Ägypten droht mit dem Rückzug als Vermittler im Gaza-Krieg. Der Chef des staatlichen ägyptischen Informationsdienstes teilte am Mittwochabend in den sozialen Medien mit, die Rolle Ägyptens im Dialog zwischen der islamistischen Hamas und Israel werde «mit falschen Behauptungen» in Zweifel gezogen.
Das Land, das an Israel und den Gazastreifen grenzt, soll laut einem CNN-Bericht einseitig den israelischen Vorschlag für ein Waffenstillstands- und Geiselabkommen manipuliert haben.
Darum geht es:
Anfang Mai standen Israel und die Hamas kurz vor einer Einigung. Die israelische Seite war laut US-Aussenminister Antony Blinken zu ausserordentlich grosszügigen Kompromissen bereit, wie CNN schreibt.
Am 6. Mai meldete die Hamas, sie habe einem Geisel-Deal zugestimmt. Doch wie bald bekannt wurde, entsprach dieser nicht den Punkten, denen Israel zuvor zugestimmt hatte. Die israelische Regierung reagierte empört, der Deal sei einseitig abgeändert worden.
Noch am selben Tag startete Israel eine Offensive auf die Grenzstadt Rafah. Seitdem sind die Verhandlungen über einen Waffenstillstand und die Freilassung der Geiseln festgefahren.
Drei Insider, deren Identität CNN nicht bekannt gibt, sollen bestätigt haben, dass der ägyptische Geheimdienst den israelischen Vorschlag um Forderungen der Hamas ergänzt hatte.
Ägypten tat dies nicht nur ohne eine Kenntnisnahme Israels, sondern auch ohne die USA oder Katar zu informieren – die beiden Länder vermitteln ebenfalls zwischen der Hamas und Israel. Laut zwei Insidern war es der katarische Premierminister, der den israelischen Geheimdienst Mossad über den ägyptischen Alleingang informiert hatte.
Einer der Insider sagte gegenüber CNN:
Gemäss den Insidern soll Ahmed Abdel Khalek, ein hochrangiger ägyptischer Geheimdienstler, für die Vertragsanpassungen verantwortlich sein. Er ist ein Stellvertreter des ägyptischen Geheimdienstchefs Abbas Kamel, der für Ägypten die Verhandlungen führt.
Einem Insider zufolge wollte Ägypten mit der Manipulation die Unstimmigkeiten zwischen den Positionen der Hamas und Israels verwischen. Die ägyptische Regierung relativiert gegenüber CNN und schiebt die Schuld von sich:
Wie ein Insider weiter mitteilt, sei den Ägyptern klar gewesen, dass die Hamas auch die Zugeständnisse der Israelis nicht akzeptieren würde. Darum habe der ägyptische Geheimdienst signifikante Änderungen am israelischen Vorschlag vorgenommen, um die Hamas zur Annahme zu bewegen.
Sollten die Verhandlungen wieder aufgenommen werden, würde Katar eine grössere Rolle spielen, wie einer der Insider gegenüber CNN verrät.
Noch sind zwar keine weiteren Verhandlungen absehbar, doch es ist laut CNN davon auszugehen, dass Ägypten auch weiterhin eine zentrale Rolle spielen wird. Einerseits hat Ägypten diplomatische Kontakte mit der Hamas, andererseits ist Kairo Israel lieber als Katar.
US-Vertreter sind derweil skeptisch: Hamas-Anführer Jihia al-Sinwar soll gar kein Abkommen wollen, da er mit einem Sieg rechne und darauf setze, dass das Leid der Zivilbevölkerung dazu führe, dass sich die Weltgemeinschaft gegen Israel wendet.
Kritiker von Israels Premier Benjamin Netanjahu werfen ihm andererseits vor, es gehe ihm in erster Linie darum, die Hamas zu zerschlagen, und nicht um die Befreiung der Geiseln.
Am Mittwoch wurde ein Video veröffentlicht, das die Entführung von fünf israelischen Soldatinnen am 7. Oktober zeigt.
Darin sind die verletzten, teilweise blutüberströmten jungen Frauen, die im Grenzgebiet zum Gazastreifen als Späherinnen der Armee im Einsatz waren, mit schwer bewaffneten Terroristen zu sehen. Sie sind offensichtlich verängstigt und haben die Arme hinten den Rücken gebunden. Die Entführer schreien sie immer wieder an und bedrohen sie.
Die Eltern der Entführten hatten der Veröffentlichung zugestimmt. Noch am selben Abend demonstrierten in Israel erneut Tausende für die sofortige Freilassung der Geiseln. Israel geht aktuell davon aus, dass sich noch 89 Personen in Hamas-Geiselhaft befinden. Weiter sollen sich 39 Leichen von ehemaligen Geiseln im Gazastreifen befinden.
Kairo blockiert derzeit Hilfslieferungen, die in den Gazastreifen gebracht werden sollen. Ägypten will sie erst zulassen, wenn Palästinenser den Grenzübergang wieder kontrollieren, den Israel im Rahmen der Rafah-Offensive unter seine Kontrolle gebracht hat.
Die USA forderten Ägypten auf, die Hilfslieferungen wieder zuzulassen, wie die Times of Israel schreibt. Die israelische Seite stelle den Transport sicher, es liege nun an Ägypten, die 2000 Lastwagen mit Hilfsgütern durchzulassen.
Mit Material der Nachrichtenagenturen SDA und DPA
Zudem wird Israel vorgeworfen, keine Hilfsgüter nach Gaza zu lassen. Die Rolle Ägyptens wird dabei unter den Teppich gekehrt.
Aufgrund der Tatsache, dass in Rafah eine vierstellige Anzahl an Tunnels von Gaza nach Ägypten gefunden resp. Im geheimen durch Ägypten zerstört wurde, wirft auch kein gutes Licht auf Ägypten.
Die Hamas freuts, Bibi fühlt sich bestätigt, die arabischen Länder scheren sich einen Dreck um ihre palästinensischen Brüder und Schwestern, die ultraorthodoxen Israeli würden am liebsten den Gazastreifen besiedeln, die StudentInnen des Westens können weiterhin geschichtsbefreit protestieren und der Antisemitismus nimmt zu.
Der Massenmord des 7. Oktober hat sein Ziel erreicht.