Es hat etwas gedauert. Erst drei Wochen nach der Verurteilung von 51 Peinigern der betäubten und vergewaltigten Französin Gisèle Pelicot hat die französische Justiz ein Strafverfahren gegen den 45-jährigen Gründer der im letzten Juni geschlossenen Kontaktwebseite coco.fr eröffnet. Der südfranzösische Informatiker Isaac Steidl (45) kam in U-Haft. Er soll die Organisation der Gewaltorgien laut einem Communiqué der Staatsanwaltschaft «erleichtert» haben. Nicht weniger als acht Tatbestände werden dem Selfmademann aus Südfrankreich vorgehalten, darunter Beihilfe zur Zuhälterei oder zur Pädophilie.
Erfolg hatte Coco.fr unter anderem wohl auch, weil keinerlei Registrierung verlangt war und die Dialoge nicht gespeichert wurden. Mit gutem Grund: Chatrooms wie «Stell deine Frau aus» oder «Mit Gewalt genommen» sprachen für sich; Dominique Pelicot, der Ex-Gatte von Gisèle Pelicot, der im Dezember zu zwanzig Jahren Haft verurteilt worden ist, kontaktierte seine Gehilfen unter dem Dossier «Gegen ihren Willen». Dass sich die Teilnehmer in einem rechtsfreien Raum wähnten, zeigen die offenen Diskussionen, so etwa über die beste Art, seine Frau einzuschläfern.
Der Betreiber von Coco musste allerdings geahnt haben, dass die Website in Konflikt mit dem französischen Strafrecht stand: Er verlagerte sie unter dem neuen Namen coco.gg auf die britische Kanalinsel Guernesey. Steidl lebte zwischen Bulgarien und Italien. Seine Websites brachten ihm offenbar Millionen ein, die er in Immobilien investierte.
Angesichts des sehr expliziten und strafrechtlich relevanten Inhalts von Coco muss man sich fragen, warum die Justiz die Website und ihren Betreiber nicht schon früher verfolgt hatte. Coco war keine verdeckt agierende Insider-Plattform: Täglich besuchten sie 26'000 vorwiegend männliche User. 480 Opfer der Website sollen Anzeige erstattet haben.
Dass Coco jahrelang ohne jede interne Kontrolle oder Moderation sein Unwesen trieb, bewirkt in Frankreich geharnischte Reaktionen. Nachdem Publikumsplattformen wie Facebook und X (ehemals Twitter) angekündigt haben, sexistische Inhalte nicht mehr zu moderieren, sind in Paris viele Kommentare zu lesen, der Fall von Coco sollte eigentlich als abschreckendes Beispiel dienen. Andere halten den Vergleich für unzulässig. Die strafrechtliche Frage, wie weit Websitebetreiber für indirekt verbundene Delikte ihrer User haftbar sind, bleibt aber offen. (aargauerzeitung.ch)
Es muss aufhören und dafür muss sich was ändern. Solche Plattformen darf es nicht geben, zudem sich ein Betreiber bereichert mit dem Elend, das er ermöglicht und seine Wege zudem verschleiert. Schluss damit!