Die oppositionelle Labour-Partei in Grossbritannien hat ein neues Umfragehoch erreicht. Wie die konservative Zeitung «The Times» am Dienstag berichtete, lagen die Sozialdemokraten unter Parteichef Keir Starmer bei einer jüngsten YouGov-Erhebung um 17 Prozentpunkte vor den regierenden Konservativen von Premierministerin Liz Truss. Das ist der grösste Vorsprung seit dem Labour-Wahlsieg unter dem damaligen Premierminister Tony Blair aus dem Jahr 2001. Demnach würden in einer Parlamentswahl derzeit 45 Prozent der Wählerinnen und Wähler für Labour stimmen und nur 28 Prozent für die Tories.
Für Starmer, der am Dienstag seine Rede auf dem Labour-Parteitag in Liverpool halten wollte, ist das ein willkommener Schub. Die Partei präsentierte sich bei der bis Mittwoch andauernden Konferenz harmonisch wie seit Jahren nicht mehr. Die Oppositionspartei profitiert von der Kritik an den radikalen Steuersenkungen der Regierung, die vor allem den Reichsten in der Gesellschaft zugutekommen sollen - und die laut der YouGov-Umfrage von mehr als zwei Dritteln der Wähler abgelehnt werden.
Nach der Ankündigung der über Schulden finanzierten Pläne in der vergangenen Woche war zudem der Pfund-Kurs im Vergleich zum US-Dollar in den Keller gerauscht. Eigentlich erhofft sich die Regierung eine Belebung der Wirtschaft.
Regulär wird mit einer Parlamentswahl in Grossbritannien erst im Laufe des Jahres 2024 gerechnet. Doch es gibt bereits Gerüchte, dass Premierministerin Truss wegen der umstrittenen Massnahmen in der eigenen Partei unter Druck geraten könnte.
Nach heftiger Kritik soll der wichtigste Berater der neuen britischen Premierministerin Liz Truss nun doch direkt bei der Regierung angestellt werden. Stabschef Mark Fullbrook solle einen Beratervertrag bekommen, sagte ein Downing-Street-Sprecher am Dienstag der britischen Nachrichtenagentur PA zufolge. Damit sollten «anhaltende Spekulationen» beendet werden.
Zuvor hiess es, Fullbrook sei von seiner eigenen PR-Firma abgestellt worden und werde von dieser auch bezahlt. Das Cabinet Office teilte mit, es sei nicht ungewöhnlich, dass Regierungsmitarbeiter von anderen Unternehmen abgestellt würden.
Kommentatoren wiesen jedoch darauf hin, dass damit unklar gewesen sei, wie viel Gehalt Fullbrook beziehe und wem er verpflichtet sei. Der 60-Jährige hatte früher hohe Ämter in der Konservativen Partei inne, bevor er sich einem Lobbyunternehmen anschloss. In diesem Jahr machte er sich selbstständig und leitete die Wahlkampagne von Truss.
(aeg/sda/dpa)