1941: Während des Zweiten Weltkriegs besetzen britische und sowjetische Truppen Iran. Die Besatzer zwingen Reza Schah, der 1925 die Dynastie der Pahlavi begründete, ins Exil. Neuer Schah wird mit Billigung der Besatzungsmächte sein Sohn, Mohammad Reza.
1945–1953: Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ziehen britische (1945) und sowjetische (1946) Truppen aus Iran ab. Doch noch steht der Schah unter der Kontrolle der Briten, die 1908 das Erdöl in Iran entdeckten und sich die Ausbeutungsrechte sicherten. Das ändert sich 1951, als Mohammad Mossadegh vom Schah zum Premierminister ernannt und später demokratisch bestätigt wird, denn: Mossadegh verstaatlicht die iranische Ölindustrie. Doch nur zwei Jahre später wird die Regierung Mossadegh unter Beteiligung der Nachrichtendienste der USA und Grossbritanniens (Operation Ajax) gestürzt. Der Schah regiert fortan autoritär.
1953–1979: In den Folgejahren modernisiert der Schah den Agrarstaat. Iran entwickelt sich zum weltweit zweitgrössten Ölexporteur. Der Schah möchte Iran nach westlichem Vorbild modernisieren. Seine «Weisse Revolution» führt zwar zu wirtschaftlichem Fortschritt, doch sein Rückhalt in der Bevölkerung schwindet, als einige Reformen scheitern. Besonders die erzwungene Säkularisierung spielt religiösen Hardlinern wie Ruhollah Chomeini in die Hände. 1979 stürzt Chomeini das Schah-Regime und errichtet einen Gottesstaat. Noch ist den Unterstützern nicht bewusst, dass die Revolution in ein streng konservatives Mullah-Regime münden wird, das bis heute autoritär herrscht.
Ali Chamenei ist seit 1989 der Oberste Führer Irans. Er übernahm die Führung nach dem Tod von Ruhollah Chomeini, dem Gründer der Islamischen Republik. Der 86-Jährige gehört zu den am längsten amtierenden politischen Führern weltweit.
Chamenei wächst in einer religiösen und geistlichen Familie auf. In den 60ern beginnt er sich aufgrund der säkularisierenden und westlich orientierten Modernisierungspolitik des Schahs zu radikalisieren. Wegen Beteiligung an Aufständen wird er vom Geheimdienst des Schahs sechsmal verhaftet und ins Exil verbannt. Nach seiner Rückkehr schliesst er sich der Bewegung rund um Ajatollah Chomeini an – und steigt schnell in verschiedene Ränge auf.
Anti-Amerikanismus und Anti-Zionismus gehören zu Chameneis politischem Programm. Genauso wie sein Vorgänger erkennt er Israels Existenzrecht nicht an und betrachtet dessen Existenz als Besetzung Palästinas. Die USA, den sogenannten «Grossen Satan», sowie Israel, den «Kleinen Satan», sieht er als Feind der islamischen Welt. Darüber hinaus leugnete er den Holocaust und bezeichnete ihn als Märchen.
Chamenei hat die Kontrolle über das gesamte Justizsystem, das unter anderem Kreuzigung, Steinigung, Amputationsstrafen, Auspeitschung oder Verbannung vorsieht, beispielsweise für unerlaubten Geschlechtsverkehr, Homosexualität oder «Feindschaft mit Gott». Das herrschende Mullah-Regime, das unter der Führung von Ajatollah Chamenei steht, duldet keine Rechtsstaatlichkeit. Die Bevölkerung wird streng überwacht. Gegen Regimekritikerinnen und -kritiker übt die Theokratie harte Repression aus. Menschenrechtsorganisationen berichten regelmässig über willkürliche Verhaftungen und Todesstrafen.
Iran nutzt Milizen hauptsächlich, um seinen Einfluss in der Region zu erweitern. 2023 formierten mehrere von Iran unterstützte Milizen zur «Achse des Widerstands» – einem Bündnis, das sich gegen die USA, Israel sowie deren regionale Partner wie Saudi-Arabien richtet.
1918–1946: Nach dem Zerfall des Osmanischen Reichs zählt Palästina zum britischen Mandatsgebiet. Die Briten hatten den zuvor unter osmanischer Herrschaft lebenden Arabern im Nahen Osten die Unabhängigkeit versprochen, um sie als Verbündete im Kampf gegen die Osmanen zu gewinnen. In der Region lebt eine jüdische Minderheit neben einer arabischen Mehrheit. Die meisten Juden leben in der Diaspora. Trotzdem suchen Juden schon vor dem Holocaust in Palästina nach einer Heimat – sowohl aufgrund von antisemitischen Pogromen als auch aus zionistischen Motiven. Zionismus leitet sich vom Begriff Zion, dem Namen des Tempelbergs in Jerusalem, ab – und bezeichnet das Streben nach einem unabhängigen jüdischen Staat in Palästina.
1947: Vor dem Hintergrund des Holocaust beschliessen die UN eine Aufteilung Palästinas in einen jüdischen und einen arabischen Staat. Die jüdische Gemeinschaft stimmt dem Plan zu, während die arabischen Einwohner des Gebiets sowie die arabischen Staaten ihn strikt ablehnen.
1948: David Ben-Gurion ruft den Staat Israel aus. Einen Tag später greifen arabische Staaten Israel an. Für Israel ist der erste Nahostkrieg ein Unabhängigkeitskrieg – für die Palästinenser hingegen der Beginn der «Nakba» (Katastrophe), ihrer Flucht und Vertreibung.
Seit der Gründung Israels hat es bisher acht Kriege zwischen Israel und arabischen Nachbarländern sowie ständige bewaffnete Auseinandersetzungen gegeben. Im Gegensatz zu den anderen Ländern der Region pflegte Iran gute Beziehungen zu Israel. Doch das sollte sich mit der Revolution 1979 ändern.
Niemand in Israel ist länger an der Macht als Benjamin Netanjahu – und kaum ein israelischer Politiker ist so gut mit den USA vernetzt wie er.
Netanjahu, der in Jerusalem aufwächst, verbringt den grössten Teil seiner Jugend in Philadelphia, wo sein Vater, ein Historiker und Mitglied der zionistischen Bewegung, als Professor tätig ist. 1967 kehrt er nach Israel zurück, um in der Spezialeinheit Sajeret Matkal zu dienen. Während seiner militärischen Karriere ist er an verschiedenen verdeckten Militäroperationen sowie am Jom-Kippur-Krieg (1973) beteiligt.
Vor seinem Einstieg in die israelische Politik arbeitet er als Diplomat in den USA. Der Tod seines älteren Bruders Joni bei Entebbe zieht ihn zurück ins Heimatland. Dieser stirbt 1976 bei der Befreiungsaktion von Geiseln aus einem entführten Air-France-Flugzeug in Uganda.
Der Verlust seines Bruders wird zum Wendepunkt: Er beginnt, sich gegen Terrorismus zu engagieren. In den 80ern tritt Netanjahu der rechten und nationalkonservativen Likud-Partei bei. 1996 wird er erstmals Ministerpräsident Israels. Im Alter von 46 wird er als jüngster Premier in der israelischen Geschichte vereidigt.
Netanjahus Rückhalt in der Bevölkerung schwankt über die Jahre. Aktuell geniesst er wenig Vertrauen. Grund dafür sind Korruptionsvorwürfe: Nach jahrelangen Ermittlungen klagt die Justiz ihn 2019 wegen Untreue, Betrugs und Bestechlichkeit an. Zudem bildet er nach seiner Rückkehr an die Macht 2022 die religiöseste und am weitesten rechts stehende Regierung in der Geschichte Israels. Sowohl im In- als auch im Ausland sorgt seine Politik für Spannungen, insbesondere im Hinblick auf den Siedlingsausbau in den palästinensischen Gebieten sowie wegen Militäraktionen in Gaza. 2024 klagt der Internationale Strafgerichtshof Netanjahu wegen mutmasslichen Kriegsverbrechen an.
Hinter Israel stehen vor allem westliche Staaten – insbesondere Deutschland aufgrund seiner historischen Verantwortung sowie USA, die Israel jährlich mit Milliarden an Militärhilfe unterstützt.
Bis zur Islamischen Revolution 1979 sind Israel und Iran verbündet. Israel importiert iranisches Öl und Iran profitiert vom israelischen Know-how beispielsweise bei der Bewässerungstechnologie. Der israelische Geheimdienst Mossad sowie der Geheimdienst des Schahs (SAVAK) bekämpfen gemeinsam den Einfluss kommunistischer und islamistischer Bewegungen. Um die arabischen Länder nicht zu verärgern, halten sie die Zusammenarbeit geheim.
Die Beziehung ändert sich nach dem Sturz des Schahs 1979 radikal. Der Widerstand gegen die USA und Israel wird zur iranischen Staatsdoktrin. Ruhollah Chomeini nutzt die Drohungen, um sich als Anführer der islamischen Welt zu positionieren und Unterstützungen der arabischen Länder zu gewinnen.
Doch als Iran während der irakischen Invasion Irans 1980 wegen eines westlichen Embargos ums Überleben kämpft, nimmt der Gottesstaat für den Kauf von Waffen heimlich Kontakt mit Israel auf. Israel sieht darin eine Chance, zumal das Land unter Menachem Begin ohnehin nicht an ein langfristiges Bestehen des Regimes glaubt.
Nur zwei Jahre später, als Israel in den Libanon einmarschiert, beginnt Iran sich gegen Israel zu stellen. Das Regime schickt die Islamische Revolutionsgarde, um die Schiitenmiliz Hisbollah zu unterstützen.
Nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 und der Schwächung des Iraks nach dem Golfkrieg rückt Iran in den Fokus Israels – als eine der grössten Bedrohungen.
Während die USA und Israel versuchen, Iran zu schwächen, versorgt das iranische Regime schiitische Milizen mit Geld, Waffen und Ausbildung.
Nach zahlreichen gegenseitigen Angriffen markiert das Massaker vom 7. Oktober 2023 einen dramatischen Wendepunkt der Eskalation der beiden Länder. Die israelische Regierung geht davon aus, dass Iran als Strippenzieher beim Überfall fungiert hat. Bis heute gibt es dafür keine Beweise. Klar ist: Irans Verbündete beteiligten sich an der Seite der Hamas am Krieg.
Geht es nach Netanjahu, dann bereitet das iranische Regime einen «weiteren Holocaust für den jüdischen Staat vor – und zwar mit seinem Atomwaffenprogramm. Schon 1998 äussern die USA erstmals den Verdacht, dass Iran an der Entwicklung einer Atombombe arbeite. Iran bestreitet sein Streben nach Atomwaffen.
Kein vernünftig, rational denkender Mensch kann mit einer solchen Person vertrauensvoll zusammenarbeiten. Der Holocaust ist ein Fakt und kein Ereignis zu dessen Existenz man eine Meinung haben könnte.