Indien schwitzt unter einer massiven Hitzewelle. Im März wurden die höchsten Temperaturen seit 1901 gemessen – 122 Jahre ist das her. Gleichzeitig betrugen die Niederschläge nur etwa ein Viertel bis ein Drittel des Normalwerts, wie das India Meteorological Department (IMD) mitteilte.
Am Montag stiegen die Temperaturen in mehreren Städten bereits auf weit über 40 Grad. In der Stadt Wardha im Bundesstaat Maharashtra stieg das Thermometer auf 45 Grad. Und gemäss den Vorhersagen ist ein Ende nicht erreicht.
Relentless and punishing heatwave in Pakistan & India is entering the next level.
— Scott Duncan (@ScottDuncanWX) April 26, 2022
Sadly, this is just the beginning. Over 1 billion people will endure the excessive heat. Shaded on the map is where we expect over 40° C (104°F).
Some will approach 50°C (122°F). pic.twitter.com/YLRHwpe4mO
Die Temperaturen sollen gemäss Wetterexperten in den nächsten Tagen 10 bis 15 Grad über den Durchschnitt steigen. Zwischen Freitag und Sonntag sollen die Temperaturen auf bis zu 49 Grad steigen. Dies würde gleichzeitig einen neuen Rekord bedeuten. Die bis jetzt höchste je im April gemessene Temperatur in Indien betrug 48,3 Grad – im Jahr 1958.
Die bislang höchste jemals im April gemessene Temperatur wurden 2018 in Nawabshah, Pakistan gemessen: 50,3 Grad.
Auch wenn dieser Rekord in den kommenden Tagen nicht geknackt werden sollte, leidet Indien unter der Extremhitze: Immer noch lebt ein grosser Teil in Armut, eine Klimaanlage kann sich kaum jemand leisten und insbesondere für die ältere Bevölkerung ist die Hitze lebensbedrohlich.
Und es gibt noch ein weiteres Problem. Die erdrückende Hitzewelle setzt auch der Weizenernte zu. Eine Gefahr, die rund um den Globus zu spüren sein könnte.
Harjeet Singh, leitender Berater des Climate Action Network International, sagte gegenüber NBC News, die Hitzewelle werde kurz- und langfristig «schreckliche» Auswirkungen auf die Menschen in Indien und darüber hinaus haben. «Weizenpreise werden in die Höhe getrieben. Wenn man sich anschaut, was in der Ukraine passiert, werden viele Länder auf Weizen aus Indien angewiesen sein, um dies zu kompensieren. So werden die Auswirkungen weit über Indien hinaus zu spüren sein», so Singh.
Devendra Singh Chauhan, ein Bauer aus Uttar Pradesh, sagte gegenüber NBC News, dass seine Weizenernte im Vergleich zu normalen Ernten um 60 Prozent zurückgegangen sei. «Im März, als die Temperatur idealerweise allmählich steigen sollte, sahen wir einen plötzlichen Sprung von 32 auf 40 Grad Celsius.»
Harish Damodaran, Senior Fellow am Centre for Policy Research in Delhi, bestätigt: «Die Temperaturen sind einfach in die Höhe geschossen», sagte er. «Es war wie ein elektrischer Schock, und so sprechen wir mehr oder weniger überall von einem Rückgang der Erträge um 15 bis 20 Prozent.»
Harish Damodaran ist deshalb wenig optimistisch: «Ich weiss nicht, ob Indien in der Lage sein wird, die Exportnachfrage zu befriedigen, denn das wird zu Problemen bei der inländischen Versorgung führen, da die Weizenpreise steigen werden». Und weiter: «Indien kann Russland und die Ukraine mit seinen Weizenexporten nicht ersetzen, vor allem wegen dieses Hitzeschocks.»
Monika Tothova, Ökonomin bei der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, äusserte sich zurückhaltender. Sie gehe zwar davon aus, dass die Hitzewelle wahrscheinlich einige «lokal begrenzte Ernteverluste ... verursachen würde, aber eine signifikante Auswirkung auf den Weltmarkt ist nicht zu erwarten.»
(meg)
Trotzdem rollt der Autoverkehr ununterbrochen weiter, der Konsum verändert sich nicht. Die Situation wird dadurch noch mehr befeuert. Und wenn jemand was sagt, oder gar protestiert, dann werden diese Leute als Spinner tituliert.
Man überlege sich was passieren würde, wenn sich jeder Inder eine Klimaanlage leisten kann…
Auch keine Lösung oder?
Heisst aber nicht, dass wir uns eine leisten sollen. Ganz im Gegenteil…