Am Sonntag ist in Frankreich der erste Gang der Präsidentschaftswahl über die Bühne gegangen. Dabei blieben grosse Überraschungen aus. Nachdem 97 Prozent der Stimmen ausgezählt sind, kommt der amtierende Präsident Emmanuel Macron mit 27,6 Prozent auf die meisten Stimmen, die rechte Politikerin Marine Le Pen zieht mit 23,41 Prozent wie schon vor fünf Jahren in den zweiten Wahlgang ein.
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Während sich die beiden Spitzenreiter über ihr Wahlergebnis freuten, gab es zahlreiche Geschlagene – etwa die Linke, welche erneut den Einzug in den zweiten Wahlgang verpasste, oder der rechtsextreme Éric Zemmour.
Im Folgenden geht es um die Reaktionen der Kandidatinnen und Kandidaten mit den meisten Stimmen.
Der amtierende Präsident bedankte sich beim Volk für die vielen Stimmen. «Euer Vertrauen ehrt mich, verpflichtet mich und motiviert mich», so der Kandidat der République en Marche. Gleichzeitig betonte er, dass die kommenden Wochen extrem wichtig seien. «Noch ist nichts entschieden», sagte er. «Die Debatte der nächsten 15 Tage ist entscheidend für unser Land und Europa.» Die Wahl vom 24. April sei eine «Wahl der Hoffnung», sagte er. «Wenn die Rechtsextreme in all ihren Formen so viel Rückhalt im Land hat, kann man nicht davon sprechen, dass die Dinge gut laufen.»
In seiner Rede versprach Macron zudem ein Engagement auf verschiedensten Fronten. Er sprach von einem «unabhängigen Frankreich» auf allen Ebenen und einem Land mit grosser Kaufkraft, sprach aber auch etwa Umwelt-Themen wie erneuerbare Energien an.
Zudem warnte Macron vor Hass gegenüber anderen Kulturen. «Ich will ein Frankreich, das gegen den islamistischen Separatismus kämpft, aber keines, das Moslems oder Juden verbietet, das zu essen, was ihre Religion vorschreibt. So sind wir nicht.» Er wolle ein Frankreich für jede und jeden.
« Rien n'est joué. Les quinze jours qui viennent seront décisifs pour notre pays et pour l'Europe. » Emmanuel Macron #presidentielles2022
— Françoise Dumas (@fdumasdeputee) April 10, 2022
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Die Rechtsaussen-Politikerin zeigte sich erfreut darüber, wie schon vor fünf Jahren im zweiten Wahlgang zu stehen. «Es ist mir eine Ehre», sagte Le Pen. Auch sie betonte, wie wichtig die anstehende Wahl sei. «Was am 24. April auf dem Spiel steht, ist keine Wahl der Umstände, sondern eine Entscheidung für die Gesellschaft, sogar eine Entscheidung für die Zivilisation», so Le Pen.
Die Politikerin des Rassemblement National versprach, bei einer Wahl zur Präsidentin jederzeit Frankreich in den Mittelpunkt ihrer Entscheidung zu stellen. «Unser Land soll eine Macht des Friedens werden», forderte sie, «Frankreich soll frei sein, für sich selbst zu entscheiden.» Konkret soll das heissen: «Ich werde die Immigration kontrollieren und die Sicherheit wiederherstellen.» Davon sollen vor allem auch die «simplen Bürger» profitieren können, die es gemäss ihren Worten in den letzten fünf Jahren schwer gehabt haben sollen.
Le Pen versprach, bei einer Wahl würde sie «Frankreich in fünf Jahren in Ordnung bringen.» Sie rief die Leute, welche im ersten Wahlgang nicht für Macron gestimmt hatten, dazu auf, sich ihr anzuschliessen. In ihrer Bewegung gebe es auch für sie Platz.
Merci aux millions d'électeurs qui m'accordent leur confiance. Dimanche 24 avril, rassemblons-nous pour aller chercher la victoire https://t.co/4uyuQYFhuf
— Marine Le Pen (@MLP_officiel) April 10, 2022
Für die linkspopulistische France insoumise endete die Wahl in einer Enttäuschung – wie vor fünf Jahren blieb Jean-Luc Mélenchon hinter Marine Le Pen. Der 70-Jährige nannte die Situation für seine Partei eine Sisyphus-Aufgabe – «der Stein rollt den Berg hinunter, aber wir müssen ihn wieder hinaufbringen. Wir werden weiterkämpfen», versprach er.
Bei Mélenchon fiel in seiner Rede derweil nicht nur das auf, was er sagte, sondern auch das, was er nicht aussprach – so verzichtete er darauf, sich aktiv hinter Emmanuel Macron zu stellen und seine Wähler dazu aufzurufen, ihm ihre Stimme zugeben. Stattdessen warnte er vor Gegnerin Marine Le Pen. «Wir wissen, für wen wir niemals abstimmen werden», so Mélenchon, ehe er gleich dreimal sagte: «Man sollte Madame Le Pen keine einzige Stimme geben!» Deshalb versuchte er auch, seine Anhänger zu beschwichtigen. «Ich kenne eure Wut. Gebt euch nicht der Gefahr hin, dass sie euch Fehler begehen lässt, die nicht mehr rückgängig zu machen sind.»
🔴 Prise de parole de @JLMelenchon après l’annonce des résultats du #1ertour. #Melenchon2022 #Presidentielles2022
— Jean-Luc Mélenchon (@JLMelenchon) April 10, 2022
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Auch für den rechtsextremen Politiker endete die Wahl in einer Enttäuschung. Ein Einzug in den zweiten Wahlgang wäre einer Überraschung gleichgekommen, doch die sieben Prozent, welche Zemmour erhielt, waren tiefer als erwartet. Dennoch bedankte sich auch Zemmour bei seinen Anhängern. Das sei erst der Anfang, versprach er. Immerhin habe man bereits die «alten, sterbenden Parteien» überholt.
«Ich bin angetreten für Frankreich, weil ich glaube, dass es in Gefahr ist. Das erwartete Duell (zwischen Macron und Le Pen, Anm. d. Red.) schien mir unsere Ideen in Gefahr zu bringen. Ich bete zum Himmel, dass ich mich geirrt habe», so der 63-Jährige. Zudem rief er seine Anhänger dazu auf, im zweiten Wahlgang Marine Le Pen zu wählen. Er habe zwar nicht die selben Ansichten wie sie, erklärte er, dennoch sei sie die bessere Wahl. «Wenn ihr gegenüber ein Mann steht, der zwei Millionen Immigranten ins Land gelassen hat, weiss ich, wer hier der Gegner ist», so Zemmour.
Je suis déterminé à poursuivre le combat et je ne me tromperai pas d’adversaire. C’est la raison pour laquelle j’appelle à voter pour Marine Le Pen. Il y a quelque-chose de beaucoup plus grand que nous : la France.#MerciZemmourpic.twitter.com/msx5Q8adgn
— Eric Zemmour (@ZemmourEric) April 10, 2022
Für Pécresse gab es eine krachende Niederlage – vor fünf Jahren hatte ihre Partei Les Républicains unter François Fillon den zweiten Wahlgang nur ganz knapp verpasst, diesmal kam sie nur gerade auf knapp fünf Prozent aller Stimmen. «Ich wollte euch überzeugen, dass Frankreich mit einer richtigen rechten Politik mit Werten wie Autorität, Freiheit und Arbeit die beste Lösung ist», sagte sie. Ihre Niederlage erklärte sie damit, dass sie zwischen zwei Fronten stand – zwischen den Wählern Macrons und denjenigen der extremen Rechten.
Pécresse fand aufgrund des niederschmetternden Resultates klare Worte. «Ich nehme die Verantwortung ganz auf mich», sagte sie. Gleichzeitig sei sie nach wie vor überzeugt vom Projekt ihrer Partei. Für die Wahl vom 24. April erklärte Pécresse, es sei nun wichtig, Macron zu wählen. «Ich will mit meiner Politik sowohl die extreme Linke als auch die extreme Rechte bekämpfen», sagte sie. Eine Wahl Le Pens würde der «Auslöschung» Frankreichs gleichkommen, warnte sie.
J’ai construit mon engagement politique contre tous les extrêmes.
— Valérie Pécresse (@vpecresse) April 10, 2022
Ainsi, et malgré les profondes divergences que j’ai martelées tout au long de la campagne, je voterai en conscience E.Macron pour empêcher l’arrivée au pouvoir de M.Le Pen et le chaos qui en résulterait. pic.twitter.com/gfQLSCwyIJ
Die grüne Partei Europe Écologie-Les Verts kam wie erwartet auf einen relativ geringen Wähleranteil. Gleichwohl sagte Jadot, er sei «stolz» auf das, was seine Partei zuletzt geleistet habe. Die «extrem wichtigen» Anliegen wie etwa der Umweltschutz seien bei der Wahl aber übergangen worden. Daraus werde man nun die richtigen Lehren ziehen, versprach Jadot.
Im Gegensatz zu Mélenchon forderte Jadot seine Wähler zudem aktiv dazu auf, Emmanuel Macron zu wählen. «Ich bitte euch, die extreme Rechte zu blockieren und für Macron zu stimmen», so der grüne Politiker. «Niemand soll die Gefahr klein reden, welche die extreme Rechte für unsere Werte darstellt.» Gleichzeitig richtete er mahnende Worte an Macron: «Unsere Stimmen bekommt er nicht für seine ausbleiben Handlungen für das Klima.»
Le discours de Yannick Jadot à l'issue du premier tour à la présidentielle pic.twitter.com/MCnCdtlcgr
— BFMTV (@BFMTV) April 10, 2022
Der zweite Wahlgang in Frankreich findet am 24. April statt. Dann wird entschieden, ob Emmanuel Macron eine zweite Amtszeit erhält oder ob Marine Le Pen erstmals Präsidentin wird. Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ipsos sieht den Amtsinhaber mit 54 Prozent der Stimmen leicht im Vorteil. (dab)
Und die Rethorik der Parteien erinnert schon bisschen an die USA wo jeder den Untergang seines Landes im Gegenkandidat sieht.
Scheint als wären die Fronten auch da verhärtet.
Nun wird die Stich-Wahl hoffentlich ein Statement gegen den Extremismus:
Ein haushoher Sieg für Macron!🇫🇷💪