Nach 74 Jahren ist Schluss für Italiens Fluggesellschaft Alitalia. Ab Freitag geht die Nachfolgerin Ita an den Start. Doch der neuen Fluglinie könnten Turbulenzen drohen.
Nach dem Ende für die italienische Traditionsairline Alitalia nimmt die neue Italia Trasporto Aereo (Ita) am Freitag ihren Betrieb auf. Um 6:20 Uhr solle die erste Ita-Maschine vom Mailänder Flughafen Linate in Richtung Bari abheben, teilte das Unternehmen mit.
Die Airline in staatlicher Hand will nach eigenen Angaben am ersten Tag 191 Flüge durchführen. 24 davon seien national, 56 international. Von Rom aus würden auch Frankfurt und München angeflogen.
Der letzte Alitalia-Flug landete am späten Donnerstagabend nach Flughafen-Angaben um 23:23 Uhr in Rom. Die Airline steckte seit Jahren in der Krise. 2017 musste der Staat einspringen, als das Unternehmen insolvent wurde. Hunderte Millionen Euro an Hilfsgeldern konnten die als symbolisch für Italien geltende Airline nicht retten. Mit der EU wurden die Bedingungen für die Gründung der Ita vereinbart. Sie gilt als Nachfolgerin der Alitalia, ist der EU-Kommission zufolge jedoch nicht ihre wirtschaftliche Nachfolgerin.
Die neue Airline plant, in diesem Jahr mit 52 Maschinen und einer Belegschaft von ungefähr 2800 Menschen zu operieren – bei Alitalia waren ca. 10'500 Menschen beschäftigt. Tickets gab es seit August auf einer provisorischen Internetseite zu kaufen. Das Unternehmen wolle sich auf Geschäfts- und Freizeitkunden fokussieren.
In den kommenden Jahren soll die Flotte wachsen, so dass Ita 2025 mit 105 Maschinen fliegt und bis zu 5700 Menschen beschäftigt. An ihren Drehkreuzen Rom-Fiumicino und Mailand-Linate musste sie jedoch Teile der Start- und Landerechte der alten Alitalia abgeben.
Einige sehen den Start kritisch. Die Gewerkschaft Cub Trasporti will sich am Freitag am Hauptstadtflughafen Fiumicino zu einer Demonstration anlässlich des Ita-Starts versammeln, wie Cub-Sekretär Antonio Amoroso am Donnerstag vor der Auslandspresse in Rom erklärte. Der Plan des Unternehmens habe keine Perspektive. Es sei unklar, wie Ita die gekauften Flugzeuge ohne essenzielle Marktanteile einsetzen wolle. Die Gewerkschaft rechnet mit hohen wirtschaftlichen Verlusten in den kommenden beiden Jahren.
Alitalia geriet in den vergangenen Jahren durch Billigflieger auf dem italienischen und europäischen Markt unter Druck, wie Luftfahrtexperte Ugo Arrigo in einer Präsentation beschrieb. Ita stehe vor demselben Problem. Auf der Langstrecke sei die Airline ausserdem mit nur sieben anstatt wie Alitalia mit 26 Maschinen schwach aufgestellt.
Arrigo resümierte, Alitalia sei die italienische Fluggesellschaft, die es nicht mehr gebe, und Ita die, die es nicht geben werde.
(yam/sda/dpa)