Frankreichs Präsident Emmanuel Macron versucht offenbar mit Erfolg, die festgefahrenen Verhandlungen über den Gaza-Streifen mit einer Gesprächsrunde in Paris neu zu lancieren. Wie und wo genau, bleibt vertraulich. Gesichert scheint nur, dass der Chef des amerikanischen Geheimdienstes CIA, William Burns, seinen Amtskollegen aus Ägypten sowie den Regierungschef Katars, Mohammed bin Abdelrahman al-Thani, trifft. Letzterer vertritt auch die Standpunkte der palästinensischen Hamas-Miliz, deren Anführer in Paris nicht zugegen sind. Nur so zeigten sich die Israeli bereit, die Spitzen ihrer Geheimdienste Mossad und Schin Bet nach Paris zu entsenden.
Laut Eingeweihten soll ein Entwurf für eine Einigung vorliegen. Er sieht demnach Waffenruhe über zwei Monate vor. Israel will dafür hundert Geiseln aus den Händen der Hamas freibekommen.
Dieses Abkommen ginge bedeutend weiter als bei der einwöchigen Feuerpause von letztem November, als 105 Hamas-Geiseln gegen 240 palästinensische Häftlinge in Israel freigekommen waren. Es würde die Geiselfrage aber auch nicht endgültig lösen: Nach Darstellung Jerusalems befinden sich noch 132 Israeli in den Händen der Hamas. 28 Gefangene sollen umgekommen sein.
Wie in Paris inoffiziell verlautete, sollen die Unterhändler «vorsichtig optimistisch» sein, dass eine Einigung erzielt werden kann. In einer ersten Phase sollen die Waffen 30 Tage lang ruhen, was die Freilassung von verletzten, älteren und weiblichen Geiseln ermöglichen könnte. In der zweiten Hälfte der Feuerpause soll die Hamas auch Männer und Soldaten nach Israel überstellen.
Vermittler hoffen, dass die zweimonatige Pausendauer genug lang sein solle, um nach ihrem Ablauf eine Wiederaufnahme der Kämpfe zu verhindern. Skeptiker wenden mit Verweis auf das Schicksal des gefangenen israelischen Soldaten Gilad Shalit im Jahr 2006 ein, dass die Hamas mit einer einzigen Geisel noch in der Lage wäre, Israel zu erpressen.
Die Hamas hatte bisher viel weitergehende Konzessionen der Gegenseite verlangt, so vor allem eine unbefristete Feuerpause. Deshalb gilt als entscheidend für die Pariser Gespräche, wie weit Ägypten und Katar in Absprache mit der Hamas zu gehen gewillt sind. Um Druck zu machen, hat die islamistische Palästinensermiliz im Vorfeld des Pariser Treffens ein neues Video mit drei israelischen Soldatengeiseln veröffentlicht.
Unter Druck steht allerdings nicht nur die Hamas, sondern auch der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu. Am Samstagabend haben in Tel Aviv Tausende von Demonstranten den Rücktritt des Regierungschefs gefordert. Die Menge skandierte «Schuld, Schuld! Schande, Schande!». Dabei kam es auch zu gewaltsamen Ausschreitungen und Festnahmen. Der Internationale Gerichtshof in Den Haag hat Israel vergangene Woche angehalten, bei dem Militäreinsatz gegen Hamas-Truppen in Gaza einen Völkermord an der Zivilbevölkerung zu verhindern. (aargauerzeitung.ch)