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Superreiche wollen wegen Coronakrise mehr Steuern zahlen: «Besteuert uns»

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Jerry Greenfield (rechts im Bild), Mitbegründer der Eiscreme-Marke «Ben & Jerry's», hat ebenfalls den Brief «Millionaires for humanity» unterzeichnet.Bild: EPA

Superreiche wollen wegen Coronakrise mehr Steuern zahlen: «Besteuert uns!»

Über 80 der reichsten Menschen der Welt haben dazu aufgefordert, die Steuern der wohlhabenden Elite zu erhöhen. Das Geld soll der wirtschaftlichen Bewältigung der Coronakrise dienen.
13.07.2020, 16:3513.07.2020, 16:50
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Superreiche – darunter Ben-&-Jerry's-Mitbegründer Jerry Greenfield und Disney-Erbin Abigail Disney – fordern die Regierungen auf, mehr Steuern auf wohlhabende Menschen wie sie zu erheben: «Umgehend. Wesentlich. Dauerhaft».

«Nein, wir sind nicht diejenigen, die sich auf Intensivstationen um die Kranken kümmern [...] Aber wir haben viel Geld.»
Millionaires for HumanityBrief

Millionäre würden eine entscheidende Rolle bei der Heilung der Welt spielen, schreiben die 83 Superreichen in einem Brief an den Guardian. Und: «Nein, wir sind nicht diejenigen, die sich auf Intensivstationen um die Kranken kümmern. Wir fahren auch keine Krankenwagen. Wir füllen keine Regale für Lebensmittelgeschäfte auf und liefern keine Lebensmittel von Tür zu Tür».

«Aber wir haben viel Geld. Geld, das sowohl jetzt als auch in den kommenden Jahren dringend benötigt wird, wenn sich unsere Welt von dieser Krise erholt.» Die wohlhabende Gruppe warnt davor, dass die wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronavirus-Krise «Jahrzehnte andauern» und «eine halbe Milliarde Menschen zusätzlich in die Armut treiben» könnte.

«Besteuern Sie uns!»

Die Probleme, die durch Covid-19 verursacht bzw. aufgedeckt werden, könnten nicht mit Wohltätigkeit gelöst werden, egal wie grosszügig diese auch ausfallen mögen. «Regierungschefs müssen die Verantwortung dafür übernehmen, die benötigten Mittel aufzubringen und fair auszugeben», heisst es in dem Brief. Die Welt müsse wieder in ein Gleichgewicht gebracht werden, bevor es zu spät sei.

«Wir schulden den Menschen, die an der Front dieses globalen Kampfes arbeiten, eine enorme Schuld» schreiben die 83. Viele in der Krise wichtige Menschen würden für ihre schwierige Arbeit unterbezahlt.

«Anders als zig Millionen Menschen müssen wir uns keine Sorgen machen, dass wir unseren Arbeitsplatz, unser Zuhause oder die Fähigkeit verlieren, unsere Familien zu unterstützen».

Die Gruppe fordert die Politik auf, die globale Ungleichheit anzugehen und anzuerkennen, dass Steuererhöhungen für die Reichen sowie eine grössere internationale Steuertransparenz für eine tragfähige langfristige Lösung unerlässlich seien.

Zahl der Superreichen nimmt zu

Die Zahl der Superreichen wächst trotz der wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronakrise weiter. Amazon-Gründer Jeff Bezos, der reichste Mensch der Welt, hat beispielsweise sein Vermögen im Jahr 2020 um 75 Milliarden Dollar auf einen Rekordwert von 189 Milliarden Dollar gesteigert.

Bezos hat 100 Millionen Dollar in der Krise gespendet. Kritische Stimmen haben darauf hingewiesen, dass dieser Betrag weniger als 0,1% seines geschätzten Vermögens umfasst.

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Ist der reichste Mensch der Welt: Amazon-Gründer Jeff Bezos steht immer wieder wegen schlechten Arbeitsbedingungen bei Amazon in den Medien. Bild: AP

Es gibt mehr als 500'000 Menschen auf der Welt, die als «ultra-reich» eingestuft werden und ein Vermögen von mehr als 30 Millionen US-Dollar besitzen. Es wurde wiederholt gefordert, dass diese Vermögen in der Krise mehr besteuert werden.

Die Bitte des Briefes lautet: «Besteuern Sie uns. Besteuern Sie uns. Besteuern Sie uns.» Es sei das Richtige, die einzige Möglichkeit. (adi via guardian)

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64 Kommentare
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Maya Eldorado
13.07.2020 16:43registriert Januar 2014
Blocher könnte da auch mitmachen.
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Fairness
13.07.2020 17:01registriert Dezember 2018
Das ist eben auch Amerika. Es gibt nicht nur die Gierigen. Vor vierzig Jahren haben sie noch 70% Steuern bezahlt. Reich wurden sie auch damals schon. Mit wenigstens etwas mehr Mass.
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Platon
13.07.2020 18:31registriert September 2016
Da sieht man mal wie absolut überholt und ideologisch die bürgerliche Mär um die Kapitalflucht ist. Sogar die Reichen selbst sehen ein, dass die massiven (und wir reden hier wirklich von MASSIVEN) Steuersenkungen für Reiche der letzten Jahrzehnte weder eine moralische noch eine ökonomische Grundlage besitzen. Piketty hat es überzeugend dargelegt mit einer unumstösslichen Datengrundlage. Steuersenkungen für Reiche haben rein gar nichts gebracht, das Wachstum lag bei hohen Steuern sogar höher! Die gesamte globale Volkswirtschaft leidet unter den Auswirkungen chronisch leerer Staatskassen.
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