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Italien

Mailänder Kino zeigt Film über Holocaust-Überlebende nicht

Angst vor Protesten: Mailänder Kino zeigt Film über Holocaust-Überlebende nicht

14.11.2024, 17:1114.11.2024, 17:11

Ein Kino in der Millionenstadt Mailand weigert sich, einen Film über die italienische Holocaust-Überlebende Liliana Segre zu zeigen. Dies aus Angst vor propalästinensischen Protesten, wie der Betreiber des Kinos in einem Interview der Zeitung «La Repubblica» sagte.

Holocaust survivor Liliana Segre speaks with young students on the occasion of an Holocaust remembrance, at the Arcimboldi theatre in Milan, Italy, Wednesday, Jan. 24, 2018. Segre, a senator for life, ...
Die Holocaust-Überlebende Liliana Segre.Bild: AP

Eigentlich sollte der Dokumentarfilm mit dem Titel «Liliana» Ende des Monats dort gezeigt werden, der Betreiber des Kinos lehnte die Vorstellung jedoch ab.

«Ich habe nichts gegen Juden, aber versetzen Sie sich in meine Lage. Das politische Klima ist angespannt. Ich habe keine Lust, ein Risiko einzugehen», sagte der Betreiber. Jede Woche gebe es wegen der Lage im Nahen Osten Proteste in Mailand. Die Vorstellung des Films in seinem Kino würde bei den Demonstranten nicht unbemerkt bleiben. «Wenn sie kommen und alles zertrümmern, wer erstattet mir dann den Schaden?», sagte er in dem Interview weiter.

Der Regisseur des Dokumentarfilms, Ruggero Gabbai, machte die Absage durch den Kinobetreiber vor wenigen Tagen öffentlich. Der Vorfall und die Begründung des Kinobetreibers lösten in Italien eine Welle der Empörung aus, Medien berichteten darüber.

Der Film erzählt die Lebensgeschichte der 94 Jahre alten Schoah-Überlebenden Liliana Segre. Segre wurde 1930 in einer jüdischen Familie in Mailand geboren. Nach einer gescheiterten Flucht mit ihrem Vater in die Schweiz wurde sie Ende 1943 verhaftet und im Januar 1944 ins Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Sie überlebte dort als Arbeiterin in einem Rüstungsbetrieb. Heute ist sie in Italien Senatorin auf Lebenszeit.

Die Mailänderin ist seit geraumer Zeit Opfer antisemitischer Schmähungen und Drohungen. Täglich erhält Segre nach eigenen Worten unzählige Hass-Nachrichten. Seit dem Hamas-Massaker in Israel am 7. Oktober 2023 und dem darauffolgenden Gaza-Krieg habe sich die Lage verschärft. Vor wenigen Tagen wurde auf einem Wandbild das Gesicht von Segre und ihr dort abgebildeter Judenstern weggekratzt, viele Medien berichteten darüber. (dab/sda/apa)

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22 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Felix Tschapajew
14.11.2024 16:59registriert November 2020
Nur langsam zum Mitschreiben für alle die es noch immer nicht begriffen haben: Judentum - ob nun die Religion oder die kulturelle Idenität - und der Staat Israel sind nicht deckungsgleich. Gerade bei Liliana Serge, die zeitlebens immer in Italien gelebt hat, ist die kurzfristige Absage eine absurde Nummer... 
Und dann wirds ganz absurd: "Wenn sie kommen und alles zertrümmern, wer erstattet mir dann den Schaden?"

Standardpolicen in Italien decken übrigens Schäden durch Vandalismus ab oder hat er uns gerade der Betreiber gestanden, dass er sein Kino nicht versichert hat??
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IZO
14.11.2024 16:26registriert März 2019
Wir habens echt weit gebracht 👍


😮‍💨😔
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Neruda
14.11.2024 17:42registriert September 2016
Wenn dort Pro-Palästinenser auftauchen, um bei einem Film über eine Holocaust-Überlebende zu demonstrieren, dann weiss man, dass es in Wahrheit Antisemiten und Antidemokraten sind!

Was bitte schön hat die Politik Israels mit einer italienischen Jüdin zu tun?

Hier müssen die Behörden und die Gesellschaft die Filmvorführungen ermöglichen. Die israelischen Kriegsverbrechen können an einem geeigneten Ort kritisiert werden. Wer alles jüdische angreift ist ein Islamofaschistenfreund und gehört genau so wenig in unsere Gesellschaft wie Neonazis.
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