünen, Sozialisten und Republikaner sprachen sich im Kampf gegen Le Pen für den Liberalen aus, der Linke Mélenchon zumindest eindeutiger als vor fünf Jahren gegen die Rechte. Die Formierung einer erneuten «Mauer» gegen Le Pen scheint bereits im Gange.

Mobilisierungskampf beginnt

Die rechte Politikerin hingegen müsste erheblich gegen Macron mobilisieren, um zu gewinnen. Zwar kann sie auf Unterstützer von Zemmour und Stimmen einiger rechter Konservativer setzen, jedoch kaum aus dem Mitte-Links-Lager, dem sie sich nach der Wahl mit Forderungen zu sozialer Gerechtigkeit bereits zu nähern versuchte. Hier würde es ihr wohl vor allem helfen, wenn von Macron frustrierte Linke der Wahl einfach fernblieben und so ihre Prozente in die Höhe trieben.

Macron und Le Pen betonten auf der Suche nach Unterstützern ausserhalb ihres eigenen Lagers beide, Zusammenschlüsse formen zu wollen. Doch die Wahl zeigt erneut ein gespaltenes Frankreich, das sich mittlerweile in drei Blöcken formiert. Während Macron breite Teile der Mitte einnimmt, drängt es links und rechts von ihm verstärkt zu den Rändern des politischen Spektrums. (sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
65 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
matthieu
10.04.2022 15:42registriert Februar 2016
Le Pen? War das nicht die, welche mit Putin auf ihren Wahlbroschüren abgebildet war?
😳
15818
Melden
Zum Kommentar
avatar
Geischtli
10.04.2022 16:45registriert März 2015
Ich drücke Frankreich den Daumen, dass es keinen Rechtsrutsch gibt 🍀
15124
Melden
Zum Kommentar
avatar
Daniel Pünter
10.04.2022 21:13registriert April 2021
Ich hoffe schwer, die Franzosen sind schlussendlich vernünftig und wählen Macron. Le Pen, die von Putin direkt unterstützt wird, wäre eine Katastrophe, auch für die CH.
6211
Melden
Zum Kommentar
65
Nex Benedict: Behörden sehen Tod als Suizid – keine Anklage
Sieben Wochen nach dem Tod des nicht-binären Teenagers Nex Benedict liegt der Polizei-Autopsiebericht vor. Im Blut wurde ein Mix aus Medikamenten gefunden.

Nex Benedict, ein nicht-binärer 16-jähriger Teenager der Owasso High School, starb am 10. Februar, einen Tag nach einer Schlägerei in einer Schultoilette mit drei Mädchen. Der nun veröffentlichte staatliche Autopsiebericht kommt zu dem Schluss, dass es ein Suizid war. Menschenrechtsgruppen protestieren, dass die Folgen des langjährigen Mobbings ausser Acht gelassen werden, das Nex erlebte.

Zur Story