Mit einer Schweigeminute haben die Abgeordneten der Pariser Nationalversammlung des ermordeten Lehrers Samuel Paty gedacht. Sie versammelten sich dazu am Dienstagnachmittag auf den Treppen des Palais Bourbon, dem Sitz des Unterhauses des Parlaments.
Anschliessend spielte eine Kapelle die französische Nationalhymne. Die ehemaligen Kollegen des getöteten Lehrers brachten in einem offenen Brief ihre Sorge über soziale Netzwerke zum Ausdruck. «Die Schnelligkeit, mit der Informationen an eine möglichst grosse Zahl von Menschen verbreitet werden, und die unumkehrbaren Konsequenzen, sind eine echte Geissel bei der Ausübung unseres Berufs», schrieben sie in dem Brief, den unter anderem die Nachrichtenplattform Franceinfo veröffentlichte.
«Wir fordern daher das Recht, unseren Beruf unter voller Achtung der Bildungsfreiheit und in völliger Sicherheit auszuüben», hiess es weiter. «Die Gründung der staatlichen Schule basiert auf republikanischen und säkularen Werten. Dies sind die Werte, die Samuel in seiner Lehre über die Meinungsfreiheit verteidigte.» Die brutale Tat erschüttere den gesamten Berufsstand. Vor der Schule von Paty in Conflans-Sainte-Honorine sollte es am Abend einen Gedenkmarsch geben.
Die Ermittler gehen davon aus, dass Paty von einem 18-Jährigen getötet wurde, weil er vor einigen Wochen Karikaturen des Propheten Mohammed im Unterricht gezeigt hatte. Daraufhin hatte der Vater einer Schülerin massiv im Netz gegen Paty mobilisiert. Dieser Vater und zahlreiche weitere Personen befanden sich am Dienstag noch in Polizeigewahrsam - darunter auch Schüler der Schule.
Unklar war, ob der Täter mit diesem Vater in Kontakt stand. Die Ermittler hatten zunächst keine Verbindung zwischen den Beiden hergestellt. Der Sender BFM TV berichtete, dass sie Nachrichten ausgetauscht hätten. Dafür gab es allerdings keine offizielle Bestätigung. (aeg/sda/dpa)