Der Sohn des ehemaligen Mafia-Bosses Totò Riina, Salvo Riina sorgt in Italien für reichlich Medienaufruhr. Der Grund: Vergangene Woche, am 15. August, wünschte er seinen Followern mit einem Facebook-Post einen schönen Ferragosto, einen italienischen Feiertag. Die Grüsse richtete er aus «via Scorsone 24» in Corleone aus. Es ist die Adresse der langjährigen Residenz der Riinas.
Das Problem: Die via Scorsone gibt es seit 2018 nicht mehr. Damals wurde die Strasse zu Ehren eines 1979 in Palermo erschossenen Ermittlungsrichters zu «via Cesare Terranova» umbenannt. Der damalige Mafiaboss der Corleoner Cosa Nostra gab die Ermordung Terranovas in Auftrag.
Italienische Medien und die Gemeinde Corleone sehen in Salvo Riinas Post darum eine Provokation. Sie werfen ihm vor, die Verbrechen der Cosa Nostra in Corleone zu verharmlosen und zu romantisieren.
Riina wurde 2002 verhaftet und 2009, wegen mafiöser Vereinigung, Geldwäsche und Erpressung zu insgesamt fast neun Jahren Gefängnis verurteilt. 2023 war er in sein Heimatdorf, Corleone, zurückgekehrt.
Walter Rà, der im Juni 2024 zum Bürgermeister von Corleone gewählt wurde, bezeichnete den Vorfall als «feige» und bekräftigte, dass die Stadt ihre dunkle Geschichte hinter sich gelassen habe. Man werde sich von Riina nicht einschüchtern lassen. «Wir haben hier ein neues Kapitel aufgeschlagen, niemand wird uns zwingen, rückwärts zu gehen.» In einer Medienmitteilung schreibt die Stadt weiter:
Totò Riina, der Vater von Salvo Riina, ging aus dem sogenannten zweiten Mafia-Krieg in Sizilien um etwa 1983 als Sieger hervor. Damit wurde der Patriarch der Riina-Familie zum de facto «Capo dei Capi» dem Boss der Bosse der sizilianischen Mafia, der Cosa Nostra. Diesen Triumph hatte Riina vor allem seiner Brutalität zu verdanken. Ihm werden ungefähr 150 Morde angerechnet.
1982 tötete Riina unter anderem einen sizilianischen Politiker, der ein Anti-Mafia-Gesetz verabschiedet hatte. 1984 war Riinas Clan in einen terroristischen Angriff auf einen Zug involviert, dabei starben 17 Menschen.
Die Gewalt gipfelte 1992 in der Ermordung des bekannten italienischen Richters Giovanni Falcone. Er war in Italien als einer der wichtigsten Figuren in der Mafiabekämpfung bekannt. 1993 wurde Totò anschliessend festgenommen und blieb bis zu seinem Tod 2017 im Gefängnis. (ear)