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Der Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern seit 1947

Ein Land ohne Frieden: Der Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern seit 1947

Seit Gründung des Staates Israel kommt es immer wieder zu bewaffneten Auseinandersetzungen mit den Nachbarn. Das zeigt der Blick in die Geschichte des Landes.
08.10.2023, 07:54
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Der erste Nahostkrieg war für Israel ein Unabhängigkeitskrieg – für die Palästinenser hingegen der Beginn der «Nakba» (Katastrophe), ihrer Flucht und Vertreibung. Eine Rückblende in die Geschichte eines «ewigen» Konflikts.

29. November 1947

Die Vollversammlung der Vereinten Nationen ruft zur Teilung des britischen Mandatsgebiets Palästina in einen jüdischen und einen arabischen Staat auf (Resolution 181). Die Juden stimmen zu, die Araber in Palästina und die arabischen Staaten lehnen den Plan ab.

14. Mai 1948

David Ben Gurion verliest Israels Unabhängigkeitserklärung. Am Tag darauf erklären die arabischen Nachbarn Ägypten, Jordanien, Libanon, Irak und Syrien den Krieg. Im Kampf kann der neue Staat sein Territorium vergrössern und den Westteil Jerusalems erobern. Rund 700'000 Palästinenser fliehen.

Israelische Soldaten präsentieren im ersten jüdisch-arabischen Krieg 1948 eine bei Nazareth erbeutete irakische Flagge.
Israelische Soldaten präsentieren im ersten jüdisch-arabischen Krieg 1948 eine bei Nazareth erbeutete irakische Flagge.Bild: keystone

Oktober 1956

In der Suez-Krise kämpfen israelische Truppen an der Seite Frankreichs und Grossbritanniens um die Kontrolle des Suez-Kanals, den Ägypten zuvor verstaatlicht hatte.

Juni 1967

Im Sechstagekrieg erobert Israel den Gazastreifen, die Sinai-Halbinsel, das Westjordanland, Ostjerusalem und die Golanhöhen.

Oktober 1973

Eine Allianz arabischer Staaten unter Führung von Ägypten und Syrien überfällt Israel an Jom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag. Nur unter schweren Verlusten gelingt es Israel, den Angriff abzuwehren.

März 1979

Israels Regierungschef Menachem Begin und Ägyptens Präsident Anwar al-Sadat schliessen einen von den USA vermittelten Friedensvertrag.

Juni 1982

Beginn der Operation «Frieden für Galiläa». Israel greift Stellungen der Palästinensischen Befreiungsorganisation PLO im Libanon an und marschiert ins Nachbarland ein.

Sept 1982

Christliche libanesische Milizionäre verüben in einem palästinensischen Flüchtlingslager das Massaker von Sabra und Schatila - in Sichtweite israelischer Kontrollposten. Israels Verteidigungsminister Ariel Scharon wird eine politische Mitverantwortung angelastet.

Dezember 1987

Ausbruch des ersten Palästinenseraufstands («Intifada»).

September 1993

Israels Ministerpräsident Izchak Rabin und PLO-Chef Jassir Arafat unterzeichnen die Oslo-Friedensverträge.

4. November 1995

Rabin wird nach einer Friedenskundgebung in Tel Aviv von einem jüdischen Fanatiker erschossen.

20. März 1997: Ein junger Palästinenser wirft einen Tränengaskanister zurück auf israelische Soldaten.
20. März 1997: Ein junger Palästinenser wirft einen Tränengaskanister zurück auf israelische Soldaten.Bild: keystone

September 2000

Nach einem Besuch von Israels damaligem Oppositionsführer Ariel Scharon auf dem Tempelberg in Jerusalem bricht die zweite Intifada aus.

2002

Israel beginnt mit dem Bau einer 750 Kilometer langen Sperranlage rund ums Westjordanland. Zäune und Mauern verlaufen zum Teil auf palästinensischem Gebiet.

August 2005

Gegen den Widerstand der Siedler räumt Israel alle Siedlungen im Gazastreifen und zieht seine Truppen aus dem Palästinensergebiet am Mittelmeer ab.

Juli 2006

Israel und die libanesische Hisbollah-Miliz liefern sich einen einmonatigen Krieg.

Juni 2007

Die islamistische Hamas vertreibt in einem blutigen Machtkampf unter Palästinensern die Fatah von Mahmud Abbas aus dem Gazastreifen.

Jahreswende 2008/2009 bis August 2014

In drei Konflikten bekriegen sich das israelische Militär und die Hamas im Gaza-Streifen. Kurz vor dem Krieg 2014 scheitert der bisher letzte Versuch Israels und der Palästinenserführung von Abbas, am Verhandlungstisch einen Frieden zu vereinbaren.

Dezember 2017

US-Präsident Donald Trump verkündet den Umzug der US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem. Die Entscheidung stösst international auf heftige Kritik.

Frühjahr 2018

Am Grenzzaun zwischen Israel und Gazastreifen beginnen wochenlange Demonstrationen von Palästinensern für das Recht auf Rückkehr auf das Gebiet des heutigen Israels. Mehr als 100 werden von der Armee erschossen. Die USA eröffnen ihre Botschaft in Jerusalem.

Januar 2020

Trump und Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu präsentieren einen Nahost-Friedensplan. Die Palästinenser sehen das Völkerrecht verletzt und lehnen ihn ab.

Mai 2021

Der Konflikt eskaliert unter anderem nach Zusammenstössen zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften am Tempelberg (Al-Haram al-Scharif) in Jerusalem und im arabischen Osten der Stadt. Bei einem elftägigen Schlagabtausch sterben palästinensischen Angaben zufolge 255 Menschen, in Israel nach israelischen Angaben 14. Ägypten vermittelt eine Waffenruhe.

Ein Wohnhaus, das im Mai 2021 von Raketen aus dem Gazastreifen zerstört wurde.
Ein Wohnhaus, das im Mai 2021 von Raketen aus dem Gazastreifen zerstört wurde.Bild: Oded Balilty / AP

Frühjahr 2022

Nach einer Serie von Anschlägen auf Israelis sterben 18 Menschen. Danach unternimmt Israels Armee im Westjordanland vermehrt Razzien. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Ramallah werden 2022 mehr als 170 Palästinenser in Zusammenhang mit Militäreinsätzen, bei Zusammenstössen oder eigenen Anschlägen getötet.

August 2022

Das israelische Militär startet eine grossangelegte Militäraktion gegen die militante Palästinensergruppe Islamischer Dschihad. Dutzende Menschen sterben. Palästinenser feuern daraufhin Raketen auf israelische Ortschaften. Der Eskalation vorangegangen war die Festnahme eines Anführers der von der EU und USA als Terrororganisation eingestuften Gruppe. Nach dreitägigen Kämpfen tritt eine Waffenruhe in Kraft.

Juli 2023

Bei einem der grössten Militäreinsätze im Westjordanland seit 20 Jahren rücken mehr als tausend Soldaten in die Stadt Dschenin ein. Auf israelischer Seite stirbt ein Soldat durch israelisches Feuer, auf der Gegenseite werden mindestens zwölf Palästinenser getötet und mehr als 100 verletzt. Die Armee begründet die Operation damit, terroristische Infrastruktur zu zerschlagen.

Oktober 2023

Überraschend feuern militante Palästinenser aus dem Küstenstreifen Tausende von Raketen auf israelische Ortschaften. Gleichzeitig dringen zahlreiche bewaffnete Palästinenser über Land, See und Luft nach Israel vor. Israels Armee beschiesst als Folge der Grossangriffe den Gazastreifen. Auf beiden Seiten sterben am ersten Tag des Konflikts mindestens Dutzende Menschen. (dpa) (aargauerzeitung.ch)

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74 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Triple A
08.10.2023 09:08registriert November 2018
Unglaubliche Geschichte! Und die Geschichte darüber wie man vom Opfer zum Täter wurde, und heute auf beiden Seiten mehr Politiker Interesse an Krieg, als an Frieden haben. Wer leidet? -Die gemässigte Zivilbevölkerung auf beiden Seiten.
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emankciN
08.10.2023 08:31registriert August 2021
Seit 1947? Eher seit tausenden Jahren wenn man es nicht politisch sondern geschichtlich betrachtet.
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Spitzname
08.10.2023 09:00registriert Dezember 2022
Das man hier kaum über die Briten erfährt...

Einstein selber schrieb:

„Sollte uns eine reale und endgültige Katastrophe in Palästina ereilen, so würden in erster Linie die Briten und an zweiter Stelle die aus unseren eigenen Reihen gebildeten terroristischen Organisationen dafür verantwortlich sein.“

Die Briten haben weit aus mehr Schuld als die meisten wissen.
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